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Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens

Titel: Ice - Hüter des Nordens - Durst, S: Ice - Hüter des Nordens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Beth Durst
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retten. Genau wie ihre Mutter vor all den Jahren.
    »Etwas heiße Suppe wird dir guttun. Möhren, Kartoffeln, Zwiebeln.« Großvater Wald nahm Gemüse aus einem Schrank. »Tomaten. Wenn du ihn wirklich liebst, musst du ihn loslassen.«
    »Er hat mir sein Wort gegeben«, erwiderte sie. »Bis meine Seele meinen Körper verlässt.« Ein Munaqsri konnte ein einmal gegebenes Versprechen nicht brechen. Richtig? Es sei denn, es wurde im Gegenzug etwas anderes versprochen. Cassie erinnerte sich an die Geschichte ihrer Großmutter: Die Tochter des Nordwinds hatte dem Versprechen ihres Vaters ihr eigenes entgegengesetzt. Cassie spürte, wie Verzweiflung sie einhüllte und fester zusammenpresste als die Weinranken.
    Großvater Wald schälte und schnitt das Gemüse und warf es in den Topf. »Hat dein Bär das denn gewollt? Dass du den Tod suchst und den deines Kindes? Niemand war jemals östlich der Sonne und westlich des Mondes.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach Cassie. Gail war dort gewesen. Der Nordwind hatte sie hingeblasen. Der Nordwind … Cassie verfluchte sich. Wäre sie doch zum Nordwind gegangen. Er hätte sie zu Bär bringen können. Wie dumm sie doch war! Jetzt hatte sie einen Plan. Jetzt, wo sie hier in dieser Hütte hing wie ein gefangener Hase.
    »Nein, mein Kind. Jeder Versuch, zu dieser Festung zu gelangen, ist zum Scheitern verurteilt. Es ist das Beste für dich, wenn du hierbleibst. Das hätte der Bär auch gewollt.«
    Versprich mir, dass du es nicht versuchst! »Das hat er doch nicht ernst gemeint!« Wenn du mich liebst, musst du mich gehen lassen! » Er will kein Gefangener der Trolle sein. Er will bei mir sein!« Sie war selbst überrascht, wie stark diese Überzeugung war. Wenn es hart auf hart ging, glaubte sie ihm, dass er sie liebte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz.
    »Manchmal stoßen auch den Guten schlimme Dinge zu.« Großvater Wald schöpfte Suppe in eine Schüssel. Er trug sie hinüber zu Cassie, und auf seinen Befehl hin hob sich der Fußboden, bis er sich auf Augenhöhe mit ihr befand. Ein würziger Duft stieg ihr in die Nase. Ihr Magen, dieser Verräter, begann vernehmlich zu knurren. »Alles wird sich zum Besten wenden«, sagte Großvater Wald. »Du wirst sehen.« Er hielt ihr einen vollen Löffel an die Lippen. »Mach den Mund auf! Du musst bei Kräften bleiben.« Die Spucke lief ihr im Mund zusammen. »Komm schon«, beharrte er. »Für das Baby.«
    Cassie spuckte ihm ins Gesicht.
    »Närrisches Kind.« Er wischte sich den Schleim von der Wange. »Es ist doch nur zu deinem eigenen Besten.«
    »Ich hoffe, es gibt einen Waldbrand«, fuhr sie ihn an. Sie würde keine Angst zeigen.
    »Du wirst so lange hier oben hängen bleiben, bis du zur Vernunft gekommen bist.« Eine Handbewegung, und der Fußboden senkte sich wieder, während die Ranken erneut ihre Arme einschnürten und sie ruckartig nach oben zogen. Cassie biss sich auf die Zunge, um nicht zu schreien. Ihre Arme schmerzten so stark, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb. Sie blinzelte sie weg.
    Großvater Wald wandte ihr den Rücken zu und goss den Inhalt der Schüssel zurück in den Topf.
    »Eines Tages«, sagte er, »wirst du mir dankbar sein.«
    Dann ließ er sie allein.
    Irgendwann während der sonnenhellen Nacht machte Cassie sich nass. Sie spürte, wie die warme Flüssigkeit an ihren Schenkeln hinunterrann und sich an ihren Knien sammelte, wo die Weinranken einen engen Ring bildeten. Sie presste die Augen zusammen und versuchte, an alles Mögliche zu denken, außer daran, wo sie sich jetzt befand. Sie dachte an die Station. Dad, Gram, Max. Cassie war immer davon ausgegangen, dass sie alle bei ihr sein würden, wenn sie ihr erstes Kind bekam. Sie sah sich selbst als kleines Kind, umgeben von Wissenschaftlern und Schneemobilen. Sie war so glücklich gewesen.
    Am nächsten Morgen schaute sie zu, wie Großvater Wald in der Küche herumhantierte und sich Frühstück machte. Sie hoffte inständig, die Spiegeleier würden nach Urin schmecken. Doch als er ihr ein paar Happen davon brachte, aß sie sie. »Braves Mädchen«, gluckste er und goss ihr etwas Wasser in den Mund. Das meiste davon spritzte daneben, rann ihren Hals hinunter und versickerte zwischen den Weinranken. »Du bist bereit, mit mir zu kooperieren?«, fragte er.
    »Ich möchte nicht halb verhungert sein, wenn ich aufbreche, um Bär zu retten«, gab sie zurück.
    Er runzelte die Stirn. »Vielleicht brauchst du noch einen Tag. Dann wirst du das sicher anders

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