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Ice Ship - Tödliche Fracht

Titel: Ice Ship - Tödliche Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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jemand so einen Unsinn weismachen konnte. Nun, zu Ihrem Pech hat er vor ein paar Tagen von irgendwoher Geld bekommen. Das bedeutet, dass er sich nur im ›E1 Picoroco‹ herumtreiben kann. Versuchen Sie’s am besten dort, in der Callejon Barranca.« Der Zollchef sah ihn mit süßlichem Lächeln an. »Im Übrigen wünsche ich Ihnen viel Glück auf der Isla Desolación. Hoffentlich finden Sie auch Ihr Eisen.«
      
      
     
    Puerto Williams
      
    11.45 Uhr
        
    Nachdem sie die Zollstation verlassen hatten, stiegen sie N den Hügel zum Barrio de los Indios hinauf. Der in der Karte als Straße eingetragene Weg erwies sich bald als teils verschneite, teils mit gefrorenem Matsch bedeckte Schlammpiste. Alle paar Meter war quer über den Weg ein Knüppeldamm errichtet worden, damit der nächste Regenguss nicht alles wegschwemmte. Die Hütten links und rechts hatten mit Sicherheit nie einen Bauplan gesehen, jeder zimmerte sich seine Behausung aus dem Material zusammen, das gerade zur Hand war, und zog einen windschiefen Zaun herum. Eine Schar kichernder Kinder folgte den Fremden. Einmal kam ihnen ein schwer mit Holz beladener Esel entgegen, McFarlane musste sich durch einen beherzten Sprung zur Seite retten, sonst wäre er in einer Schlammpfütze gelandet. Er fragte Glinn mit gesenkter Stimme: »Wie viel von der Dressurnummer beim Zoll war eigentlich geplant?« »Alles, bis auf den Auftritt von Comandante Vallenar und Ihrem kleinen Ausrutscher ins Spanische«, erwiderte Glinn. »Ich würde sagen: improvisiert, aber erfolgreich.« »Erfolgreich? Obwohl die jetzt glauben, dass wir Gold suchen? So was nenne ich eher ein Desaster.« Glinn lächelte nachsichtig. »Es hätte nicht besser laufen können. Irgendwann wäre ihnen sowieso klar geworden, dass eine amerikanische Abbaugesellschaft keinen Frachter bis ans Ende der Welt schickt, um Erz zu schürfen. Vallenars wütende Attacke kam mir wie gerufen. Ich dachte schon, ich müsste die Zöllner persönlich mit der Nase drauf stoßen.« McFarlane schüttelte den Kopf. »Bedenken Sie, was jetzt für Gerüchte kursieren werden.« »Gerüchte gibt’s immer. Nur, nachdem wir unseren drei Schlaumeiern vom Zoll das Maul mit so viel Gold gestopft haben, werden sie alle Gerüchte im Keim ersticken und wenn nötig die Insel sogar zum Sperrgebiet erklären. Schließlich winkt ihnen ja auch noch eine Erfolgsprämie.« »Und Comandante Vallenar?«, fragte Britton. »Ich hatte nicht den Eindruck, dass er einfach alles schluckt.« »Es gibt immer Leute, die sich nicht bestechen lassen. Aber er hat wohl zum Glück nicht viel Einfluss. Wenn ein Marineoffizier auf einen so lausigen Außenposten versetzt wird, muss er irgendwo Dreck am Stecken haben. Und die Leute vom Zoll werden alles daransetzen, Vallenar auf Kurs zu bringen. Als einfachstes Mittel bietet sich dafür eine angemessene Zahlung an. Wir haben den Zöllnern so viel gegeben, dass sie ruhig etwas abzweigen können.« Glinn schürzte nachdenklich die Lippen. »Dennoch wäre es sinnvoll, ein wenig mehr über diesen Comandante Vallenar in Erfahrung zu bringen.« Am Ende des steilen Aufstiegs, kurz nachdem sie ein Rinnsal aus seifigem Wasser überquert hatten, fragte Glinn einen Vorbeikommenden nach dem Weg und bog dann, der Beschreibung des Einheimischen folgend, in eine enge Seitengasse ab. Über der Ansiedlung lag schmutziger, feuchtkalter Dunst, es roch nach Fisch und Abfall. An fast jeder Hütte hing ein handgemaltes Reklameschild, auf dem Fanta oder chilenisches Bier angepriesen wurde. McFarlane fühlte sich in die Zeit vor fünf Jahren zurückversetzt. Damals hatten Masangkay und er, mit den schweren Atakamiten beladen, zweimal vergeblich versucht, argentinisches Gebiet zu erreichen, und waren am Schluss in Bolivien gelandet, in Ancuaque: einem Nest, das – bei allen äußeren Unterschieden – denselben Geist atmete wie dieses Barrio de los Indios. Glinn blieb stehen. Am Ende der Gasse duckte sich ein halb eingefallenes Gebäude unter sein rotes Schindeldach. Über dem Schild EL PICOROCO – CERVEZA MAS FINA blinkte unablässig eine nackte blaue Glühbirne. Aus der offenen Tür drang rhythmische Ranchero-Musik.
    McFarlane pfiff leise durch die Zähne. »Ich glaube, allmählich komme ich hinter Ihr System. Hat der Bursche auf der Zollstation nicht was davon gesagt, dass jemand diesem Puppup Geld geschickt hat? Könnte es zufällig sein, dass Sie das waren?« Glinn sah ihn nur schief an, sagte aber nichts. Britton musterte

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