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Ich bin dann mal alt

Ich bin dann mal alt

Titel: Ich bin dann mal alt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Pausch , Gert Boehm
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dieser Weg führt fast immer in Unzufriedenheit und Leid.
    Klüger ist es, sich auf seine wirklich vorhandenen Stärken und vor allem auf die Schwächen zu besinnen. Denn auch für das Leben des Menschen gilt: Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Mit der Erkenntnis über seine eigenen Stärken und Schwächen kann der Mensch sein Leben gestalten, ohne es in Selbstüberschätzung zu gefährden oder zu zerstören. Denn körperliche oder seelische Mängel bieten dem Menschen die Möglichkeit zur Entwicklung, zu neuem Wachstum. Diese Erkenntnis ist ein Zeichen von Stärke und Weisheit.
    Mache dir einmal bewusst, welches Organ oder welcher Körperteil bei dir geschwächt ist und besondere Unterstützung braucht. Dann gib ihm diese Unterstützung und entdecke, wie sich die Schwäche allmählich in Stärke verwandelt – zum Beispiel kannst du deinem Bauch helfen, indem du einen vernünftigen Speiseplan machst.
    Im Alter besonders wichtig: der Rhythmus von Wachsein und Schlafen
    Ich habe mich nie um meinen Schlaf bringen lassen – auch nicht, wenn spätabends am Stammtisch noch Gäste da waren. Da habe ich einfach mein Kopfpolster genommen, es vor mir auf den Tisch gelegt, meinen Kopf drauf – und dann habe ich ein bisserl geschlafen. Wenn einer ein Bier gebraucht hat, haben sie mich geweckt. Ich hab das Bier gebracht und dann weitergeschlafen. Wenn man sich um den Schlaf bringen lässt, geht die innere Ruhe weg.
    Lindenwirtin Josefine Wagner
    Im Alter gehört der Wechsel von Schlafen und Wachsein zu den elementarsten Rhythmen. Jeder muss für sich den richtigen Rhythmus finden – die einen brauchen mehr Schlaf, andere kommen mit wenig aus. Es gibt kein Rezept, das für alle gilt. Die wohl ungesündeste Art allerdings ist, dass der alte Mensch, wenn er Langeweile hat, damit beginnt, seine Zeit mit allerlei überflüssigen Tätigkeiten »totzuschlagen« oder stundenlang vor sich hin zu dösen. Da ist es viel sinnvoller, zu lesen, zu beten, spazieren zu gehen, Musik zu hören, Menschen oder Tiere zu beobachten.
    Am besten lässt sich ein vernünftiger Rhythmus von Schlafen und Wachsein finden, wenn man sich – körperlich und geistig – ausreichend bewegt. Wer nur vorm Fernseher sitzt oder im Sessel vor sich hin dämmert, ist ständig schläfrig und nimmt am richtigen Leben kaum noch teil. Deshalb ist es im Alter so wichtig, dass der Mensch Aufgaben hat, denn dadurch gibt er seinem Leben eine Perspektive. Das kann ein Garten sein, um den man sich kümmern muss, vielleicht ist es ein Tier, ein Verein oder ein Nachbar, zu dem er Beziehungen herstellt.
    Niemand darf sich im Alter sklavisch einem Rhythmus unterwerfen,
der ihm im Grunde nicht guttut. Aber bloß keine Übertreibungen! Wer zwischendurch Lust verspürt, sich einmal hinzulegen und eine Mütze Schlaf zu nehmen, soll es sich gönnen – ohne schlechtes Gewissen. Schließlich ruft kein Wecker mehr zur Arbeit.
    Der Rhythmus des Tages
    Zum zeitlichen Rhythmus gehört auch der einzelne Tag, den man nicht beliebig zerfließen lassen soll, sondern in eine strukturierte Ordnung bringen kann. Das ist besonders für Menschen wichtig, die allein leben. Denn wenn ein Tag seinen Rhythmus hat, kommt der Mensch in Beziehung zu sich selbst.
    Der gesunde Tagesrhythmus ist eine wichtige Quelle des Lebens. Er lässt sich vor allem an Ritualen erfahren: das morgendliche Aufstehen, das Waschen, vielleicht das Gebet, Essen, Reden, Schweigen – alles hat seine Zeit. So bekommt jeder Tag seine eigene Bedeutung. Ohne diesen Rhythmus steht der Mensch früh beliebig auf, geht abends irgendwann zu Bett und dazwischen passiert nichts, weil er keine Fixpunkte hat und seine Zeit nicht ordnet. Er richtet sich nicht nach den Jahreszeiten der Natur, missachtet den Tag und überlässt ihn der Beliebigkeit. Dem Tag oder der Woche Struktur zu geben, darf nicht verwechselt werden mit Terminplanung. Es wäre unklug, die Tage bis zur letzten Minute zu verplanen.
    Der Tag beginnt am Morgen mit dem Aufstehen: Du begibst dich von einer Position in eine andere – von der nächtlichen Ruhe in die Bewegung des Tages. Dieser Übergang in den Wachzustand sollte ganz bewusst geschehen. Viele öffnen ihre Augen und bleiben noch einige Zeit liegen, dehnen und räkeln sich und nehmen sich auf diese Weise sehr bewusst wahr. Danach stehen
sie mit langsamen Bewegungen auf – ein Ritual, das sich jeden Tag wiederholt.
    Am Morgen brauchen der Leib und die Seele Sorgfalt. Du reinigst dich, das ist

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