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Ich beschütze dich

Ich beschütze dich

Titel: Ich beschütze dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Hancock
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Wort mit mir gesprochen. Die Bach- CD ist zu Ende, und einen unbeholfenen Moment lang weiß niemand, was er sagen soll. Ich habe Kerzen angezündet und eine Vase mit Schneeglöckchen mittig auf das weiße Tischtuch gestellt. Es ist warm in der Küche, die Flammen der Kerzen spiegeln sich in den unverhängten Fenstern.
    »Harry und ich spielen nach dem Essen gerne eine Partie Scrabble«, erzählt Kit schließlich und greift nach dem Wein. »Aber ich habe ihm gesagt, dass du Brettspiele hasst, Mum.«
    Ich schenke ihr ein Lächeln. »Danke.«
    »Warum?«, fragt Harry. »Haben Sie Angst zu verlieren?«
    Ich lache. »Im Gegenteil. Ich habe nicht genug Ehrgeiz. Für doppelte und dreifache Buchstaben- und Wortwerte kann ich einfach kein Interesse aufbringen. Aber lasst euch nicht abhalten, spielt ruhig.«
    »Ich habe mir immer eine große Familie gewünscht, die nach dem Essen Spiele macht«, sagt Kit wehmütig. »Mum wollte nie spielen. Und zu zweit macht Scrabble keinen Spaß. Du spielst eine Partie mit uns, oder, Dad?«
    Greg zuckt mit den Schultern. Er konnte Kit fast nie etwas abschlagen, aber jetzt sagt er: »Ich muss mit deiner Mutter reden. Tut mir leid, Liebes.« Er steht auf, wischt sich die Hände an seiner Serviette ab und geht zum CD -Player.
    »Ich glaube, wir brauchen etwas Musik«, sagt er. Er legt die Bach- CD in ihre Hülle und wählt Mahlers Fünfte Symphonie aus.
    »Warum das?«, frage ich Greg.
    »Warum nicht? Ich dachte, das magst du.«
    »Ich mag es auch, aber ist es nicht etwas … bombastisch … zum Abendessen?«
    Mit einem Schulterzucken nimmt Greg die CD wieder aus dem Player. »Na schön. Bleiben wir bei Kammermusik, wenn es sein muss.«
    Harry beugt sich zu mir.
    »Eigentlich wollte ich fragen, ob ich nach dem Essen mal Ihr Musikzimmer durchstöbern darf.«
    Ich fühle mich bedrängt. Das ist Jez’ Zimmer. Sein geheiligter Raum. Aber ich kann die Bitte nicht abschlagen. Welchen Grund sollte ich nennen?
    »Harry spielt Keyboard«, sagt Kit. »Ich habe ihm die Ausstattung oben gezeigt, das war doch in Ordnung, oder Mum? Ich weiß ja, dass du manchmal oben arbeitest.«
    »Natürlich war das in Ordnung.«
    War ich sorgfältig genug, als ich Jez’ Sachen weggeräumt habe? Die Kippen auf der Untertasse, die Rasierer im Badezimmer. Habe ich im Mülleimer nachgesehen? Ich versuche, den Bissen in meinem Mund herunterzuschlucken, aber es gelingt mir nicht.
    »Ein wunderbarer Arbeitsplatz«, fährt Harry fort. »Der Ausblick! Wow.«
    Greg und Kit werfen sich einen Blick zu.
    »Was?«, frage ich. »Was bedeutet dieser Blick, ihr zwei?«
    »Nichts«, antwortet Greg. »Rede dir nichts ein, Sonia.«
    »Es stimmt. Das Zimmer ist wirklich schön«, sagt Kit und ergreift Harrys Hand. »Das ist eines von Mums Argumenten, warum sie bleiben will. Aber ein schönes Zimmer bedeutet nicht, dass wir ewig hierbleiben sollten.« Sie sieht mich dabei nicht an, weil sie weiß, dass sie damit Spannungen heraufbeschwört.
    »Darüber wollten wir doch erst später reden«, sagt Greg.
    »Ich weiß, Dad. Tut mir leid. Aber hast du heute Abend schon die Lokalzeitung gelesen? Harry war entsetzt. Bewaffnete Einbrüche, Überfälle, sogar eine Schießerei, und alles in einer Woche! Zumindest das wäre doch ein guter Grund umzuziehen. Ich will nur, dass Mum darüber nachdenkt.«
    »Bei mir rennst du offene Türen ein, das weißt du doch«, sagt Greg.
    »Es steht zwei gegen einen, Mum!« Kit strahlt mich an.
    »Bitte«, sage ich. »Fang jetzt nicht damit an.«
    Kit wendet sich an Harry. »Dad hat in Genf ein großartiges Haus gesehen.«
    Ich mustere Kit. Was treibt sie da?
    »Ich weiß. Du hast erzählt, dass deine Eltern überlegen hinzuziehen«, sagt Harry.
    »Allein das Skifahren! Mum, ich kann nicht glauben, dass du nicht einmal darüber nachdenken willst.«
    Ich schürze die Lippen. Offenbar haben alle, Greg, Kit, sogar meine Mutter, miteinander gesprochen. Pläne geschmiedet. Sich verschworen. Die Sache ohne Rücksicht auf meine Gefühle vorangetrieben. »Was für ein Haus hast du dir angesehen, Greg? Davon höre ich zum ersten Mal.«
    »Ich habe nur etwas Vorarbeit geleistet. Und wirklich, Sonia, wenn du ein paar von diesen Häusern sehen würdest … bestimmt würdest du es dir anders überlegen. Deine Mutter findet die Idee gut. Ich habe auch ein paar Exposés, die ich dir nachher zeigen wollte.«
    »Du hast darüber mit meiner Mutter gesprochen, bevor du mit mir redest?«
    Pause. Harry wischt sich den Mund mit seiner

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