Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
Vom Netzwerk:
zu beobachten.
    Wenn Du also an diesen Stränden stehst,
wenn Du das Licht auf Deinem Rücken spürst,
dann denk an mich.
Und unsere Gedanken und unsere Liebe werden eins werden.
    Kate
    Ian rollte das Papier zusammen und schloss die Augen, spürte die Sonne auf seinem Gesicht. Neben ihm öffnete Mattie ihre Dose und las die Worte ihrer Mutter.
    Meine süße Mattie,
    weißt Du noch, wie ich Dir, bevor ich krank wurde, das Schnorcheln beigebracht habe? Nun, Dein Papa wird Dich an einen Ort bringen, wo Du schnorcheln und so viele wunderschöne Dinge sehen kannst. Es ist, als würde man in einer warmen Badewanne schwimmen, Mattie. Und Du wirst eine neue Welt darunter entdecken, eine Welt, die Du zeichnen kannst, bis Dir das Papier ausgeht. Lass ein Stück Brot ins Meer fallen und sieh zu, was passiert. Beobachte es unter Wasser. Du wirst staunen.
    Thailand wird das Land des Lächelns genannt, und dafür gibt es einen Grund. Ich glaube nicht, dass ich jemals glücklichere Menschen getroffen habe. Die Thailänder haben vielleicht keine neuen Schuhe oder schicke Häuser oder gerade Zähne, aber sie sind glücklich, Mattie. Wie Du es warst. Wie Du es wieder sein wirst.
    Du wirst eine Menge Buddha-Statuen in Thailand sehen. Weißt Du, was Buddha über das Glück gesagt hat? Er hat gesagt: »Tausend Kerzen kann man mit einer Kerze anzünden, und das Leben der Kerze wird dadurch nicht kürzer. Das Glück wird nie weniger, wenn man es teilt.«
    Einige Menschen in Deinem Leben werden Deine Kerze anzünden, Mattie. Und ich weiß, dass Du Deine Kerze nehmen und sie dazu benutzen wirst, andere Kerzen anzuzünden. Du wirst wieder glücklich sein, und Du wirst dieses Glück teilen. Mir ist klar, dass es Dir im Moment so vorkommen muss, als wären meine Worte nicht wahr. Du hast vielleicht mehr traurige Tage als glückliche. Aber alle Dinge verändern sich, mein geliebtes Mädchen, verändern sich wie die Schlösser in den Wolken. Wenn Du also in Thailand bist, versuche, glücklich zu sein, versuche, dem Leben freien Lauf zu lassen. Mal für mich ein Bild in den Sand und sei sicher, dass ich Dir von oben zusehe.
    Ich liebe Dich,
    Mami
    Mattie las die Worte ihrer Mutter noch einmal, dann rollte sie das kleine Papier wieder zusammen und steckte es zurück in die Dose. Sie lehnte sich in ihrem Sessel zurück und blickte auf das Meer unter ihnen. Von ihrem Platz in der Nähe des Dachpools ihres Hotels hatte sie einen unverstellten Blick auf die Andamanensee – einen unendlichen Streifen azurblauen Wassers, der an breite weiße Sandstrände grenzte. Hunderte von roten und blauen Sonnenschirmen standen am näher gelegenen Teil des Strandes entlang, der von Tausenden von Einheimischen und Touristen bevölkert wurde. Obwohl der Strand mindestens anderthalb Kilometer lang war, gab es kaum einen Flecken, auf dem keine Leute waren.
    »Was sagt sie, Schatz?«, fragte Ian und sah Mattie an, während er sein T-Shirt auszog, damit die Sonne noch mehr von seiner Haut erreichen konnte.
    Mattie stieß mit dem Finger gegen die Dose. »Sie will, dass ich glücklich bin. Sie schreibt davon, dass Buddha sagt, man soll Glück teilen.«
    Er nickte und dachte an Kates Gedicht. Er fragte sich, ob sie recht hatte, er hoffte, dass es so war. »Wenn du dir Buddha-Statuen anschaust, Ru, dann wirst du sehen, dass er meistens lächelt. Obwohl sein Leben kein Spaziergang war.«
    »Was hat Mami dir geschrieben?«
    »Sie sagt, dass sie noch immer bei uns ist. Und dass sie will, dass wir im Meer schwimmen.«
    »Sollen wir schwimmen gehen? Gleich jetzt?«
    Ian sah nach unten. Die Insel Phuket, die er mit Kate an seiner Seite so gut kennengelernt hatte, war kaum noch wiederzuerkennen. Die unbefestigten Straßen und die Wasserbüffel, die jungfräulichen Strände und die strohgedeckten Hütten waren verschwunden. An ihrer Stelle gab es belebte Strandboulevards und Bars, Schnellboote und in die Höhe ragende Hotels. Das Paradies war gefunden und verloren worden. Innerhalb von fünfzehn Jahren. Wo sie früher dem Brechen der Wellen gelauscht hatten, dominierten jetzt Hupen und Geschrei die Luft, in der, abhängig von der Windrichtung, manchmal der Geruch von verbranntem Plastik von einer entfernten Müllverbrennungsanlage lag. Vielleicht würde Ian irgendwann dieses neue Phuket genießen, diese verdorbene Version von dem, was er kannte. Aber heute war kein Tag für solche Entdeckungen. Er würde Kate hier niemals spüren, sosehr er es auch versuchte, weil die Welt, die

Weitere Kostenlose Bücher