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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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und souveräner wirkte.
    Georgia trank aus einer Mineralwasserflasche. »Das ist sie. Hongkong hat ihr gutgetan. Wirklich gut. Natürlich war es zuerst schwer. Aber das letzte Jahr war wundervoll. Sie liebt die Schule, liebt ihre Freunde. Sie hat sogar etwas Mandarin gelernt.«
    Als ein älteres Paar vorbeiging – die Frau schützte sich mit einem Schirm vor der Sonne – fragte Ian sich, wie es Georgia gelungen war, so viel Glück in Hollys Leben zu bringen. »Lebst du gerne hier?«
    Georgia ließ die Flasche sinken. »Ja. Es ist anders, und es war ein Neuanfang. Ich habe in Seattle versucht, alle glücklich zu machen. Aber … aber Frank hatte kein Interesse daran. Als die Bank mir hier einen Job anbot, einen guten Job, habe ich angenommen. Und ich vermisse Amerika nicht.«
    »Warum nicht?«
    Sie wandte den Kopf ab, und ihr Nacken war entblößt und elegant. »Weil es zu Hause nicht so gelaufen ist, wie es sollte, schätze ich.«
    Er erinnerte sich daran, wie er sich spätabends mit Kate unterhalten hatte, an dem Abend, an dem Georgia anrief. Sie war hochschwanger und hatte gerade herausgefunden, dass Frank sie mit seiner Praktikantin betrog. Kate hatte fast den ganzen Abend lang mit ihr gesprochen, mit ihr geweint, sie unterstützt. Georgia hatte es nie in Erwägung gezogen, bei Frank zu bleiben, aber auch nicht gewusst, wie sie ihn verlassen sollte. Und Kate hatte ihr dabei geholfen.
    Ian, Kate und Mattie hatten Georgia und Holly in den folgenden Jahren manchmal gesehen. Den sechsten Geburtstag der Mädchen hatten sie zusammen in Disneyworld gefeiert. Als Georgia einen Job in New York bekam, hatte sie Holly oft vorbeigebracht, und die beiden hatten Kate und Ian besucht. In gewisser Weise waren Mattie und Holly eher wie Cousinen als Freundinnen aufgewachsen. Sie hatten einander zu besonderen Gelegenheiten gesehen, niemals im Klassenzimmer, aber manchmal im Kinderzimmer.
    »Die Mädchen verschwenden keine Zeit, nicht wahr?«, fragte Ian und sah, wie Holly mit Mattie zu den Felsen hinüberging.
    Georgia wandte sich an Ian, und sie streckte die Hand nach ihm aus, ließ sie jedoch wieder in ihren Schoß sinken. »Ich wollte nach New York kommen, weißt du. Ich wollte helfen. Aber Kate hat mich nicht gelassen. Ich weiß nicht, warum. Ich habe sie wieder und wieder gefragt, aber sie hat es immer abgelehnt. Und so haben wir uns … wir haben uns am Telefon voneinander verabschiedet. Und es war furchtbar.«
    Ian nickte. »Das tut mir leid. Ich habe versucht, ihre Meinung zu ändern.«
    »Aber warum? Warum wollte sie mich nicht sehen?«
    Er sah, dass Tränen in ihren Augen schwammen, dass sie fast unmerklich den Kopf schüttelte. »Es gibt keine einfache Antwort«, erwiderte er. »Aber Kate war am Ende sehr konzentriert. Ich schätze, dass sie nur noch an Mattie und mich dachte. Tag und Nacht. Sie hat diese Reise geplant. Sie tat tausend andere Dinge. Sie wusste, dass ihr nicht mehr viel Zeit blieb, und sie hat sich einfach … einfach auf uns konzentriert. Nicht auf ihre Freunde. Nicht auf ihre Verwandten. Sie hat mir ein oder zwei Mal gesagt, ich sollte mit meinen Eltern Frieden schließen, aber das war alles.«
    Eine Träne fiel von Georgias Wimpern. Sie rieb sich über das Auge und verschmierte ihre Wimperntusche. »Kate war für mich da. Als Frank … das tat, war sie da. Jeden Tag. Ich brauchte sie so sehr … und sie war da. Aber ich war nicht für sie da. Obwohl ich es wollte. Und deshalb fühle ich mich innerlich so leer.«
    Ian griff in seine Tasche und reichte ihr ein Taschentuch. »Du hättest nicht gewollt, dass Holly das sieht«, sagte er mit leiser Stimme. »Glaub mir, es ist besser, dass du nicht gekommen bist. Manchmal hat Mattie Albträume von den Schläuchen … davon, dass Kate so eingefallen war. Und ich schätze, das war einer der Gründe, warum Kate dich von sich ferngehalten hat.«
    Georgia betupfte ihre Augen mit dem Taschentuch und wandte den Blick von ihm ab. »Weißt du, ich habe dir damals eine Mail geschrieben, dass ich gerne kommen wollte. Und um die Wahrheit zu sagen, hat es mir wehgetan, dass du nicht geantwortet hast.«
    Sein Daumen huschte über seine Handfläche. »Ich … ich war überwältigt. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.«
    »Also hast du nichts gesagt?«
    Er wartete, bis ihre Augen seine wieder trafen. »Ich war nicht ich selbst. Ich bin es noch immer nicht. Aber es tut mir leid. Das war verdammt unhöflich von mir.«
    Sie nickte schniefend. »Wie geht es Mattie?«
    Er

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