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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Schauergeschichten über seine Erlebnisse auf der Isla Desolación neue Nahrung geben.«
      
      
      
     
    Rolvaag
      
    14.50 Uhr
      
    Als das Boot den Beagle-Kanal verlassen hatte und sich der Rolvaag näherte, lag der Nebel so schwer und kalt über dem Meer, dass die kleine Gruppe im Ruderhaus Zuflucht suchte. Britton und Glinn ließen sich auf einem Stapel Schwimmwesten nieder und nahmen dabei Puppup in ihre Mitte, der weiter kein Anzeichen von Bewusstsein zeigte. Von Zeit zu Zeit musste einer von ihnen zupacken, wenn der spindeldürre Alte von seiner wackeligen Unterlage zu rutschen und seitlich wegzukippen drohte. Das Einzige, was Britton ein wenig stutzig machte, war, dass er sich meistens ihre Seite aussuchte und jedes Mal versuchte, sich eng an ihren Kolani zu kuscheln. »Ich glaube, der Bursche simuliert nur«, sagte sie, als sie wieder einmal die Hand des alten Mannes vom Schoß schieben musste. Glinn lächelte amüsiert. Und erst da fiel McFarlane auf, dass er, seit sie die Zollstation verlassen hatten, nicht mehr von Hustenattacken geschüttelt wurde. Glinn paffte auch keine Zigaretten mehr, seine Augen sahen nicht mehr gerötet aus, er wirkte auf wundersame Weise wieder fit und dynamisch. Vor ihnen tauchten gespenstisch die Umrisse des Ice Ship aus der rauen See auf. Das Boot legte längsseits an und wurde von den Davits hochgehievt. Als sie an Bord waren, zeigte Puppup die ersten Lebenszeichen. Mit McFarlanes Hilfe kam er schließlich schwankend auf die Beine. »John Puppup?«, fragte Glinn freundlich und streckte ihm die Hand hin. »Ich bin Eli Glinn.« Puppup schüttelte stumm die angebotene Hand und dann, weil er gerade dabei war, sämtliche Hände, deren er im näheren Umkreis habhaft werden konnte: die des Bootsführers, des Stewards und zweier verdutzter Matrosen. Captain Britton schüttelte er besonders hingebungsvoll die Hand. »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte Glinn. Puppup sah sich mit plötzlich wieder klarem Blick um und fuhr sich nachdenklich über den spärlichem Oberlippenbart. Die fremde Umgebung schien ihn weder zu überraschen noch zu beunruhigen. Er zog nur seine schmutzigen Geldscheine aus der Hosentasche, zählte sie und steckte sie zufrieden wieder weg. »Sie werden sich möglicherweise wundern, Mr. Puppup, wie Sie hierher kommen«, fuhr Glinn fort. »Mr. Davies ...« – er deutete auf den Steward – »... wird Ihnen Ihre Kabine zeigen. Dort können Sie sich waschen; frische Kleidung zum Wechseln liegt ebenfalls bereit.« Der alte Mann sah ihn nur stumm an. »Vielleicht spricht er kein Englisch«, murmelte McFarlane. Da kam er bei Puppup schlecht an. »Das sprech ich genauso gut wie der König, Kumpel – kapiert?« Er hatte einen hohen, melodiösen Tonfall, in den sich alle möglichen Akzente mischten, eindeutig dominiert von Cockney-Englisch. »Wenn Sie sich eingerichtet haben, will ich gern alle Fragen beantworten, die Sie eventuell haben«, fuhr Glinn fort. »Wir treffen uns morgen früh in der Bibliothek, wenn’s recht ist.« Er gab Davies einen Wink. Puppup drehte sich wortlos um und folgte dem Steward. Und während die anderen sich noch fragend ansahen, erwachte plötzlich mit krächzendem Knacken der Schiffslautsprecher zum Leben, kurz darauf hörten sie Victor Howell mit blechern verzerrter Stimme sagen: »Kapitän auf die Brücke«. »Was ist da los?«, wollte McFarlane wissen. Britton zuckte gelassen die Achseln. »Das wird sich gleich herausstellen.«
    Vor den großen Fenstern der Brücke waberte undurchdringliches Grau, es war praktisch nichts zu erkennen, nicht einmal das Deck des eigenen Schiffes. McFarlane spürte sofort die knisternde Atmosphäre. Statt der üblichen, auf zwei, höchstens drei Mann beschränkten Brückenwache drängte sich jetzt gut ein halbes Dutzend Schiffsoffiziere um den Kommandostand. Aus dem Funkraum hörte man hektisches Getippe auf einer Tastatur. »Was liegt an, Mr. Howell?«, fragte Britton ruhig. Howell blickte von einem der Bildschirme auf. »Radarkontakt«, meldete er. »Unbekanntes Schiff. Antwortet nicht auf unsere Signale. Nach Geschwindigkeit und Radarquerschnitt vermutlich ein Kriegsschiff.« Er beugte sich zur Seite, drückte kopfschüttelnd einige Schalter: »Ist zu schnell, unser FLIR zeigt kein klares Bild.« »Wie weit weg?«, wollte Britton wissen. »Sie scheinen zu kreisen, als suchten sie was. Augenblick mal – der Kurs hat sich stabilisiert. Acht Meilen, Peilung eins sechs null konstant, näher kommend.

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