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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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ohne Mutter aufgewachsen, und Gail schrie im Schlaf.
    Sein faltiges Gesichtchen verdunkelte sich. »Es ist gefährlich.«
    »Ich muss das tun, für Bär.« Entschlossen ging sie ins Gästezimmer und kam mit ihrem Rucksack zurück. »Ich muss .« Etwas anderes stand überhaupt nicht zur Debatte.
    Knochen krachten, als Großvater Wald sich erhob. »Es tut mir leid, aber ich muss darauf bestehen.«
    »Du. Aha! Und welche Armee?« Sie ging entschlossen zur Tür.
    Mit leiser, trauriger Stimme erwiderte er: »Ich brauche keine Armee.« Eine blitzschnelle Handbewegung zu den Wänden, und auf seinen Befehl hin schossen Triebe hervor, krochen auf Cassie zu und schlangen sich um ihre Handgelenke. Cassie schrie laut auf. Weinranken zogen sich fest um ihre Arme und kletterten an ihr hoch bis unter die Achseln. Dann wickelten sie sich um ihren Oberkörper, und sie wurde hochgehoben. Sie strampelte mit den Füßen in der Luft, wand und krümmte sich im Griff der Ranken. »Lass mich runter!«
    »Das werde ich«, sagte Großvater Wald. »Sobald du eingesehen hast, dass du hierbleiben musst, bis das Baby geboren ist. Dein Kind wird dringend gebraucht.« Seine Stimme klang so ruhig, dass Cassie ein frostiger Schauer über den Rücken lief. »Es gibt nicht genügend Munaqsri, und Munaqsri halten die Welt am Laufen. Bitte, versuch doch, das zu verstehen! Es ist nur zum Besten.«
    Cassie wehrte sich erneut mit aller Kraft, aber sie hing in den Weinranken wie eine Strohpuppe – Arme ausgebreitet, Füße in der Luft, Kopf zwischen den Dachsparren. »Das kannst du nicht tun! Du darfst mich nicht hier festhalten!«
    Er nahm seinen Tee. »Sobald du zur Vernunft gekommen bist, kannst du wieder runter.« Und mit diesen Worten ging er zur Tür und öffnete sie.
    »Wo gehst du hin?« Sie warf sich herum und trat wie wild mit den Füßen um sich. »Komm zurück! Lass mich hier nicht so hängen!«
    Großvater Wald nahm ein Schlückchen von seinem Tee, ging aus dem Zimmer und machte die Tür hinter sich zu.
    Cassie hing zappelnd in der Luft, sinnlos um sich tretend. »Komm zurück!«
    Der letzte singende Stein ertönte, das Gartentor kreischte in den Angeln, und dann war er fort. In den Wald.
    Cassie zog rhythmisch die Beine an und versuchte zu schwingen. Es klappte. Sie pendelte vor und zurück, vor und zurück, immer schneller.
    Doch die Weinranken spürten die ungewöhnliche Bewegung. Sie zogen sich fester zusammen, und Cassies Kopf krachte gegen die Decke. Sie fluchte. Sedna, der Lemming, die Eule, die Espe … Hatten sie gewusst, dass Großvater Wald sie gefangen nehmen würde? Hatten sie sie bewusst in die Irre geführt? Oder hatte sie, Cassie, die Munaqsri missverstehen wollen ?
    Sie zerrte an den Weinranken. Die Schlingen wickelten sich fester um ihre Handgelenke. Wenn sie sich nicht entspannte, würden sie ihr das Blut abschnüren. Keuchend hing sie in der Luft. Oh, Bär, ich werde einen Weg finden!
    Lässig im Kreis schwingend, baumelte sie von der lebenden Decke.
    Cassie hörte, wie Großvater Wald seinen Morgentee aufsetzte. Ohne den Kopf zu heben, sagte sie: »Lass mich runter! Ich muss zur Toilette.«
    »Vögel und Eichhörnchen benutzen auch keine Toilette. Störe mich nicht!« Er goss sich Tee ein. Das plätschernde Geräusch verschlimmerte den Drang, und sie kniff die Beine fest zusammen.
    Sofort zogen sich die Ranken enger und banden sie aneinander. »Es sei denn«, sagte er hoffnungsvoll, »du hast dich entschlossen zu bleiben?«
    Cassie wand sich im Griff der Ranken und schrie ihm jeden einzelnen Fluch entgegen, den sie kannte.
    »Welch gemeine Ausdrucksweise für ein Kind«, sagte er milde und verließ die Hütte.
    Einige Minuten später hörte Cassie auf, sich zu wehren. Es tat zu weh. Ihr Körpergewicht zerrte an den Armgelenken; sie fühlte sich, als hätte man sie gekreuzigt. Tränen traten ihr in die Augen, aber sie blinzelte sie weg. Diese Genugtuung würde sie ihm nicht verschaffen. Er würde sie nicht unterkriegen – und auch nicht das Eis, nicht die See, nicht die Tundra und erst recht nicht dieser verdammte Wald.
    Sie begann ihre Finger zwischen die Weinranken zu bohren. Die reagierten sofort. Sie teilten sich und wickelten jeden Finger einzeln ein. Nun konnte sie ihre Hand nicht mehr gebrauchen. Cassie krümmte sich, und die Ranken verdickten sich. »Oh Gott!«, flüsterte sie. Panik stieg in ihr hoch – sie konnte nichts dagegen tun. Je wilder sie um sich schlug, desto mehr Ranken schoben sich über die ersten. Im

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