Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
der Krone der Königin geworden?« Puppup sah ihn misstrauisch an. »Die ist zusammen mit ihr beerdigt worden. Scheint ein alter Brauch zu sein.« »War Fuegia Basket demnach Ihre Urururgroßmutter?« Puppups Blick blieb verschleiert. »Ja, so in etwa.« »Dann stammen Sie also aus einer berühmten Familie.« Glinn behielt Puppups Augen fest im Blick. Als sie flackernd auswichen, wusste er, dass seine Bemerkung die gewünschte Wirkung gehabt hatte. Trotzdem musste er weiter äußerst behutsam und feinfühlig vorgehen. Bei einem Mann wie John Puppup bekam man nur einmal die Chance, ihn für sich zu gewinnen. »Ihre Frau muss schon vor langer Zeit gestorben sein.« Puppup gab keine Antwort. »An den Blattern?« Puppup schüttelte den Kopf. »Masern.« »Ah«, machte Glinn, »mein Großvater ist auch an den Masern gestorben.« Was tatsächlich der Wahrheit entsprach. Puppup nickte stumm. »Und das ist nicht das Einzige, was uns verbindet«, fuhr Glinn fort. Puppup sah ihn mit schiefem Blick an. »Mein Urururgroßvater war Captain Fitzroy.« Eine Lüge, die ihm glatt über die Lippen kam. Puppup wandte das Gesicht dem Meer zu, aber Glinn sah trotzdem, dass er irgendwie unsicher geworden war. Es sind immer die Augen, die einen Menschen verraten, dachte er. Es sei denn, er ist ein abgebrühter Lügner, was freilich langjährige Übung voraussetzt. »Es ist seltsam, wie die Wege von Familien sich mitunter kreuzen«, sagte Glinn bedächtig. »Ich habe einen Holzschnitt, der Ihre Urururgroßmutter als kleines Mädchen zeigt, er hängt bei mir zu Hause im Wohnzimmer.« Wenn er der ethnographischen Literatur trauen konnte, hatten familiäre Bindungen bei den Yaghan einen hohen Stellenwert. Puppups Schultern verkrampften sich ein wenig. »John, darf ich den Ring noch mal sehen?« Ohne Glinn anzuschauen, hielt ihm Puppup die Hand hin. Glinn ergriff sie und hielt sie sanft fest, so wie man eine Kinderhand festhält, wenn man sie wärmen will. Der Ring war ihm gleich bei ihrer ersten Begegnung aufgefallen, im Hinterzimmer der Kneipe in Puerto Williams. Es hatte allerdings ein paar Tage gedauert, bis seine Leute in New York ihm sagen konnten, woher der Ring stammte und was für eine Bewandtnis es damit hatte. »Das Schicksal geht oft verschlungene Wege, John. Mein Urururgroßvater, Captain Fitzroy, hat Fuegia Basket, Ihre Urururgroßmutter, auf seiner HMS Beagle nach London entführt, um sie der Queen vorzustellen.« In jenen Tagen war es üblich gewesen, »Eingeborene« aus den entlegensten Winkeln der Welt an den britischen Hof zu bringen. Fuegia Basket hatte erst Jahre später nach Feuerland zurückkehren dürfen, von der Queen mit der Krone und dem Ring beschenkt. Sie reiste übrigens wieder mit der Beagle, gemeinsam mit einem Passagier namens Charles Darwin. »Und nun habe ich Sie entführt«, fügte Glinn lächelnd hinzu. »Ironie des Schicksals, nicht wahr? Aber mit dem Unterschied, dass ich Sie nicht nach England verschleppe. Sie werden in wenigen Tagen wieder zu Hause sein.« Puppup sah ihn immer noch nicht an. Dennoch glaubte Glinn zu spüren, dass die Tür zu Puppups Ich nicht mehr so fest verriegelt war. »Was wird aus diesem Ring werden?«, fragte Glinn. »Ich werd ihn mit ins Grab nehmen.« »Keine Kinder?« Eine scheinheilige Frage, Glinn wusste längst, dass Puppup der letzte Yaghan war. Puppup schüttelte den Kopf. Glinn hielt die Hand noch immer in der seinen. »Gar keine Nachkommen oder nahe Verwandte?« »Ein paar Mestizen. Aber ich bin der Einzige, der noch unsere Stammessprache spricht.« »Das muss Sie sehr traurig machen.« »Es gibt eine alte Yaghan-Legende, und je älter ich werde, desto fester glaube ich, dass sie auf mich gemünzt ist.« »Und was ist das für eine Legende?« »Wenn für den letzten Yaghan die Stunde des Todes gekommen ist, wird Hanuxa ihn zu sich unter die Erde holen, und aus seinen Knochen wird ein neues Geschlecht erwachsen.« Glinn ließ Puppups Hand los. »Und wie holt sich Hanuxa den letzten Yaghan?«
    Puppup winkte ab. »Das ist doch sowieso nur dummer Aberglaube. Ich hab die Einzelheiten vergessen.« Glinn wusste, dass es keinen Zweck hatte, ihn zu bedrängen. Er würde wohl nie herausfinden, ob er wirklich näher an den alten Mann herangekommen war. »Etwas anderes noch, John«, sagte er. »Ich brauche Ihre Hilfe. Es geht um den Comandante. Dass er hier aufgetaucht ist, könnte unseren Auftrag gefährden. Wissen Sie was über ihn?« Puppup schüttelte noch eine Zigarette aus der

Weitere Kostenlose Bücher