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Ich bin dein, du bist mein

Ich bin dein, du bist mein

Titel: Ich bin dein, du bist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ravensburger
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schmutzigen Gabel lag. Eine angebrochene Salami vertrocknete auf der Arbeitsplatte. Jans Mutter würde ganz bestimmt nicht begeistert sein, wenn sie sah, dass ihr Sohn Geschirr und Besteck noch nicht einmal in die Spülmaschine geräumt hatte. Er nahm das benutzte Messer vorsichtig an der Klinge und verstaute es in einem dritten Beutel.
    Jetzt hatte er alles, was er brauchte.
    Zügig, aber ohne Hast eilte er in den Keller, trat hinaus, schloss die Tür wieder hinter sich ab und entledigte sich seines Schutzanzuges. Einen zweiten hatte er noch im Kofferraum seines Autos. Den würde er später brauchen.
    Zoey Schreiber wohnte in Seckbach, einen Ort weiter. Die Fahrt dauerte nur fünf Minuten. Er stellte den Wagen so ab, dass er Zoeys Haus gut im Blick hatte. Dann wartete er. Ein Mountainbike stand vor der Haustür. Es gehörte Jan. Hatte es wohl furchtbar eilig, Zoey den Laufpass zu geben. Sie würde ihm bestimmt eine Szene machen. Das konnte dauern.
    Gabriel nahm sein Netbook aus dem Fußraum des Beifahrersitzes. Tatsächlich gab es in dieser Straße einige ungesicherte WLAN -Netze. Er wählte das mit der stärksten Sendeleistung und aktivierte einen Proxy. Ein Klick auf Skype und er sah, dass Judith online war. Er schaltete auf Grün und wartete.
    Judith: Hallo.
    Er grinste.
    Gabriel: Auch hallo! Wie war dein Tag?
    Judith: Verwirrend.
    Gabriel: ???
    Judith: Ach, es gibt Probleme mit meinem Freund, von dem ich nicht weiß, ob er noch mein Freund ist.
    Er grinste noch breiter.
    Gabriel: Willst du darüber sprechen?
    Es dauerte eine Weile, bis er Antwort erhielt.
    Judith: Nein, eher nicht.
    Scheiße, fluchte er.
    Gabriel: Ich dachte, dass es vielleicht einfacher ist, mit jemandem darüber zu reden, der etwas mehr Abstand hat. Die Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht, als mich damals meine Freundin verlassen hat.
    Judith: Mit wem hast du darüber gesprochen?
    Jetzt blitzschnell eine glaubwürdige Antwort erfinden, dachte er, sonst schöpft sie am Ende noch Verdacht.
    Gabriel: Mit der Schwester eines Freundes. War gut, das Ganze auch mal aus der Sicht einer Frau zu betrachten. Ich hab zwar meine Freundin dann trotzdem nicht verstanden, aber dafür war ich dann die nächsten Jahre mit ebendieser Schwester zusammen.
    Falsch. Falsch! FALSCH . Das wäre ja gerade so, als würde er sich ihr als Ersatz anbieten.
    Judith: Na, dann ist ja alles am Ende gut ausgegangen für dich. :)
    Gabriel: So gesehen schon. Aber trotzdem habe ich am Anfang gelitten wie ein Hund.
    Pause.
    Judith: Ehrlich gesagt, vermisse ich meinen Freund gar nicht besonders. Meinen Exfreund.
    Gabriel schloss erleichtert die Augen und lehnte sich zurück.
    Judith: Trotzdem will ich ihm vielleicht noch eine Chance geben.
    Sein Herz setzte für einen Moment aus.
    Gabriel: Klingt ziemlich großzügig.
    Judith: Nicht dumm?
    Gabriel: Nein, überhaupt nicht.
    Judith: Ich bin auch ein bisschen mit schuld daran, dass es so weit gekommen ist. Ich glaube, ich habe ihn nicht wirklich gut behandelt.
    Gabriel: Dann hat er auf jeden Fall eine zweite Chance verdient.
    Von wegen …
    Gabriel blickte auf und sah, wie Jan Zoeys Haus verließ. Er schloss sein Fahrrad auf, schwang sich auf den Sattel und fuhr davon.
    Gabriel: Moment mal, ich hab gerade noch was zu erledigen. Hast du nachher Zeit?
    Judith: Sicher. Ich muss sowieso Sachen für die Schule aufarbeiten, bin also für jede Ablenkung dankbar.
    Gabriel: Dann bis nachher?
    Judith: Gerne.
    Er klappte das Netbook zusammen, schob es wieder zurück in seine Tasche und versteckte es diesmal unter demBeifahrersitz. Dann stieg er aus und holte die Tasche mit den kleinen Tüten und einen frischen Anzug aus dem Kofferraum.
    Judith konnte sich einfach nicht auf diesen bescheuerten Zitronensäurezyklus konzentrieren; er war für sie so was wie eine Gleichung mit mehreren Unbekannten. Und ausgerechnet der Zitronensäurezyklus war dieses Jahr in Bio ein Riesenthema.
    Immer wieder schielte sie auf ihren Skype-Account, doch Gabriel blieb trotz seines Versprechens offline. Erneut ging sie das alte Protokoll durch, um irgendeinen Hinweis darauf zu finden, ob sie etwas Falsches gesagt, ihn irgendwie vor den Kopf gestoßen hatte. Aber sie fand beim besten Willen nichts, aus dem man eine Beleidigung herauslesen konnte.
    Wieder überprüfte sie, ob er online war, und öffnete das E-Mail-Programm. Nirgendwo konnte sie ein Lebenszeichen von ihm entdecken.
    Zerberus, der die ganze Zeit auf ihrem Bett gelegen hatte, hob winselnd den Kopf, als ob

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