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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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das Dutzend Bände, die man mit einigem Wohlwollen als Fachliteratur bezeichnen konnte, stand längst in der Suite, die er als Praxis benutzte. Denn Brambell war in erster Linie Büchernarr und erst in zweiter Arzt. Schließlich war der Karton leer, Brambell seufzte zufrieden. Als er sein Werk betrachtete, hörte er Schritte auf dem Flur. Er lauschte mit angehaltenem Atem und hoffte, dass sie nichts mit ihm zu tun hätten. Umsonst, jemand klopfte kurz und energisch an die Tür des Wartezimmers. Er seufzte abermals, diesmal allerdings absolut nicht zufrieden, sah sich rasch in der Kabine um und entdeckte die chirurgische Gesichtsmaske, die sich schon oft als probates Mittel erwiesen hatte, wenn es darum ging, Leichtkranken und Simulanten Beine zu machen. Er zog die Maske über, schlüpfte leise aus der Kabine und ging auf Zehenspitzen den Flur hinunter, bis zum Wartezimmer. Dort wartete Glinn auf ihn, mit zwei dicken Aktenordnern unter dem Arm. »Ach, Sie sind wohl gerade mitten in einer Behandlung?« »Nein«, nuschelte Brambell unter der Maske, »Sie sind der Erste, der sich bei mir sehen lässt.« Glinn schielte auf die Gesichtsmaske, dann nickte er. »Schön, dann haben Sie also einen Moment Zeit?« »Sicher.« Brambell führte Glinn ins Behandlungszimmer. Der Mann war ihm ein lebendes Rätsel – kultiviert, ohne sich kultureller Kurzweil hinzugeben, und redegewandt, ohne seine Eloquenz zur Schau zu stellen. Und dann diese verschleierten grauen Augen und das ständige Bemühen, die Schwachstellen anderer Menschen aufzudecken und die eigenen zu verbergen ... Er drückte die Tür hinter sich zu. »Bitte nehmen Sie Platz, Mr. Glinn.« Und mit einem kurzen Wink auf die Ordner: »Ich vermute, das sind die Krankengeschichten? Kommen spät, aber glücklicherweise habe ich sie ja bis jetzt nicht gebraucht.« Glinn machte es sich auf einem Stuhl bequem. »Ich habe ein paar Mappen aussortiert, die möglicherweise Ihrer besonderen Aufmerksamkeit bedürfen. Ansonsten handelt es sich um Routinefälle.« »Ich verstehe.« »Fangen wir mit der Crew an. Victor Howell hat einen Kryptorchismus des Skrotums.« »Merkwürdig, dass das nie korrigiert wurde.« Glinn sah auf. »Vermutlich hat ihm die Vorstellung nicht behagt, dass jemand da unten am Hoden das Messer ansetzt.« Brambell nickte gleichgültig. Glinn blätterte den Ordner durch. »Ein paar Fälle von Diabetes, ein chronischer Bandscheibenvorfall – ja, und einer hat die Addinsonsche Krankheit.« »Hört sich nach einer recht gesunden Crew an.« Brambell hoffte, dass der leidige Aktenkram damit abgehakt war. Aber nein, Glinn schlug den zweiten Ordner auf. »So, und hier haben wir die psychologischen Profile.« Er reichte Brambell eine Liste. Brambell überflog die Namen. »Was ist mit den Mitarbeitern der EES?« »Bei unseren Leuten gehen wir nach einem etwas anderen System vor. Die Krankenblätter werden Ihnen im Bedarfsfall zur Verfügung gestellt. Und nur dann.« Brambell schluckte das stumm, er wusste, dass eine Diskussion mit Glinn sinnlos war. Glinn entnahm dem Ordner zwei Mappen, legte sie Brambell auf den Schreibtisch und lehnte sich zurück. »Es gibt nur eine einzige Ausnahme. Bei einem Mann, um den ich mir Sorgen mache. Ernsthafte Sorgen.« »Und wer könnte das sein?« »Mc-Farlane.« Brambell zog die Gesichtsmaske herunter. »Unser berühmter Meteoritenjäger?«, fragte er erstaunt. Andererseits, wenn er’s genau bedachte: Der Mann hatte tatsächlich etwas, das nachÄrger roch. »Ich werde Ihnen regelmäßig Berichte über ihn zustellen«, sagte Glinn. Brambell hob die Augenbrauen.
    »McFarlane ist eine der Schlüsselpersonen bei diesem Unternehmen«, fuhr Glinn fort. »Und er gehört nicht zu denen, die ich ausgewählt habe. Er hat, gelinde gesagt, einen dubiosen beruflichen Werdegang. Daher bitte ich Sie, die erwähnten Berichte aus fachlicher Sicht zu beurteilen.« Brambell starrte widerwillig auf die Ordner. »Wer ist Ihr Maulwurf?«, fragte er in der Hoffnung, dass Glinn gekränkt reagieren würde. »Das möchte ich lieber vertraulich behandeln.« Brambell zog die beiden Ordner näher zu sich heran, blätterte sie durch und las halblaut: »Skeptisch, was die Expedition und ihre Erfolgsaussichten angeht. Motivation unklar. Sehr kritisch gegenüber dem wissenschaftlichen Establishment. Nicht glücklich mit seinen Management-Aufgaben. Neigt zu Einzelgängertum.« Er legte die Ordner beiseite. »Ich kann da nichts Ungewöhnliches erkennen.« Glinn deutete

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