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Ich bin alt und brauche das Geld

Ich bin alt und brauche das Geld

Titel: Ich bin alt und brauche das Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Völler
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aufgeschlossen hatte und Jennifer außer Hörweite war.
    »Klaus’ Tochter und seine Enkelkinder.«
    Doro pfiff durch die Zähne. »Sieh mal an, der hat ja doch noch was anderes hinterlassen als Ärger.«
    Ich zuckte bloß die Achseln, mir war nicht danach, über Klaus zu sprechen.
    Doro wies mit dem Kinn über die Schulter. »Und was sind das da für Typen?«
    Zwei Männer trotteten hinter uns her, beide um die dreißig, ein hoch aufgeschossener Dünner mit Hornbrille und schlabbrigem schwarzem Anzug, und ein etwas kleinerer, aber sehr stämmiger Muskelprotz in Jeans und langärmeligem dunklem T-Shirt. Als er näher kam, sah ich, dass die Ärmel nur bis zu den aufgepumpten Bizepsen reichten und der Rest schwarz wuchernde Körperbehaarung war.
    »Keine Ahnung, die habe ich noch nie gesehen«, antwortete ich. »Vermutlich Bekannte von Klaus.«
    Am offenen Grab hatte einer der weiß behandschuhten Männer vom Bestattungsinstitut mit einer Ansprache begonnen. Als ich mit Doro und Dirk zu den übrigen Trauergästen stieß, erdolchten mich die versammelten Frauen mit ihren Blicken, worauf ich mich wie eine Schwerverbrecherin fühlte. Auch die beiden seltsamen Typen starrten mich an, als hätte ich ihnen einen Lottoschein mit sechs Richtigen geklaut. In mir erwachte das Bedürfnis, auf der Stelle zu verschwinden. Alle meine Sensoren waren sozusagen auf Flucht gepolt. Die weitschweifigen Worte, die der vom Bestatter abgeordnete Redner von sich gab und die auf jeden x-beliebigen Todesfall gepasst hätten, verstärkten diesen Impuls noch.
    »Unser lieber Verstorbener war immer ein treuer Freund«, sagte er mit routiniert traurigem Timbre in der Stimme. »Man konnte sich in jeder Lebenslage auf ihn verlassen. Seine Hilfsbereitschaft und seine Güte werden all denen, die ihm nahestanden, immer in bester Erinnerung bleiben. Sein Verlust wird im Leben derer, die ihn wertschätzten, eine schmerzvolle Lücke hinterlassen.«
    Mir reichte es. Gerade wollte ich Doro signalisieren, dass wir nun gehen konnten, als ich sah, wie das kleine Mädchen mit den Tränen kämpfte.
    »Mama, kommt Opa denn wirklich in den Himmel?«, fragte es mit zitternden Lippen.
    »Sicher, Schätzchen«, sagte Jennifer. »Da kommen wir eines Tages alle hin.« Sie hatte ihren Sohn vor sich gezogen und beide Hände auf seine Schultern gelegt. Ihr runder Bauch überschattete das blond gelockte Köpfchen. Klein Max starrte in die Grube und machte sich ebenfalls seine Gedanken.
    »Kommt er da unten rein? Ist es da nicht dunkel? Kriegt er dann keine Angst?«
    »Nein, Mäxchen, das macht ihm nichts aus. Weil seine Seele ja im Himmel ist.«
    »Ist er jetzt da oben?« Mäxchen verrenkte den Kopf und spähte am Bauch seiner Mutter vorbei zum Himmel hoch. »Fällt er da nicht runter?«
    »Nein, keine Sorge.«
    »Wieso nicht? Kann er fliegen?«
    »Hm, nein. Stell dir einfach vor, dass er auf einer Wolke sitzt.«
    »Und wenn keine Wolken da sind und er dann doch runterfällt? Hat er einen Fallschirm?«
    Ich unterdrückte ein Grinsen. Wenn aufgeweckte Dreijährige erst mal im Fragemodus waren, waren sie nicht mehr zu bremsen. Ich erinnerte mich an so manche ausgedehnte Frage-und-Antwort-Stunde während meiner Arbeit im Kindergarten, das hatte immer viel Spaß gemacht.
    Das kleine Mädchen mischte sich ein. Mittlerweile hatte es angefangen zu weinen, die Tränen liefen ihm übers Gesicht. »Und wenn Opa überhaupt nicht in den Himmel kommt?«, fragte die Kleine unterdrückt schluchzend. »Vielleicht kommt er ins Fegefeuer und muss da verbrennen! Weil er so ein liebloser Mistkerl war!«
    Ich sah Jennifer an. Obwohl die Sonnenbrille einen großen Teil ihres Gesichts verbarg, offenbarte ihre Miene einen Ausdruck von Trotz und schlechtem Gewissen.
    Der Redner hatte mit seinen salbungsvollen Sprüchen innegehalten und räusperte sich verlegen.
    »Was denn?«, sagte Jennifer. »Kindermund tut Wahrheit kund. Und das mit dem Fegefeuer hab ich nicht erfunden, das lernen sie im Kindergarten.« Sie stach ärgerlich mit dem Zeigefinger in die Richtung des Trauerredners. »Weiter im Text, ich hab nicht ewig Zeit.«
    »Ich will Pommes«, meldete Mäxchen sich nachdrücklich.
    Ich schob mich durch die Schar der schwarzen Damen hindurch an Jennifers Seite. »Soll ich mit den Kindern schon mal ein bisschen vorausgehen und sie beschäftigen, bis hier alles vorbei ist?«
    Sie wandte mir ihr Gesicht zu, und nicht mal die riesige Sonnenbrille konnte die Blässe und den ernsten Ausdruck

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