Ich bin dann mal alt
eine alte Volksweisheit, dass man über ein Problem erst einmal eine Nacht schlafen soll, bevor man sich entscheidet.
Zum guten Schlaf gehört vor allem ein Platz, an dem man sich wohlfühlt. Wenn ein Mensch ein Drittel seines Lebens an einer bestimmten Stelle im Haus im Schlaf verbringt, sollte er viel Sorgfalt darauf verwenden, seinen Schlafplatz auszuwählen, ihn sinnvoll einzurichten und zu gestalten. So können zum Beispiel Wasseradern, Störzonen und Erdstrahlen manchmal verhindern, dass wir an einem Platz ruhig und tief schlafen. Deshalb ist es sinnvoll, zu spüren und nachzufühlen, wo man gut schlafen kann. Ebenso sollten wir eine Sensibilität dafür entwickeln, welche »Wach-Plätze« uns guttun.
Einschlaf-Rituale
Zu einem erholsamen Schlaf können auch Einschlaf-Rituale beitragen. Zum Beispiel kann man vor dem Einschlafen in Gedanken um sich herum einen Licht-Schutzraum aufbauen: Stell dir dazu eine Lichtkuppel vor, die dich beschützt und behütet. Wie die Erfahrung zeigt, können Menschen, die sich bewusst Einschlaf-Rituale schaffen, wirklich besser schlafen. Wer sich allerdings kurz vor dem Einschlafen von bösen Kräften verfolgt sieht, wird vermutlich eine unruhige Nacht haben. Ähnlich geht es denen, die sich mit ihren ungelösten Problemen oder mit düsteren Horrorbildern aus dem Fernsehen ins Bett legen.
Eine befreiende Erfahrung vor dem Einschlafen kann auch ein Schuldbekenntnis sein. Wer tagsüber einen Menschen verletzt hat und sich mit ihm wieder versöhnt und ihn um Verzeihung bittet, kann sehr viel leichter zu innerem Frieden finden. Das Bekennen von Schuld ist ein Zeichen von Stärke und Menschlichkeit. Oft allerdings ist der betroffene Mensch nicht da oder das Ereignis liegt weit zurück; in diesem Fall stellen wir die Beziehung zu ihm in Gedanken her. Wir können uns auch mit dem Schuldbekenntnis an Gott wenden. Er rechnet dir deine Schuld nicht vor, sondern schenkt Verzeihung, neues Leben und Frieden. Ein solcher Schritt fordert jedoch Wahrhaftigkeit und Vertrauen. Auch autogenes Training oder andere Entspannungsübungen sind sinnvoll, um gelassen in den Schlaf hineinzugehen.
Wichtig vor dem Einschlafen ist es, Bilder, die uns tagsüber bedrängt und beschäftigt haben, loszulassen. Dazu machen wir uns das Problem bewusst und entscheiden, dass wir es jetzt nicht lösen wollen oder können. Vielleicht ist dazu der nächste Morgen besser geeignet. Dann geben wir das Bild zurück und lassen es los. Wie auch immer man das Einschlafen gestaltet: Wichtig ist, den Tag sehr bewusst mit einem Ritual abzuschließen.
Auf nichts mehr warten?
Es war ein trauriger Besuch bei dem alten Ehepaar. Auf das Klopfen des Pfarrers öffnete niemand. Als er die Tür, die nicht verschlossen war, öffnete und das Haus betrat, sah er die beiden in ihren Sesseln: Sie waren vor dem eingeschalteten Fernseher eingeschlafen. »Wir warten auf nichts mehr«, sagte die alte Frau, als sie erwachte, entschuldigend, »wir sitzen halt den ganzen Tag vor dem Fernseher oder schlafen. Früher war es noch anders. Da habe ich auf die Kinder gewartet, bis sie von der Schule heimgekommen sind, oder abends auf meinen Mann und am Monatsersten auf das Geld. Dann habe ich darauf gewartet, dass das Fernsehprogramm am Nachmittag anfängt. Jetzt brauche ich nicht einmal mehr darauf zu warten, weil es mit der neuen Schüssel den ganzen Tag läuft. Ich weiß nicht mehr, worauf ich noch warten soll. Jetzt warten wir halt aufs Sterben.« Für die beiden alten Menschen hatte das Leben schon aufgehört, weil sie nichts mehr erwarteten – nichts mehr für sich und nichts mehr von den Menschen.
Das Leben stirbt, wenn es darin keine Sehnsucht, keine Hoffnung und keine Zuversicht mehr gibt. Die Betäubungsmittel des Alltags, zum Beispiel Fernsehen und Internet, können diese Sehnsucht nicht erfüllen.
Wenn der Mensch kein inneres Ziel mehr hat, wenn er also nicht mehr weiß, wozu er lebt, dann wird sein Leben mühsam und leer. Leben braucht Sehnsucht und Entwicklung. Wer stehen bleibt und im Stillstand verharrt, ist tot, auch wenn er noch atmet und sich bewegt. Entwicklung bedeutet, dass wir etwas erwarten, uns freuen können. Wer im Leben keine Perspektiven mehr hat, dem nützen auch Geld und Besitz nichts. Verkehrt ist es natürlich, wenn die Ziele nur aus unerfüllten
materiellen Wünschen bestehen. Die beiden Alten, die vor dem Fernseher eingenickt waren, hatten eigentlich Sehnsucht nach Leben, aber sie haben es verschlafen. Ihnen
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