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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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Sommer, in dem Greg nicht mit mir geredet hat, habe ich Kit belogen. Der Sommer des großen Schweigens. Greg zeigte mir die kalte Schulter, um mich für meine Frigidität zu bestrafen. Die Lügen waren schrecklich. Aber zu sagen, Papa hätte die Stimme verloren, war besser – als zuzugeben, dass er mit mir und als Folge auch mit ihr einfach nicht sprechen wollte. Ich meinte es nur gut mit ihr.
    Jetzt lasse ich Jez aus demselben Grund in dem Glauben, wir würden zu Helen nach Hause fahren. Ich meine es nur gut mit ihm. Ich führe ihn den Fußweg entlang. Der Regen peitscht uns direkt ins Gesicht. In den Pfützen zu unseren Füßen spiegeln sich orangefarbene Lichter. Der Fluss seufzt ungeduldig in seinem Bett. Unter dem Kohlenanleger ist es so dunkel, dass Jez nach meinem Arm greift. Ich nehme seine Hand, und er versucht nicht mal, sie wegzuziehen. Und so gehen wir wonnig Händchen haltend durch die kühle Nacht zu den Garagentüren.
    »Ist Ihr Auto hier drin?«, fragt er, als ich den Schlüssel in das Schloss stecke.
    Ich antworte nicht.

K APITEL D REIZEHN
    Mittwoch
    Helen
    Als Helen am Mittwochabend nach der Arbeit nach Hause kam, wusste sie nicht, weswegen sie sich mieser fühlte – wegen der beiden ihr zugewandten Rücken, als sie Micks Bürotür öffnete, oder wegen des Polizeiwagens, der wenige Minuten später vorfuhr.
    Maria und Mick brüteten über dem Internet und lasen die Posts auf der Facebook-Seite, die sie eingerichtet hatten. Lobeshymnen, Nachrichten und Erinnerungen von Jez’ Freunden und Bewunderern, von denen sie noch nie gehört hatten.
    »Hallo«, sagte Helen. Sie drehten sich nicht um. »Hallo Schatz, ich bin zu Hause«, versuchte sie es mit der Formel, die sie und Mick zu Beginn ihrer Ehe in gespieltem Ernst benutzt hatten.
    Mick drehte sich um. »Bitte, Helen, wir sind beschäftigt.«
    Die Klingel unterbrach ihn. Helen ging zur Tür. Es war gegen halb fünf, die Straßenlaternen brannten schon.
    Inspector Hailey Kirwin wurde wieder von dem Jungen begleitet, der kaum so alt wie Barney aussah.
    »Wir würden Ihnen gerne ein paar Personenfragen stellen«, sagte er. »Wegen Jeds Verschwinden. Dürfen wir hereinkommen?«
    »Jez«, murmelte Kirwin zu ihm geneigt, »und Sie meinen persönliche Fragen, nicht Personenfragen.«
    »Ich habe nichts dagegen«, sagte Helen. »Was wollen Sie wissen? Kommen Sie herein. Setzen Sie sich doch.«
    Sie führte die Polizisten ins Wohnzimmer und schaltete eine Tischlampe an, bevor sie sich auch setzte. Sie dachte gar nicht daran, ihnen Tee anzubieten. Gerade hatte sie eine Flasche Wein öffnen wollen.
    »Könnten Sie einmal alles durchgehen, seit Jez bei Ihnen angekommen ist? Wir müssen uns ein vollständiges Bild von seiner Beziehung zu Ihnen und Ihrer Familie machen können.«
    »Ich kann es versuchen. Sollen mein Mann und meine Schwester dabei sein?«
    »Im Moment nicht«, antwortete Kirwin.
    Helen zuckte mit den Schultern. »Na schön. Wo soll ich anfangen?«
    »Bei seiner Ankunft. Er ist für Bewerbungsgespräche hergekommen. Er wollte auf ein College in London, stimmt das?«
    »Ja. Vergangenen Freitag vor einer Woche.«
    »Soweit ich weiß, wollte er hier eventuell seinen Abschluss machen. Er geht also noch zur Schule, richtig?«
    »Ja. In Paris besucht er das Gymnasium. Heute wird er sechzehn. Es ist sein Geburtstag.« Helen stockte, als ihr diese Tatsache schmerzlich bewusst wurde.
    Kirwin nickte. »Geburtstage sind immer heikel«, sagte sie. »Lassen Sie sich Zeit.«
    Helen strich ihren Rock glatt und holte tief Luft. »Ich habe ihn in St. Pancras vom Zug abgeholt. Ich habe unter der Anzeigetafel für Auslandszüge gewartet und mir noch Gedanken gemacht, ich müsste für ihn doch wie eine kleine, ältliche Frau aussehen.« Sie lächelte reumütig. »Was für eine alberne Sorge im Nachhinein. Aber er ist größer als meine Söhne, obwohl er jünger ist. Ich hatte erwartet, dass er etwas verlegen sein würde, wir hatten uns, ach, ein halbes Jahr nicht mehr gesehen, deshalb war es eine nette Überraschung, als er mich wie ein Franzose mit Küsschen auf beide Wangen begrüßt hat.« Stirnrunzelnd warf sie der Polizistin einen Blick zu. »Wollen Sie so etwas überhaupt wissen?«
    Ihr Gegenüber nickte. »Erzählen Sie weiter.«
    Helen dachte kurz nach. Sie erinnerte sich daran, dass er nach Seife gerochen hatte und dass ihr der verschwitzte Mief ihrer Söhne eingefallen war, den sie immer auf die Pubertät geschoben hatte.
    »Ehrlich gesagt habe ich an ihm

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