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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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das »El Picoroco« abschätzig. »Ich glaube, ich warte lieber draußen.« McFarlane folgte Glinn in den dämmerigen Schankraum: ein mit Schrunden und Kratzern übersäter Bartresen, ein paar seit ewigen Zeiten nicht mehr sauber gewischte Holztische, an der Wand ein Dartboard mit längst verblichenen Zahlen und eine Hand voll Gäste, die sie neugierig anstarrten. Die rauchige Luft roch, als stünde sie schon Gott weiß wie lange unter der niedrigen Decke. Glinn ließ sich an der Bar nieder und bestellte zwei Bier, die der Wirt ihnen brachte, warm und mit tropfendem Schaum. »Wir suchen Señor Puppup«, sagte Glinn. Der Wirt ließ grinsend sein lückenhaftes Gebiss sehen und deutete mit dem Daumen auf einen Vorhang aus Perlenschnüren. »Puppup? Der ist da hinten.« Sie folgten ihm in ein kleines Hinterzimmer. Auf dem wackeligen Tischchen stand eine leere Flasche De-war’s, auf der Bank an der Wand lag ein hagerer alter Mann, dessen Kleidung vor Schmutz starrte. Ein schütteres Bärtchen im Fu-Manchu-Stil zierte seine Oberlippe und das Kinn. Die allem Anschein nach aus Teppichresten zusammengenähte Mütze war ihm im Schlaf vom Kopf gerutscht. »Schläft er oder ist er betrunken?«, wollte Glinn wissen. Der Wirt brach in schallendes Gelächter aus. »Beides.« »Wann ist er wieder nüchtern?« Der Wirt beugte sich über Puppup, kramte aus dessen Taschen ein kleines Bündel schmutziger Geldscheine hervor, zählte sie und steckte sie dem Betrunkenen wieder in die Tasche. »Ich schätze, nächsten Dienstag müsste es so weit sein.«
    »Aber er hat auf unserem Schiff angeheuert.« Der Wirt lachte abermals, diesmal ein bisschen hämisch. Glinn dachte einen Augenblick nach, zumindest tat er so. »Wir haben den Auftrag, ihn an Bord zu bringen. Wir müssen ihn also irgendwie zum Hafen runter bugsieren. Könnten Sie vielleicht zwei Ihrer Gäste dazu bringen, uns behilflich zu sein?« Der Wirt nickte, verschwand kurz im Schankraum und tauchte mit zwei stämmigen Männern wieder auf. Ein paar Geldscheine wechselten den Besitzer, und schon hoben die beiden Puppup von der Bank und legten sich seine Arme um die Schultern. Und da hing er dann, kaum mehr als Haut und Knochen, mit nach vorn gekipptem Kopf wie ein Häufchen Elend zwischen den beiden Muskelprotzen. McFarlane atmete dankbar tief durch, als sie wieder draußen waren. Hier stank es zwar auch, aber zumindest erträglicher als in der Bar. Britton, die ein Stück abseits neben einer Hausmauer auf sie gewartet hatte, kam zu ihnen herüber. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen, als sie Puppup sah. »Im Augenblick macht er nicht viel her«, sagte Glinn entschuldigend, »aber er wird einen erstklassigen Hafenlotsen abgeben. Er kreuzt seit fünfzig Jahren mit seinem Kanu durch die Gewässer um die Kap-Hoorn-Inseln und kennt sich mit Wind, Wetter, Gezeiten, Strömungen und Untiefen aus.« Britton zog die Augenbrauen hoch. »Dieser alte Mann?« Glinn nickte. »Wie ich Lloyd heute Morgen schon gesagt habe: Er ist Halb-Yaghan, ein Abkömmling der Ureinwohner und wahrscheinlich der Letzte, der ihre Sprache, ihre Gesänge und ihre Legenden kennt. Die meiste Zeit paddelt er zwischen den Inseln hin und her. Wenn Sie ihn fragen, wird er vermutlich behaupten, die Kap-Hoorn-Inseln gehören ihm.« »Wie anrührend«, meinte McFarlane. Glinn drehte sich zu ihm um. »Ja. Im Übrigen war er es, der den Leichnam Ihres Partners gefunden hat. Und um die ganze Wahrheit zu sagen: Er hat Masangkays Ausrüstung und seine Gesteinsproben an sich genommen und in Punta Arenas verkauft.«
    McFarlane blieb abrupt stehen und starrte auf den Betrunkenen. »Das ist also der Mistkerl, der meinem Partner alle Geräte geklaut hat!« Glinn legte ihm die Hand auf den Arm. »Er ist bettelarm, da ist es doch verständlich, wenn er sich die Gelegenheit nicht entgehen lässt, die Sachen eines Toten zu Geld zu machen. Er hat sich nichts dabei gedacht. Wenn er nicht wäre, hätte nie jemand erfahren, dass Ihr Freund tot auf der Isla Desolación liegt, und Sie hätten keine Gelegenheit, sein Werk zu Ende zu führen.« McFarlane wandte sich stumm ab, obwohl er sich im Stillen eingestehen musste, dass Glinn Recht hatte. »Glauben Sie mir, er wird uns von großem Nutzen sein«, fuhr Glinn fort, während sie den steilen, schlammigen Weg zum Hafen hinunterstiegen. »Und das Beste ist: Er kann nicht in Puerto Williams herumlungern und den Gerüchten, die dort vermutlich bald die Runde machen werden, durch ein paar

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