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Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
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über Kopfsteinpflasterwege liefen. Ganze Tage wurden damit verbracht, mit Fremden ein Lächeln auszutauschen, zu uralten Schreinen zu wandern und sowohl neue als auch alte Sehenswürdigkeiten zu zeichnen. Ian fand, dass Kyoto sich sehr verändert hatte. Und doch weckten so viele Ecken und Plätze Erinnerungen. Sie waren an einer berühmten Bar vorbeigekommen, vor der Kate und er sich zum ersten Mal geküsst hatten. Sie waren an den Biwa-See gefahren, in dem Kate und er geschwommen waren und an dessen Ufer sie übernachtet hatten. Leider ließen solche wieder zum Leben erweckten Erinnerungen Ian in schwarze Löcher schlittern, aus denen er sich mühsam wieder herauskämpfen musste.
    Sie hatten Japan zwei Tage früher als geplant verlassen. Obwohl er das Land genauso genoss wie jedes, das er je bereist hatte, konnte Ian einfach nicht länger in Kyoto bleiben. In Kyoto zu sein war so, als würde er sich selbst anzünden. Und das konnte er nicht mit Mattie an seiner Seite.
    Das nächste Ziel auf ihrer Reise war Nepal, ein Land, in dem Kate und er gewandert und auf die Berge gestiegen waren, aber dennoch ein Ort, an dem die Erinnerungen nicht so klar und zahlreich waren. Sie hatten damals nur drei Wochen in Nepal verbracht, und obwohl diese drei Wochen wundervoll gewesen waren, hatte der Himalaya alles überschattet, das sie dort unternommen hatten. Ian fürchtete sich nicht so sehr davor, nach Nepal zurückzukehren, wie nach Japan, obwohl er nicht glücklich darüber war, Mattie mit in ein Entwicklungsland zu nehmen. Es kam ihm angesichts ihres Alters verantwortungslos vor.
    Als sie hinten in einem altersschwachen Flugzeug saßen, das sie tiefer in das Herz Asiens bringen sollte, öffnete Mattie ihre Filmdose. Sie wusste nicht, was sie erwartete, und war überrascht, als ihr ein silberner Diamantring in den Schoß fiel. »Was ist das?«, fragte sie und nahm den Ring hoch.
    Ian lächelte. »Ich weiß, wem er gehört, Schatz. Aber ich möchte, dass Mami dir das selbst erzählt.«
    »Was?«
    »Lies ihre Nachricht.«
    Mattie hielt den Ring in ihrer linken Hand und öffnete ein zusammengerolltes Stück Papier mit der rechten.
    Meine wunderbare Mattie,
    was Du da in der Hand hältst, war der Ehering Deiner Urgroßmutter. Sie trug ihn neununddreißig Jahre lang. Als sie starb, erbte ihn meine Mutter und dann ich, und jetzt gebe ich ihn an Dich weiter. Ich weiß, dass er zu groß ist und Du ihn noch nicht tragen kannst, aber irgendwann wird er Dir passen.
    Deine Urgroßmutter war eine bemerkenswerte Frau, genau wie Deine Großmutter. Sie haben vielleicht keine Schlagzeilen gemacht, aber sie waren dennoch außergewöhnlich. Wusstest Du, mein geliebtes Mädchen, dass Deine Urgroßmutter sich im Krieg für die Verteidigung des Landes engagiert hat? Sie arbeitete in einer Fabrik, lackierte Jeeps, reparierte sie und malte weiße Sterne darauf. Und Deine Großmutter engagierte sich ihr ganzes Leben lang für diejenigen, die weniger Glück hatten als sie. Ich wollte in ihre Fußstapfen treten, aber die Krankheit hat diesen Plan zunichtegemacht.
    Irgendwann, Mattie, trägst Du vielleicht selbst einen Ehering. Wähle ihn mit Bedacht, weil ich hoffe, dass er ein Leben lang auf Deinem Finger sein wird. Und wähle Deinen Mann mit noch mehr Bedacht. Lass Dir Zeit. Tu so, als würdest Du mit geschlossenen Augen gehen. Liebe sollte genossen werden, man sollte sie nicht überstürzen.
    Weißt Du, warum ich mich in Deinen Papa verliebt habe? Nun, es lag nicht daran, dass er sehr gutaussehend oder mächtig oder reich gewesen wäre. Er sah durchschnittlich aus und war so arm wie eine Kirchenmaus. Aber innen, Mattie, innen strahlte er. Er wusste, wie er mich glücklich machen kann. Von unserer ersten Begegnung an hat er mich glücklich gemacht. Denk an all die Zeiten, in denen er mich zum Lächeln oder Lachen gebracht hat. Hast Du nicht immer gewusst, wie sehr er mich geliebt hat?
    Es gibt eine berühmte Geschichte über die Liebe, Mattie. Darin heißt es, dass wir zwei Beine zum Laufen, zwei Hände zum Halten, zwei Augen zum Sehen und zwei Ohren zum Hören bekommen. Aber wir haben nur ein Herz. Warum? Weil unser anderes Herz jemand anderem gegeben wurde. Und dass wir es wiederfinden müssen. Ich fand Deinen Papa, und er fand mich. Und das Gleiche wird Dir auch passieren.
    Ich wollte so gerne mit Dir über Jungs und die Liebe sprechen. Aber das kann ich nicht. Also möchte ich, dass Du statt dieser Gespräche diesen Ring hast. Erinnere Dich daran,

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