Ich begehre dich noch immer
unter einer Decke.” Emily verschränkte die Arme vor der Brust. „Das ist so klar wie Kloßbrühe. Meine Großeltern kamen ins Restaurant, um Eis zu essen, Trevor hat sie sich geschnappt und für seine hinterhältigen Pläne rekrutiert. Ich sage dir, Mark, Margaret und Robert MacAllister machen mit meinem … unserem Sohn gemeinsame Sache.”
Mark nickte. „Ich würde sagen, dass deine Schlussfolgerung richtig ist. Es ist zum Brüllen.”
„Nein, es ist überhaupt nicht zum Brüllen”, fuhr Emily ihn gereizt an.
„Entschuldige”, meinte er scheinbar zerknirscht. „Ich dachte nur, dass die Situation ziemlich komisch ist.”
„Nein, ist sie nicht. Sie ist schrecklich.” Emily seufzte. „Trevor wünscht sich so sehr einen Vater, dass er bereit ist, jedes Geschütz aufzufahren, um einen zu bekommen, oder vielmehr, um dich dafür zu gewinnen. Es bricht mir das Herz, weil ich nicht wusste, wie wichtig es ihm wirklich ist.”
„Du musst ganz ruhig bleiben”, sagte Mark beschwichtigend. „Fang nicht an, dir deswegen die Schuld zu geben. Mark wird seinen Vater bekommen, und alles wird gut, wenn er erst mal die Wahrheit weiß und sich daran gewöhnt hat.”
„Aber er wünscht sich eine Familie wie aus dem Bilderbuch, siehst du das denn nicht?
Mama Bär, Papa Bär, Baby Bär, so ungefähr.”
Das wünsche ich mir auch, dachte Mark. Du ahnst ja nicht, wie sehr!
„Naja”, fuhr Emily fort, „eine Familie, wie sie auch ist, ist besser als gar keine, nehme ich an. Wenn er erst einmal den Vater hat, den er sich so wünscht, wird es ihm hoffentlich leichter fallen, mir zu verzeihen, dass ich ihn sein ganzes Leben lang angelogen habe. Aber wie soll ich es ihm sagen? ,Hallo, mein Junge, weißt du noch, wie ich dir von deinem Vater, dem Engel im Himmel, erzählt habe? Du wirst es nicht glauben, aber er hat seine Flügel verloren, man hat ihn aus dem Himmel hinausgeschmissen, und hier ist er jetzt: dein Vater, lebendig wie du und ich.’ Du liebe Güte, was für einen Schlamassel habe ich da nur angerichtet.”
„Emily, hör auf damit, dir Vorwürfe zu machen. Du hast getan, was du damals für richtig gehalten hast.”
„Vergiss nicht, wie wütend du warst, als du erfahren hast, was ich getan habe.”
„Okay, aber ich habe mich wieder beruhigt und verstehe jetzt, dass du deine Entscheidung in der besten Absicht getroffen hast. Zwar war deine Entscheidung meiner Meinung nach nicht richtig, aber …” Er zuckte die Achseln. „Was geschehen ist, ist geschehen, aber es kann wieder in Ordnung gebracht werden. Alles wird gut werden, Emily.”
Sie nickte, runzelte aber die Stirn.
„Emily, bitte.” Er warf ihr einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf den Verkehr. „Zerstör den wunderschönen Abend nicht. Verdirb uns nicht die gute Laune. Ich habe mich sehr gut unterhalten. Und du?”
„Ich …” Emily wandte den Kopf ab und sah aus dem Fenster. „Doch, ich auch.” Obwohl sie lange nicht mehr so verwirrt und aufgeregt gewesen war. „Es war ein sehr, sehr netter und…”
„Ein ganz besonderer Abend”, ergänzte Mark leise.
„Ja”, stimmte sie zu.
Die restlichen Kilometer zu Emilys Haus legten sie schweigend zurück, jeder tief in seine Gedanken versunken.
Emily knipste das Licht im Wohnzimmer an und drehte sich zögernd zu Mark herum. Ihr wurde bewusst, dass sie plötzlich sehr nervös und ihr unbehaglich zu Mute war.
Der Abend endet wie eine wirkliche Verabredung, dachte sie, wie in einem Spielfilm oder in einem der Liebesromane, die Mutter schreibt.
Seit Mark Ventura verlassen hatte, war Emily nur selten mit einem Mann ausgegangen. Sie wusste überhaupt nicht mehr, was in einem solchen Moment von ihr erwartet wurde und was sie sagen sollte.
„Es war ein schöner Abend, Mark, und ich danke dir wirklich sehr”, sagte sie schließlich, brachte es aber nicht über sich, ihm dabei in die Augen zu sehen.
„Mir hat der Abend auch sehr gefallen. Mehr, als ich sagen kann”, erwiderte er.
„Schön.” Emily nickte. „Tja, dann sage ich also Gute Nacht. Hast du vielleicht Zeit, Trevor morgen gegen vier Uhr vom Gemeindezentrum abzuholen? Ich habe um halb fünf einen Termin mit einem Kunden, der sich von mir beraten lassen will. Trevor kann sich gut eine Stunde allein zu Hause beschäftigen, bis ich komme.”
Mark nickte. „Sicher, kein Problem. Aber warum gehen wir nicht alle irgendwo einen Hamburger essen, wenn du nach Hause kommst? Dann brauchst du auch nicht zu
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