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Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus

Titel: Ich arbeite immer noch in einem Irrenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Wehrle
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wieder zurück in der Firma und nimmt an der Arbeitsbesprechung teil. Sein Chef sagt: »Herr Zeisel, die Kollegen haben in den letzten Wochen Ihre Arbeit mitgemacht. Das war wirklich kein Zuckerschlecken. Jetzt möchte ich endlich mal sehen, dass Sie so richtig ranklotzen. Das sind Sie Ihren Kollegen schuldig.«
    Damit wird Peter Zeisel zum Freiwild erklärt. Die Kollegen hören den Vorwurf des Chefs heraus: »Warum hast du deine Kollegen hängen lassen?« Und zugleich schwingt die Drohung mit: »Noch einmal eine solche Verfehlung, und du bist dran!« Jedem ist klar: Wer sich hinter den Kollegen stellt, stellt sich gegen den Chef.
    Das kann gefährlich sein, sogar für Helfer von außen. Diese Erfahrung musste ein Rechtsanwalt machen, der einen gemobbten Finanzbeamten vertrat. 82 Das Finanzamt schlug nach Art des Hauses zurück – mit einer Steuerprüfung. Nicht nur dem Anwalt, sondern auch zwei Abgeordneten, die mit dem Fall befasst waren, hetzte das Behörden-Irrenhaus seine Steuerprüfer auf den Hals. Echte Profis in Sachen Mobbing! Erst der Bundesfinanzhof ( BFH ) gebot diesem Treiben Einhalt, weil er einen Verstoß gegen das Willkür- und Schikaneverbot sah (Az: VIII R  8 / 09).
    Doch auf solche Hilfe kann Peter Zeisel nicht hoffen – er ist der internen Schikane schutzlos ausgeliefert; niemand will im Abseits, niemand mehr an seiner Seite stehen.
    Zeisel, das Freiwild!
    Schritt 2: Herr Zeisel kann nur noch Fehler machen
    Der Chef lädt Peter Zeisel Projekte auf, die ihn überfordern. Doch jedes Mal, wenn Zeisel eine Rückfrage stellt, schimpft er: »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst! Das müssen Sie doch wissen! Fragen Sie Ihre Kollegen!« Die Kollegen, bei denen er anklopft, reagieren genervt. Er bekommt keine Auskünfte.
    Weil er unter Druck steht, führt er seine Arbeit dennoch zu Ende. Doch ohne Hilfe passieren ihm Fehler. Diese Fehler wieder­um werden ihm in großer Runde aufs Brot geschmiert.
    Zeisel, der Unfähige!
    Schritt 3: Die Kontaktsperre
    Wenn Peter Zeisel sich erklären will, sagen die anderen: »Erzähl uns nichts!« Man verbietet ihm das Wort, unterbricht ihn, ignoriert seine Sätze. Er redet gegen Wände. Sein Chef gibt ihm keine Termine mehr. Mails bleiben ohne Antwort. Kollegen, die ein gutes Verhältnis zu ihm hatten, ziehen sich auf Druck der Gruppe zurück. Peter Zeisel sitzt in der Kantine allein an seinem Tisch. Er ist zwar offiziell noch Teil der Gruppe, aber gehört nicht mehr dazu.
    Zeisel, der Außenseiter!
    Schritt 4: Die bösen Gerüchte
    Schon bald verbreitet sich das Gerücht: »Peter Zeisel hat gedroht, dass er zur Zeitung geht und uns alle mit negativen Schlagzeilen fertigmacht!« Diese Behauptung wird nachgeplappert und gilt schnell als Wahrheit. Das Gerücht wird ihm nie ins Gesicht gesagt, er kann sich nicht dagegen wehren. Auch nicht gegen das sonstige Verhalten der Kollegen: Wenn er sich bei seinem Chef beklagt, gibt der brühwarm an die Kollegen weiter: »Herr Zeisel beschwert sich über Ihr Verhalten – regeln Sie das bitte direkt mit ihm.« Es wird geregelt – und wie!
    Zeisel, das Kollegenschwein!
    Schritt 5: Das Leben zur Hölle machen
    Eines Morgens fährt Zeisel seinen Computer hoch. Die Festplatte ist leer, alle Daten sind weg. Seine ganze Arbeit der letzten Wochen: umsonst. Jemand hat seinen Computer manipuliert. Er kann es nicht beweisen. Für Projekttermine, die er deshalb verpasst, bekommt er seine erste Abmahnung. Ein paar Tage später wundert er sich, warum bis zum Nachmittag kein einziges Kundentelefonat bei ihm aufläuft. Irgendwann stürmt sein Chef wutentbrannt ins Büro und haut ihm die zweite Abmahnung auf den Tisch – er habe mehrere Telefonate nicht angenommen. Es stellt sich heraus: Sein Telefonstecker war gezogen.
    Zeisel, der Abschusskandidat!
    Schritt 6: Der Angeschossene fällt um
    Peter Zeisel wird in eine Abstellkammer am Ende des Flurs gesteckt, wo er weit von seinen Kollegen entfernt ist. Sein Internet-Anschluss ist gekappt. Neue Aufgaben bekommt er nicht. Er soll sich zu Tode langweilen. Man stößt ihn aus, nicht nur räumlich. Er ist der Aussätzige. Tatsächlich wird er wieder krank. Als er zurückkommt, werden die Vorwürfe und Angriffe noch brutaler. Weshalb er wieder krank wird. Ein Teufelskreis. Am Ende bricht er zusammen. Er ist dauerhaft

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