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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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12 " W
    Höhe: 2,45 m
    Schluss mit dem Warten!
    Schluss mit der Angst!
    Schluss mit dem verdammten Whiteout! Sie würde nicht länger hier rumliegen und sich so lange mit Erinnerungen an Bär quälen, bis sie entweder wahnsinnig wurde oder starb. Ob er sie nun wissentlich verraten hatte oder nicht, es würde kein bisschen weiterhelfen, wenn sie hierblieb.
    Sie war Polarforscherin, verdammt noch mal! Sie konnte das hier überleben. Sie hatte ihre Schutzbrille gegen die Schneeblindheit, und das GPS würde dafür sorgen, dass sie nicht im Kreis lief – zumindest so lange, wie die Batterien durchhielten. Ihre eigenen Fähigkeiten und alles, was sie bei ihrem Vater gelernt hatte, würden ihr helfen, hier rauszukommen. Selbst angesichts der Risiken war das immer noch ihre beste Überlebenschance. Sie musste weiter nach Süden gehen. Nur dann gab es vielleicht eine Möglichkeit, dass Max (oder irgendein anderer Pilot) sie entdeckte. Abgesehen davon verfügte sie nicht mehr über genügend Vorräte, um das Ende des Whiteouts abzuwarten. Ich gehe los. Mit diesem Gedanken legte Cassie im Inneren des Schlafsacks ihre volle Ausrüstung an, die Gelenke so steif wie trockenes Holz. Dann kletterte sie nach draußen.
    Als sie aufstand, wurde ihr schwindlig. Ihre Knie gaben nach, und sie plumpste hart auf den Hintern. Sie war schwächer als gedacht. Die halben Rationen und die erzwungene Bewegungslosigkeit forderten ihren Tribut. Cassie wartete, bis ihr Blick wieder klar war. Die Sichtweite betrug allerhöchstens fünf Schritte. Im Zeitlupentempo wickelte sie eine extraleichte, lange Unterhose als zusätzlichen Schutz gegen das blendende Weiß um ihre Brille. Dann versuchte sie, ihren Schlafsack zusammenzurollen. Sie hatte ihn nass geschwitzt, und jetzt war er bretthart gefroren. Jede Biegung musste sie ihm mit aller Kraft abringen. Als sie ihn endlich zu einem unregelmäßigen Paket zusammengequetscht hatte, band sie ihn an ihrem Rucksack fest und hievte sich die Last auf den Rücken. Die Tragriemen schnitten ihr in die Schultern. Mit Fingern taub vor Kälte versuchte sie, den völlig vereisten Hüftgurt zu schließen. Beim dritten Mal gelang es ihr.
    Sie stapfte los, hinein in die schneegeschwängerte Luft.
    Minuten später plagten sie heftige Magenschmerzen, und sie war bis auf die Knochen durchgefroren. Die trockene Luft saugte die Feuchtigkeit von ihrem Mund, in den Wangen unter der eisverkrusteten Gesichtsmaske spürte sie das Prickeln einer beginnenden Erfrierung. Sie sollte nicht in einem Whiteout unterwegs sein. Nur Idioten machten so was. Kinnaq, flüsterte die Stimme in ihrem Kopf, Verrückte.
    Doch wenn sie jetzt aufgab, mitten im Trümmereis, dann würde Max sie niemals finden, nicht mal, wenn der Whiteout vorüber war. Sie musste unbedingt auf flaches Eis, wenn er sie retten sollte. Ich muss zumindest versuchen, ihm die Möglichkeit zu geben, mich zu finden, dachte sie. Das ist klug, bestärkte sie sich weiter, und nicht verrückt. Aufgeben war etwas für Verrückte. Wie sie Bär einmal gesagt hatte: Sie gehörte nicht zu denen, die aufgaben.
    Cassie ging weiter, beständig auf das vertraute Geräusch brechenden Eises lauschend. Langsam – ganz, ganz langsam – löste der Whiteout sich auf. Hin und wieder erhaschte sie einen flüchtigen Blick auf die Bären. Sie waren immer noch da, folgten ihr. Sollen sie doch. Cassie hatte nicht mehr die Kraft, sich vor ihnen zu fürchten. Den Blick immer nur auf den nächsten Schritt gerichtet, schleppte sie sich über das Eis. Als sie nach einer Weile wieder aufblickte, konnte sie fünfzig Schritte weit sehen. Jenseits dieser Marke blieb die Welt vom Schnee verschluckt.
    Der Sturm hatte das Meereis entlang der Ränder der einzelnen Schollen auseinandergerissen. Nun präsentierte es sich kreuz und quer von Rinnen durchzogen, flussähnlichen Spalten, aus denen dichter Dunst aufstieg. Neue Pressrücken waren entstanden, ehemals vorhandene im Meer versunken. Fassungslos starrte Cassie auf die Landschaft, die sie umgab. So große Zerstörungen hatte sie nicht erwartet. Aus purem Glück hatte sie eine stabile Scholle gefunden. Ein paar Schritte weiter, und … Sehr viel Glück.
    Sie brauchte einige Minuten, um genügend Mut zum Weitergehen zu fassen. Ein weiter Schritt über eine Wasserrinne brachte sie auf stärker gebrochenes Eis. In einigen Rinnen war das Wasser bereits wieder gefroren und bildete glatte Straßen. Einer von ihnen folgte Cassie, beständig Ausschau haltend nach der

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