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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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nie danach gefragt. Im Gegenteil. Sie hatte jedes Thema, das auch nur im Entferntesten mit ihrer Mutter zu tun hatte, sorgfältig vermieden. Einschließlich Trollen und Winden. Jetzt wünschte sie, sie hätte ihn das alles gefragt.
    Gail schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, antwortete sie. »Eines Nachts ging ich schlafen, und als ich aufwachte, war ich draußen auf dem Eis, und der König der Eisbären trug mich nach Hause.«
    Stille breitete sich in der Küche aus. Es war einfach unmöglich, die Stimme ihrer Großmutter nicht zu hören, während Cassie ihre Mutter ansah, die Tochter des Nordwinds, befreit aus der Festung der Trolle. Und so trug der Bär die Tochter des Nordwinds zurück zu ihrem Menschenmann …
    Auf dem Herd spuckte ein Tiegel Soßenblasen, und der Brenner zischte. »Huch, die Bohnen!« Dad eilte hinüber. In Gails Gesicht blitzte Erleichterung auf. Die Ablenkung kam ihr sehr gelegen. Flink tauchte sie von Cassie weg und schob eine Schüssel unter dem Ellenbogen ihres Vaters durch, der die Bohnen hineingoss. Gail nahm den Tiegel, er die Schüssel – Tiegel in die Spüle, Schüssel auf den Tisch. Es wirkte wie ein gut einstudierter Tanz. Ein Tanz, der Cassie ausschloss.
    Ihr fiel ein, wie sie mit Bär im Ballsaal getanzt hatte. Energisch schob sie die Erinnerung beiseite. »Wo ist Großmutter?«, fragte sie. »Ist sie wieder in Fairbanks?«
    »Ich habe sie zurückgeflogen, so ungefähr einen Monat nachdem du verschwunden warst«, sagte Max. »So lange hat sie gewartet, ob du zurückkommst.«
    Auch Gram hatte Cassie nie Kummer bereiten wollen. Da waren wohl jede Menge Entschuldigungen fällig.
    »Cassie«, sagte Dad, »die anderen wissen nichts von … von alldem.«
    Sie blinzelte. »Wie kann das sein?« Max und Owen wussten davon. Zugegeben, sie hatten Cassies Mutter schon vorher gekannt, und die anderen nicht. Aber trotzdem. Ihre Mutter war von den Toten zurückgekehrt. Das musste den anderen doch aufgefallen sein.
    »Naja, eigentlich haben wir nur gesagt, dass wir dachten , sie wäre tot«, sagte Max genießerisch. »In Wahrheit lag sie im Koma, und niemand wusste, wer sie war, und eines Tages wachte sie auf. Als man sie aus dem Krankenhaus entließ, flog ich sie her, um deinen Vater zu überraschen.«
    Cassie glotzte ihn verständnislos an. Das war die dümmste Geschichte, die sie jemals gehört hatte. »Und das haben die geglaubt? Was für eine Seifenoper habt ihr denn da abgekupfert?«
    Max zuckte mit den Schultern. Er sah beleidigt aus.
    »Wir hatten entschieden, es wäre am besten«, erklärte Dad, »wenn wir versuchen, ganz normal weiterzumachen. Um deiner Mutter willen.«
    Bevor Cassie etwas erwidern konnte, kamen Scott und Liam, die beiden Wissenschaftler, in die Küche gestürzt. Cassie stellte schockiert fest, wie lange sie schon nicht mehr an die zwei gedacht hatte. So lange, dass sie fast vergessen hatte, wie sie überhaupt aussahen.
    Scott sah sie als Erster und begann zu grinsen. »Cassie?« Er klopfte ihr auf den Rücken. »Schön, dich zu sehen. Alles klar bei dir? Was gibt’s zum Abendessen?« Dann schwang er sich rittlings auf einen Stuhl und begann sich Bohnen in eine Schüssel zu schaufeln.
    Liam schüttelte ihr die Hand. »Du hast eine tolle Saison verpasst. Wie findest du Fairbanks?«
    Sie warf ihrem Vater einen schnellen Blick zu. Wenn er behauptet hatte, Gail läge im Koma, was hatte er dann über Cassie erzählt? »Ganz gut.« Dad nickte zustimmend.
    Jeremy trampelte in den Raum. »Bei diesen Temperaturen gefriert ja sogar flüssiger Stickstoff.« Er zog sich die Handschuhe aus, warf sie auf den Tisch und machte sich über die Bohnen her. Mit vollem Mund nickte er Cassie beiläufig zu, als wäre sie nicht mal eben die ganze Wanderungssaison über weg gewesen. »Ich weiß, ich weiß«, murmelte er. »Ich bin immer noch hier.«
    »Er schuldet mir noch drei Monate«, bemerkte Dad, während er Cassie eine gefüllte Schüssel reichte.
    Den Mund immer noch voller halb zerkauter Bohnen, fuhr Jeremy fort: »Und dann nix wie weg aus diesem Gefrierschrank. Oh, Los Angeles, du warme, wunderbare Stadt. Ich werde mein Forscherauge auf die Dschungel des Amazonas richten.«
    »In L. A. wirst du jammern, weil du Sonnenbrand hast, und im Dschungel wirst du schmelzen wie Butter in der Sonne«, neckte Gail und schenkte ihm ihr strahlendes Lächeln. Cassie spürte, wie sich ihr Herz plötzlich zusammenkrampfte. Die eigene Tochter war für ihre Mutter eine Fremde, und dieses

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