Ich bin dann mal alt
fehlten innere Ziele. Viele Menschen haben wie diese beiden heute leider keine solchen Ziele mehr, sondern leben nur noch nach außen orientiert: ein größeres Auto, mehr Geld, die Karriere, der Luxusurlaub, ein attraktiver Partner, keine Sorgen.
Doch jeder Mensch trägt – oft auch unbewusst – die Frage nach dem Sinn des Lebens in sich. Die Jagd nach materiellen Wünschen kann darauf keine Antwort geben. Deshalb ist es klug, wenn wir uns die vielen Irrwege und Schleichpfade anschauen, die uns immer wieder vom Ziel abbringen – und wenn wir die Perspektive nach innen verlegen. Geistliches Leben beginnt in dem Augenblick, da ein Mensch aufhört, sich nur an seinen Sehnsüchten und Wünschen in der Außenwelt zu orientieren.
Die Pause ist wichtig
Eine Pause zu machen, geht immer – wenn man will.
Lindenwirtin Josefine Wagner
Zu den schlimmsten Folgen in unserer Berufswelt gehört die Entfremdung von der Arbeit. Viele Menschen fühlen sich überfordert. Das beginnt schon in der Schule und setzt sich später im Betrieb fort. Kein Wunder, dass die gestressten Menschen den Ruhestand ersehnen, der ihnen als die große Pause im Leben erscheint. Doch dieser Wunsch erweist sich häufig als eine Falle, in die man arglos hineintappt, denn die ersehnte »Dauerpause« hat ihre Tücken.
Viele Menschen empfinden die Arbeit als etwas Negatives, dabei sind sie an dieser falschen Einstellung oft selbst schuld. Statt die Arbeit mit Gelassenheit zu verrichten, entwickeln sie eine schier dämonische Dynamik, in die sie sich selbst hineintreiben. Dann verzichten sie sogar auf Pausen, in denen sie sich vom Stress erholen könnten.
Nach dem Eintritt in den Ruhestand hören die meisten Menschen von einem Tag auf den anderen auf zu arbeiten. Das widerspricht jedem vernünftigen Lebensrhythmus. Gescheiter ist es, weiterzuarbeiten, wo immer es möglich ist. Natürlich nicht mehr mit dem früheren Tempo und nicht mehr unter dem zerstörerischen Druck auf der Karriereleiter. Die Benediktinermönche geben uns ein gutes Beispiel: Sie lassen ihr Arbeitsleben mit zunehmendem Alter allmählich ausklingen, ohne sich dabei zu überfordern.
Wer lebt – nicht nur, wer arbeitet –, muss Pausen einlegen. Kein Motor läuft ewig. Der Körper nimmt seine Energie nicht beim Essen auf, sondern in der »Pause« zwischen Nahrungsaufnahme und Ausscheidung, also während der Verdauung. Genauso
ist es auch bei allen anderen Lebensprozessen: Eine Ruhepause ist notwendig, um den vorausgegangenen Prozess zu bearbeiten, zu verdauen und abzuschließen. So wird die Pause zu einem wichtigen Teil im Rhythmus des Lebens.
Eine hohe Arbeitsleistung kann nicht über mehrere Stunden hinweg ohne Unterbrechung durchgehalten werden. Die Erfahrung zeigt, dass man spätestens nach einer Stunde eine Pause einlegen soll. Sie ergänzt die vorherige Tätigkeit – allerdings auf ganz andere Art und Weise; denn die Pause soll nicht nur vor der totalen Erschöpfung bewahren, sondern ist ein Wert für sich. Pausenzeiten sind etwas Besonderes. Deshalb ist es unklug, nach mehreren Arbeitsstunden sofort zum Handy zu greifen und während der gesamten Pause zu telefonieren.
Die Regel des heiligen Benedikt fordert von den Mönchen, dass sie nicht erst dann eine Pause einlegen, wenn sie schon übermüdet sind, sondern dass Pausen einen festen Platz im Tagesablauf haben. Früher wurde im Kloster zu jeder vollen Stunde die Glocke geläutet, damit die Mönche während ihrer Arbeit kurz innehalten, den Blick auf sich selbst richten, ein Gebet sprechen. Heute könnten wir unsere elektronische Armbanduhr zu einer modernen Stundenglocke umfunktionieren: Sie piepst dann immer zur vollen Stunde und erinnert uns daran, die Gartenarbeit, das Lesen oder was wir sonst gerade tun, zu unterbrechen, damit wir wenigstens ein paar Atemzüge lang bei uns selbst sein können. Eine solche rechtzeitige, bewusste Unterbrechung verhindert, dass der Mensch seine Energie verliert – und damit die Beziehung zu sich selbst. Wer Pausen macht, hält seine Leistung auf einem hohen Niveau, wer bis zur Erschöpfung durcharbeitet, powert sich aus. Dann schleichen sich Fehler ein, das Tempo lässt nach und die Gesamtleistung sinkt.
Die Pause richtig nutzen
In der Pause sollten wir unsere Position wechseln. Wer während der Arbeit gesessen hat, sollte aufstehen und umhergehen. Wer im Stehen gearbeitet hat, kann sich setzen. Wer sich bei seiner Arbeit viel bewegt hat, sollte sich zur Erholung vielleicht sogar ein
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