Ich bin dann mal alt
paar Minuten hinlegen. Sehr erholsam ist es, wenn wir in der Pause auch etwas anderes sehen, riechen oder hören. Das regt die Sinne an, und zwar ganz andere als jene, die vorher bei der Arbeit beansprucht wurden.
In der Pause erholt sich der Mensch, weil er ausspannt und vorübergehend etwas anderes tut. Dabei sollte er bewusst den Kontrast zu dem suchen, was er vorher getan hat: Wer zum Beispiel allein in einem Büro sitzt, sollte in der Pause mit Kollegen zusammenkommen, mit ihnen reden und lachen. Leute, die in Gruppen arbeiten, erholen sich am besten, wenn sie in der Pause keine Kommunikation mit anderen suchen. Wir sollten es auch vermeiden, in der Pause über die gleichen Dinge und Themen zu sprechen, mit denen wir uns während der Arbeit beschäftigt haben.
Wer viel Kommunikation hat und dauernd mit anderen Menschen redet, telefoniert oder verhandelt, sollte seine Pause nicht auch noch mit Gesprächen ausfüllen. Für ihn ist es besser, sich zurückzuziehen, sich vielleicht auf eine Bank zu setzen und für kurze Zeit mit sich allein zu bleiben.
Die Pause ist auch eine Zeit zur Entfaltung. Was vorher erarbeitet, besprochen oder geplant wurde, braucht eine gewisse Zeit, um sich zu entwickeln. So kann ein Prozess allmählich heranreifen – das ist sinnvoller, als pausenlos alles voranzutreiben, ohne Rast und ohne Verschnaufen. Die Pause gibt einem Prozess die Chance, sich zu entfalten, zu verändern und zu reifen. Dieses Prinzip gilt auch für die Freizeit und im Alter: Ruhephasen sind
sinnvoll und können wahre Wunder bewirken! Im Alter sind Pausen noch wichtiger als in jungen Jahren. Wer sie nicht beachtet, muss damit rechnen, dass der Körper und die Seele eine Pause »erzwingen«. Und zwar als Krankheit, die dich ans Bett fesselt, als Schlaganfall, der dein zu hohes Tempo lähmt, als Infarkt, der den überdrehten Rhythmus jäh stoppt.
Raum der Stille
In unserer lärmenden Welt ist Stille ein kostbares Gut geworden. Überall wird drauflosgeplappert, Handys klingeln, in der Wohnung und am Arbeitsplatz läuft ununterbrochen das Radio, aus den Autoboxen dröhnt Techno-Musik und auf den Straßen machen die Brummis ihrem Namen alle Ehre. Der Lärm und ein viel zu schnelles, stressiges Leben zermürben immer mehr Menschen an Leib und Seele – und es scheint kein Mittel in Sicht zu sein, um dieser unseligen Entwicklung entgegenzuwirken.
Doch manchmal kommt Hoffnung aus einer Ecke, in der man sie am allerwenigsten vermutet hat: zum Beispiel dem bayerischen Gesundheits- und Umweltministerium in München. Die Behörde mit ihren rund 1000 Angestellten hat kürzlich einen »Raum der Stille« für Mitarbeiter geschaffen, die in der Pause sämtliche Geräusche auf Null drehen und für ein paar Minuten ganz bei sich sein wollen. Mit seinen beruhigenden Blautönen und dem leisen Plätschern von fließendem Wasser lädt dieser Raum zum Verweilen ein, zur Einkehr bei sich selbst oder zum Gebet.
Stille, Ruhe, Ent-schleunigung des Lebens – alle großen Kulturen und Religionen haben solche Werte gefördert und geschützte
Räume geschaffen, in denen die Menschen für eine Weile bei sich sein konnten. Dass diese Tradition nun in unerwarteter Form in einer Behörde in der Großstadt wieder auftaucht, ist bemerkenswert. Vielleicht macht das Beispiel Schule und regt Bauherren und Architekten an, in Gebäuden, in denen viele Menschen zusammenleben oder -arbeiten, ebenfalls einen »Raum der Stille« einzuplanen. In einer Zeit, in der viele Menschen nach Orientierung und Sinn in ihrem Leben suchen, wäre es doch gelacht, wenn wir unter Gemeinschaftsräumen immer nur Keller, Dachböden und den Waschmaschinenraum verstehen würden. Es verwundert sowieso, dass nicht längst schon andere Firmen solche ruhigen Rückzugsräume anbieten – schließlich ist aus Untersuchungen bekannt, dass die Mitarbeiter bereits nach einem kurzen Aufenthalt in einem »Raum der Stille« viel motivierter und leistungsstärker ins Büro oder an die Werkbank zurückkehren. Wirtschaftsbetriebe könnten also in doppelter Weise Erfolg ernten: Sie bieten dem Mitarbeiter etwas wirklich Gutes und erhöhen gleichzeitig ihre eigene unternehmerische Leistung.
Der zweckfreie Sonntag
Im Wirtshaus hat man ja eigentlich keinen Sonntag und keinen Feiertag für sich. Man macht den Feiertag für andere, damit es ihnen gut geht. Das ist oft nicht leicht, aber noch öfter merkt man: Wenn die anderen einen Feiertag haben, dann kann man sich selbst auch freuen und hat
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