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Ich bin dann mal offline

Ich bin dann mal offline

Titel: Ich bin dann mal offline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Koch
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gefälschte Rolex-Uhren angeboten werden. Dass wir bombar-diert und abgelenkt werden von E-Mails mit automatisch übersetzten Betreffzeilen wie »Greife das Link!« oder »Gewinne groß im Casino Spaß«. Wenn man sich die Zahlen hinter dem ganzen Quatsch ansieht, merkt man schnell, dass Spam-Mails nicht nur nerven, sondern auch ein tatsächliches Problem darstellen: Rund 250 Milliarden E-Mails werden inzwischen täglich weltweit verschickt, beinahe drei Millionen pro Sekunde. Die Angaben, wie viel davon unerwünschte Spam-Mails sind, variieren je nach Studie zwischen 90 und 97 Prozent. Würden alle davon unsere Postfächer erreichen, wäre das wunderschöne und praktische Kommunikationsmittel E-Mail nicht mehr zu gebrauchen. Denn jeder, der 50 echte Mails am Tag bekommt, müsste sich erst einmal durch rund 1000 unerwünschte wühlen. Seit Jahren läuft also ein digitales Wettrennen zwischen den Versendern von Spam-Mails und den Entwicklern sogenannter Spam-Filter, die verhindern sollen, dass uns nutzlose Mails erreichen, aber trotzdem alle richtigen und wichtigen durchlassen. Kein leichtes Unterfangen! Als beispielsweise Spam-Filter anfingen, Mails mit dem Begriff »V1ag*ra« auszusortieren, schrieben die Spammer einfach »V1agra« oder »Via_gra«. Als die Filter auch darauf reagierten,verschickten die Spammer plötzlich keine Texte mehr, sondern Bilder, auf denen sich die zu übermittelnden Informationen befanden. Auf jeden Trick der einen Seite antwortet die gegnerische mit einer geeigneten Kontermaßnahme. Doch auch gefiltert ist Spam noch teuer genug: Ein mittelständisches Unternehmen verliert dadurch etwa 500 Euro pro Jahr und Mitarbeiter. Allein in den USA werden über zehn Milliarden Dollar für Spam-Filter und andere Maßnahmen ausgegeben, um nicht in der Flut von Werbemails zu ertrinken.
    Und es geht längst nicht nur um Geld -Spam-Mails schaden auch der Umwelt. Experten schätzen, dass für das Versenden, Empfangen und Filtern von Spam jährlich 33 Milliarden Kilowattstunden Strom aufgewendet werden -in etwa die Menge, die acht Millionen deutsche Drei-Personen-Haushalte jährlich verbrauchen. Spam-Mails erzeugen so viele Treibhausgase wie 3,1 Millionen Autos -denn auch wenn E-Mail ein scheinbar kostenloses Medium ist: Jeder Mailserver braucht Strom und Kühlung und muss -genauso wie die immer größeren Datenleitungen -überhaupt erst mal hergestellt werden. Wenn man sich wundert, wer all diese Müllmails überhaupt versendet, muss man geduldig sein und warten -bis einer von ihnen verhaftet wird. Wie zum Beispiel der 25-jährige Japaner Yuki Shiina,der 2008 hinter Gitter karn und zuvor in knapp zwei Jahren rund 2,2 Milliarden Werbemails für OnlineCasinos und Dating-Seiten verschickt hatte. Einer der größten Müllmailer ging jedoch den Behörden der USA ins Netz: Dort wurde Robert Soloway, in Fachkreisen nur als »Spamkönig« bekannt, ebenfalls 2008 von einern Gericht zu einer Haftstrafe von 47 Monaten verurteilt. Insgesamt fünf Jahre lang war der Gründer der Firma Newport Internet Marketing (NIM) immer wieder entkommen und hatte mehrere Geldstrafen in Millionenhöhe und eine Anklageschrift mit insgesamt 40 Punkten angesammelt. Noch interessanter als die Frage, wer all die Spam-Mails verschickt, finde ich persönlich jedoch die Frage, wer sie öffnet, liest und daraufhin wirklich nichts Besseres zu tun hat, als »das Link zu greifen«. Aber irgendjemand muss es tun, sonst würden nicht jeden Tag Milliarden von Spam-Mails um die Welt geschickt. Ich habe einmal versucht, herauszubekommen wie teuer es wäre, Menschen mit unerwünschter Mail-Werbung zu belästigen: 2008 kostete es einen Spammer rund 350 Euro, satte 20
    Millionen Mails mit einem Betreff wie »Ihre Frau wird jubeln« oder »Über Nacht zum Milliardär« zu verschicken 18 inzwischen ist es bestimmt noch billiger. Es reicht also, wenn nur jeder Millionste Empfänger eine falsche Rolex oder ein Päckchen »V1ag*ra« aus einer chinesischen Tiermehlfabrik kauft -sobald der Absender an jedem dieser 20 Verkäufe 20 Euro verdient, ist er schon im Plus. Das Unglaubliche: Die Trefferquote ist viel höher. Laut einer Studie des Verbrauchermagazins »Consumer Reports« kaufen in den USA monatlich über eine halbe Million Menschen ein Produkt oder eine Dienstleistung, die ihnen per Spam-Mail angeboten wurde. So lange Geld damit verdient wird, ist also ein Ende der Müllmails nicht zu erwarten.
    Seit gut drei Wochen bekomme ich jetzt dank

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