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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nicht aufgeben. Und auch keinen Notruf absetzen. Entweder sorgen Sie dafür, dass die Schrauben sich wieder drehen, oder das Schiff geht unter, mit Mann und Maus.« »Ja, Sir«, brachte der Deckoffizier mit belegter Stimme heraus. Die Blicke der anderen Offiziere verrieten nichts von dem, was in ihren Köpfen vorging. Aber Vallenar schenkte ihnen ohnehin keine Beachtung. Ihn interessierte nicht, was sie dachten, ihm kam es nur darauf an, dass sie gehorchten. Und momentan gehorchten sie noch.
     
    Rolvaag
    7.55 Uhr
    Manuel Garza warf einen Blick von dem schmalen Laufsteg auf den großen roten Stein tief unter ihm. Von hier oben sah er ziemlich klein aus: ein bizarres Ei, in ein Nest aus Stahl und Holz gebettet. Das Netz, mit dem er gesichert war, war Garzas ganzer Stolz. Verdammt gute Arbeit – vielleicht das Beste, was er je in seinem Leben gemacht hatte. Wie schwierig es war, aus derart feinem Material ein reißfestes Netz zu knüpfen, konnte nur jemand vom Fach beurteilen. Gene Rochefort zum Beispiel – ja, er hätte das zu schätzen gewusst und seine sauertöpfische Miene vielleicht sogar zu einem Lächeln verzogen. Schade, dass er es nicht mehr sehen konnte. Der Schweißtrupp trottete hinter ihm her. Der schwere Schritt so vieler Gummistiefel brachte den Laufsteg in leichte Schlingerbewegungen. Mit den gelben Monturen, dicken Schutzhandschuhen und roten Helmen erinnerten die Männer an den sprichwörtlichen bunt zusammengewürfelten Haufen. Jeder hielt ein Schweißdia-gramm in der Hand, auf dem sein Verantwortungsbereich rot markiert war. Garza blieb stehen. »Okay, ihr wisst, was ihr zu tun habt. Wir müssen den Koloss gut sichern, und zwar bevor die See noch rauer wird.« Der Vorarbeiter tippte sich grinsend an den Helmrand. Er war, wie seine Männer, fast übermütig gut gelaunt. Kein Wunder, der Meteorit lag in der Halterung, der chilenische Zerstörer ließ sich nicht mehr blicken, und vor allem: Sie waren auf dem Weg nach Hause. »Und noch was: Seht zu, dass ihr das Ding nicht anfasst.« Die Männer lachten über Garzas guten Witz. Einige versuchten ihrerseits, vermeintlich witzige Bemerkungen anzubringen: die Vermutung, dass Timmer zur Zeit mit Lichtgeschwindigkeit durchs Weltall raste, und den Vorschlag, schon mal Grüße an die Lieben daheim zu schicken – in Tupperware-Dosen statt per Flaschenpost. Und so standen sie da, quatschten und lachten, und keiner bequemte sich, in den Aufzugskäfig zu steigen, der sie zum Boden des Tankraums bringen sollte. Da half alles nichts, Garza musste ihnen Beine machen. »Also los, Leute, bewegt euren Arsch.« Garza hatte eigentlich nicht vorgehabt, mit nach unten zu fahren, vom Laufsteg aus ließ sich die Arbeit viel besser überwachen. Aber irgendwie hatte er plötzlich das Gefühl, dass ihm das als Drückebergerei ausgelegt werden könnte, und so quetschte er sich im letzten Moment mit in den Käfig. »Kommen Sie mit in die Höhle des Löwen, Mr. Garza?«, flachste einer der Männer. »Muss ich ja wohl. Wer soll denn sonst aufpassen, dass ihr keinen Pfusch macht?« Sie fuhren nach unten, wo auf dem Boden des Tanks mehrere Eisenträger zu einer Art Bodenbelag zusammengefügt worden waren. Querstreben sorgten dafür, dass das Gewicht des Meteoriten einigermaßen gleichmäßig verteilt war. Die Männer suchten sich anhand der Markierung auf dem Schweißdiagramm ihren Arbeitsplatz, kletterten an den Verstrebungen entlang und verschwanden im Inneren des Lastenschlittens. Trotzdem dauerte es geraume Zeit, bis Garza den ersten Schweißbrenner zischen hörte. Irgendwie wollte hier unten, in unmittelbarer Nähe dieses rätselhaften glutroten Steins, niemand den Anfang machen. Aber schließlich hörte man überall das schrille Kreischen der Schweiß gerate, als der Brennstrahl sich in Metall fraß. Der aufsteigende grelle Funkenregen zeichnete huschende Schatten an die Wände des Zentraltanks. Garza ging den Arbeitsbereich ab, um sich zu vergewissern, dass alles nach Plan lief und niemand dem Meteoriten zu nahe kam. Von Zeit zu Zeit, wenn gerade mal einen Augenblick lang Stille herrschte, meinte er, irgendwo etwas tropfen oder plätschern zu hören. Auf der Suche nach einem potenziellen Leck fiel sein Blick auf die Bullaugen, die gut achtzehn Meter über ihm in den stählernen Schiffsrumpf eingelassen waren. Entlang den nach unten laufenden Längsstreben machte er tatsächlich eine Sickerspur aus, auch der Boden des Tankraums schimmerte feucht. Die Erklärung lag auf der

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