Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin an deiner Seite

Ich bin an deiner Seite

Titel: Ich bin an deiner Seite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Shors
Vom Netzwerk:
Aluminiumfolie aus. Darin befanden sich kleine gelbe Kuchen. Sie reichte dem Mann einen davon, dann sah sie Mattie an. »Möchtest du vielleicht auch einen?«, fragte sie in tadellosem Englisch und hielt ihr einen Kuchen hin. »Das sind Mango-Halwa, aus Mangopüree mit ein bisschen Zuckersirup.«
    Mattie sah Ian an, nicht sicher, ob sie von einer Fremden etwas zu essen annehmen sollte. Er nickte, deshalb lächelte sie und streckte die Hand aus. »Danke.«
    »Und Sie, Sir?«
    »Ich würde auch gerne einen probieren«, erwiderte Ian, weil ihm bei dem Duft des Gebäcks das Wasser im Mund zusammenlief.
    »Ich habe sie aus frischen, saftigen Mangos gemacht«, erklärte die Frau. »Nicht aus diesen gedüngten Monstern, die man in der Stadt kaufen kann.«
    Ian lächelte und biss in seinen Kuchen, der süß und weich war. »Sakrament. Der ist ziemlich gut.«
    »Sie ist eine gute Köchin«, sagte der Mann und nahm sich noch einen Kuchen. »Natürlich machen ihre Kochkünste mich dick, aber ich beschwere mich nicht.«
    »Leben Sie in Varanasi?«, erkundigte sich Ian. »Oder machen Sie hier Urlaub?«
    Die Frau zupfte ihren Sari zurecht und zog ihr Gewand höher. »Unser Sohn studiert dort Maschinenbau. Wir besuchen ihn alle paar Monate. Und Sie? Woher kommen Sie? Warum sind Sie in Indien?«
    »Meine Frau stellt zu viele Fragen«, erklärte der Mann, lächelte jedoch dabei.
    Ian aß seinen Kuchen auf. »Das ist schon in Ordnung. Meine Tochter Mattie und ich sind aus New York. Wir sind für ein paar Wochen in Indien.«
    »Was haben Sie schon von Indien gesehen?«, fragte sie Frau, die Mattie ansah und ihr eine Serviette reichte.
    Mattie wischte sich die Hände ab. »Wir waren am Tadsch Mahal.«
    »Und um welche Tageszeit?«
    »Am Morgen.«
    »Am Morgen ist gut. Aber bei Ihrer nächsten Reise nach Indien sehen Sie es sich nachts an, bei Vollmond. Dann werden Ihnen wirklich die Knie weich werden.«
    Der Mann nickte einem Zugbegleiter in Uniform zu, der einen Wagen den Gang hinunterschob. Sie sprachen kurz miteinander auf Hindi, bevor der Passagier einige Geldscheine heraussuchte. Der Zugbegleiter stellte zwei Dosen Bier, eine Flasche Sprite und ein Glas Tee auf ihren Tisch. »Für unsere Reisegefährten«, sagte der Mann und reichte Ian ein Bier und Mattie die Sprite.
    »Danke«, sagte Ian und hatte das Gefühl, er hätte dasselbe tun müssen.
    »Es ist uns ein Vergnügen«, erwiderte der Mann. »Wir sind in unserem Land schließlich Ihre Gastgeber.« Er öffnete sein Bier, dann nahm er die Zeitung und deutete auf ein Bild. »Wir sind sehr aufgeregt, dass Ihr Präsident uns nächste Woche besuchen wird.«
    »Ich denke, er wird hier eine sehr schöne Zeit haben«, meinte Ian und trank von seinem Bier.
    Der Mann lächelte. »Amerika ist der Ort, wo alle Träume Wirklichkeit werden.«
    »Und wie steht es mit Indien?«
    »Irgendwann wird Indien auch so sein. Wir nähern uns diesem Punkt, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.«
    »Ich glaube, Sie machen das gut.«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Wir versuchen es. Aber mehr als eine Milliarde Menschen auszubilden, zu ernähren und sich um sie zu kümmern ist nicht leicht. Unser Sohn hat Glück. Wir können es uns leisten, ihn auf die Universität zu schicken, und er ist ein fleißiger Student. Aber zu viele Söhne und Töchter werden niemals auf eine solche Schule gehen. In dieser Hinsicht hat Indien sich nicht sehr verändert. Das Kastensystem ist abgeschafft, jedenfalls auf dem Papier. Aber in Wirklichkeit ist es noch da.«
    Ian nickte und trank von seinem Bier. Er bemerkte, dass die Frau stiller geworden war, als das Gespräch anfing, sich um Politik zu drehen. Der Zug pfiff in die Dunkelheit hinein. »Ich schätze, jedes Land hat auf irgendeine Art ein Kastensystem«, antwortete Ian. »Obwohl bei uns in den Staaten die Hautfarbe tatsächlich keine große Rolle mehr spielt. Und das hat ja auch lange genug gedauert.«
    »Das stimmt«, erwiderte der Mann und klopfte mit den Knöcheln auf den Tisch. »Und was ist Ihr Traum? Sie klingen nicht, als stammten Sie aus Amerika?«
    »Na ja, ich habe das Land adoptiert, könnte man sagen. Ich habe dort eingeheiratet und ich bin froh, dass ich es getan habe, weil Sie recht haben; es ist ein gutes Land für Träume. Das beste, schätze ich. Vor sechs Jahren habe ich eine kleine Firma gegründet, eine kleine Firma, die japanische Lebensmittel online an diejenigen von uns verkaufte, die Gefallen an ihren Spezialitäten gefunden hatten.

Weitere Kostenlose Bücher