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Ich bin da noch mal hin

Ich bin da noch mal hin

Titel: Ich bin da noch mal hin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Butterfield
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Der agile Klose steigt höher als der steife Upson, der sich bei Klose einhakt. Doch der Deutsche ist einfach stärker, er platzt geradezu vor Entschlossenheit. Bei Upson platzt rein gar nichts, außer vielleicht der Illusion, dass er in derselben Kategorie spielt wie Klose. Der Ball kommt in der Nähe des Elfmeterpunkts auf. Upson hat die Jagd aufgegeben. David James, der langsam aus seinem Mittagsschläfchen zu erwachen scheint, kommt Klose steifbeinig entgegen, aber es ist zu spät. Klose rutscht mit den Füßen voran Richtung Tor und bugsiert den Ball mit dem rechten Außenrist unter James hindurch. Eins zu null für Deutschland. Upson hat einundzwanzig Länderspieleinsätze für England hinter sich, Klose hunderteins für Deutschland. Es ist das einzige Mal während des ganzen Spiels, dass Erfahrung über den Mangel an selbiger triumphiert.
    Ich schließe die Augen vor Entsetzen. Als ich sie wieder aufschlage, sehe ich zu meinem Ärger, wie Terry und Upson mit den Armen herumwedeln, als sei alles nur ein kleines Missgeschick gewesen. England muss sich sofort neu aufstellen, bevor die Deutschen sich zum Angriff sammeln und unsere wacklige Abwehr einfach überrennen. Doch unsere Spieler scheinen unfähig, ihr Spiel anzupassen oder mehr Tempo zu machen. DieDeutschen laufen nicht nur mit dem Ball , sie laufen auch ohne Ball. Diese klassische Taktik scheinen alle Teams der WM außer England zu kennen. Klose hebt gewitzt den Ball über drei englische Spieler hinweg. Thomas Müller, den wir in England »Baby Müller« nennen, kriegt den Ball nicht gleich, sprintet ihm aber in den Strafraum nach. Er passt ihn zu Podolski, der so einsam und unbeachtet dasteht wie ein Astronaut auf dem Mond. Podolski hat so viel Raum um sich, dass er gefahrlos einen Moment die Kontrolle über den Ball verlieren kann, bevor er ihn zwischen dem Pfosten und James ins Netz zirkelt. Zwei zu null für Deutschland nach nur dreißig Minuten Spielzeit.
    »Oh mein Gott was für ein Mist!!!«, schimpft Elizabeth aus Yorkshire.
    Die vier Ausrufezeichen zeigen, wie groß der Misthaufen ist, den meine Schwester sieht.
    Fünf Minuten später nimmt Upson Rache und köpft eine Flanke von Stevie G ein.
    »Ja! Ja!«, ruft Lynn und klatscht sehr zivilisiert in die Hände.
    »Jetzt aber, England!«, brüllt Steve.
    »Noch ein Tor vor der Halbzeit, und alles ist wieder offen!«, rufe ich, springe auf und balle die Fäuste so fest, dass es schmerzt.
    Und nur eine Minute später fällt tatsächlich ein zweites Tor für England! Sieben Minuten vor der Halbzeit steht es zwei zu zwei.
    »Hurra! Tor! Tor! Lampard! Lampard!«, rufe ich. »Wir haben es geschafft! Der Ausgleich!«
    Doch der Schiedsrichter lässt das Tor nicht gelten! Was die Zeitlupe auf dem Großbildschirm, die vierzigtausend Zuschauer im Free State Stadion und Millionen von Fernsehzuschauern in aller Welt sehen: Lampard (Zweiunddreißig) wagt wie sonst nur einer von den jungen Deutschen einen kühnen Schuss aus fünfundzwanzig Meter Entfernung. Der Ball prallt gegen die Latte und kommt hinter Torhüter Neuer einen halben Meter hinter der Torlinie zu Boden. Ein klares Tor.
    »Das darf doch nicht wahr sein! Das war ein Tor! Der Ball war hinter der Linie! Klares Tor!«, schreie ich den Schiedsrichter Jorge Larrionda aus Uruguay an, der neuntausend Kilometerentfernt in Südafrika auf dem Platz steht. Dass er mich nicht hören kann, hält mich nicht ab. Die Hitze von Bloemfontein hat den Mantel der Vernunft von meinem Denken weggeschmolzen. Ich bin rasend vor Enttäuschung.
    »He! He! Der Ball war über der Linie!«, brüllt auch Steve.
    »Klar war er das!«, schreie ich zurück. »Der war so weit über der Linie, der war praktisch schon in Namibia!«
    »Ist das denn erlaubt?«
    »Ist was erlaubt?«, frage ich, verblüfft über so viel Naivität.
    »Die können doch jetzt nicht einfach weiterspielen! Das war ein Tor! Das Spiel muss unterbrochen werden!«
    »Ja, aber Neuer hat den Schiedsrichter ausgetrickst. Schau nur! Schau! Schau ihn dir an!«, rufe ich, unbekümmert darum, wie kindisch ich wirken muss. »Er hat sich den Ball einfach geschnappt und einen Abstoß gemacht, obwohl er eindeutig gesehen hat, dass er hinter der Linie war. Kannst du noch in den Spiegel schauen, Neuer? Betrüger!«
    Die Zeitlupe zeigt erneut, dass der deutsche Torhüter klar gesehen hat, dass der Ball hinter der Linie landete, als er ihn vergeblich aus der Luft zu angeln versuchte. Er weiß genau, dass es ein Tor war.
    »Aber

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