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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Das kurze Flackern, das alle paar Sekunden über den Bildschirm lief, zeigte an, dass das Monitorbild anhand der neuesten Satellitendaten aktualisiert wurde. »Wie lange noch?«, fragte er. »Acht Minuten«, antwortete Britton. Ihre Stimme klang fest wie immer, die Ereignisse der letzten Stunden waren ihr nicht mehr anzumerken. Lloyd schielte zu Glinn hinüber, der, die Hände auf dem Rücken verschränkt, mit der für ihn typischen undurchdringlichen Miene neben Puppup stand. Lloyd glaubte allerdings einen Anflug blasierter Selbstgefälligkeit in seinem Gesicht auszumachen. Wozu er auch allen Grund hatte. Immerhin trennten ihn nur noch wenige Minuten von dem Augenblick, von dem an er für sich in Anspruch nehmen konnte, die wissenschaftliche und technische Großtat des Jahrhunderts vollbracht zu haben. Lloyd ließ den Blick weiter schweifen. Die Brückenwache: abgekämpft, aber stolz; die Männer warteten auf ihre Ablösung. Der Erste Offizier – nun, seine verdrossene Miene verriet nichts, aber das war ja bei Howell immer so. McFarlane und Amira standen stumm nebeneinander. Und eine Überraschung: Sogar Brambell, der gerissene alte Fuchs, hatte sich aus seinem Bau unter Deck auf die Brücke bemüht. Vermutlich wollte er, wie alle anderen, Augenzeuge des bevorstehenden großen Moments werden. Lloyd richtete sich auf, wartete, bis die Botschaft seiner Körpersprache alle erreicht hatte und die Blicke der anderen auf ihm ruhten, dann wandte er sich an Glinn: »Es ist mir ein Bedürfnis, Ihnen meinen aufrichtigen Glückwunsch auszusprechen, Mr. Glinn.« Glinn deutete eine Verbeugung an. Die anderen schmunzelten und wechselten verstohlene Blicke. In diesem Moment ging die Tür zur Brücke auf, ein Steward rollte einen Servierwagen herein. Aus dem Eisbehälter ragte der Hals einer Champagnerflasche, daneben stand ein Rack mit einem Dutzend Kristallgläsern. Lloyd rieb sich vergnügt die Hände. »Eli, Sie alter Schwindler! Sie mögen ja manchmal ein wenig übervorsichtig sein, aber diesmal ist Ihnen das Timing perfekt gelungen.« Glinn grinste. »Ich gebe zu, ich habe versehentlich von einer Flasche gesprochen. Tatsächlich hatte ich eine Kiste mit an Bord genommen. Hier und heute müssen Sie trotzdem mit dieser Flasche vorlieb nehmen. Aber ich verspreche Ihnen, sobald wir in New York angelegt haben, werde ich die restlichen zehn persönlich für Sie entkorken.«
    Lloyd schlenderte zum Servierwagen, nahm die Flasche aus dem Kühler und hielt sie strahlend hoch. »Lassen Sie die bloß nicht wieder fallen, Chef«, murmelte Puppup halblaut. Lloyd fragte bei Britton nach: »Wie lange noch?« Sie warf einen Blick auf den Monitor, dann auf Howell, und als der Erste Offizier bestätigend nickte, sagte sie in feierlichem Ton: »Die Rolvaag hat soeben internationale Gewässer erreicht.« Verhaltener Jubel, Lloyd ließ den Korken knallen und schickte sich an, die Gläser zu füllen. Er war fast fertig, als sich Puppup, in jeder Hand ein Glas, vor ihm aufbaute. »Wenn Sie mal so freundlich wären, Chef ... Eins für mich und eins für meinen Freund.« Lloyd füllte die beiden Gläser. Der Yaghan hatte bei dem Unternehmen keine große Rolle gespielt, sich aber dennoch als unverzichtbar erwiesen. In Gedanken merkte er sich vor, ihm nach der Rückkehr in die Staaten einen guten Job zu verschaffen, vielleicht sogar im Lloyd-Museum. Immerhin war er der letzte Yaghan-Indianer, da ließ sich bestimmt ein gewisser Showeffekt erzielen. Was natürlich Fingerspitzengefühl erforderte und nichts mit dem Jahrmarktsrummel zu tun haben durfte, mit dem man im neunzehnten Jahrhundert Eingeborene dem staunenden Publikum vorgeführt hatte. Aber ihm würde schon etwas einfallen ... »Und wer ist dieser Freund?«, fragte er Puppup. Puppups Grinsen floss in die Breite. Er machte eine Verbeugung, antwortete, ohne mit der Wimper zu zucken: »Hanuxa, Chef«, und nahm erst aus dem linken und dann aus dem rechten Glas einen tiefen Zug. Während Lloyd ihn noch verblüfft ansah, verschaffte sich Howell über das Stimmengemurmel hinweg Gehör: »Ich habe einen Schiff-Schiff-Kontakt. Entfernung dreißig Seemeilen, Kurs drei-eins-fünf konstant, Geschwindigkeit zwanzig Knoten.« Das Gemurmel verstummte. Lloyd verspürte ein seltsames Kribbeln in der Magengegend. Er suchte Glinns Blick und erschrak, weil er in den Augen des EES-Chefs noch nie so viel Verblüffung und Beunruhigung gelesen hatte. »Das muss ja wohl ein Frachter sein?«, fragte er. »Oder?« Ohne zu

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