Ich bin dein - Geheime Sehnsucht
rumgefragt. Mehrere von Samanthas Freunden wohnen noch in der Nähe, sodass es nicht lange gedauert hat, Mr Godwin zu finden. Monatelang unternahm ich nichts. Schließlich wusste ich jedoch, dass ich ihn anrufen musste – alles war besser als …«
»Unerfüllter Sex«, beendete er meinen Satz.
»Oder gar kein Sex in meinem Fall.« Ich schaute ihn endlich an. »Ich konnte keine normale Beziehung mit einem Mann haben. Ich … konnte es einfach nicht.«
Er lächelte ein wissendes Lächeln, so als verstehe er genau, wovon ich redete. »Ich glaube, dass es verschiedene Grade von normal gibt, Abby. Und überhaupt, wer bestimmt, was normal ist und was nicht?«
»Ehrlich gesagt, ich habe getan, was in den Augen aller anderen normal ist, und es ist todlangweilig«, sagte ich.
»Verschiedene Geschmacksrichtungen.« Er sah mich aufmerksam an. »Und sie können mit der richtigen Person alle köstlich sein. Aber ja, normalerweise definieren die eigenen natürlichen Neigungen, was man als normal betrachtet.«
»Du hast einmal eine sogenannte normale Beziehung ausprobiert«, sagte ich. »Mit Melanie.«
»Ja.« Er nahm einen Bissen. Ich beobachtete, wie er kaute und schluckte. »Mit Melanie. Wir sind kläglich gescheitert. Aus mehreren Gründen. Melanie ist von ihrer Natur her keine Sub, und ich konnte meine dominante Seite nicht unterdrücken.« Er seufzte. »Aber sie wollte nicht zugeben, dass es nicht funktionieren konnte. Das habe ich nie verstanden.«
»So wie es aussieht, scheint sie jetzt über dich hinweggekommen zu sein.«
»Gott sei Dank.« Er lächelte. Dann wurde er wieder ernst und senkte die Stimme. »Bist du es?«
Über ihn hinweggekommen?
»Nein«, flüsterte ich.
»Gott sei Dank.«
Er griff über den Tisch, über unsere Teller hinweg, und nahm meine Hand. »Ich auch nicht über dich.«
Wir verharrten mehrere Sekunden lang so, hielten Händchen und sahen einander in die Augen.
»Ich werde alles dafür tun, dein Vertrauen zurückzugewinnen, Abby, egal, wie lange es dauert.« Er strich mit dem Daumen über meine Fingerknöchel. »Wirst du mich lassen?«
Ich wollte schreien, in seine Arme springen, aber ich hielt mich zurück. »Ja«, sagte ich einfach nur.
Er drückte meine Hand, bevor er sie losließ. »Danke.«
Der Kellner kam, um uns frischen Tee zu bringen.
»Hast du je Sushi gemacht?«, fragte ich Nathaniel, um die Unterhaltung auf ein leichteres Thema zu bringen.
»Nein, nie, aber ich wollte es schon immer lernen.«
»Wir bieten Kurse an«, sagte der Kellner. »Am nächsten Donnerstag, neunzehn Uhr.«
Ich schaute Nathaniel an. Sollten wir uns dazu verabreden? Uns wie ein »normales« Paar verhalten? Uns ohne Erwartungen treffen? Damit er beginnen konnte, mein Vertrauen zurückzugewinnen?
Nathaniel hob eine Augenbraue – er wollte, dass ich entschied.
»Lass uns hingehen«, sagte ich.
»Kyle macht bei der Theateraufführung seiner Schule mit. Am Samstag ist die Premiere und er hat mich dazu eingeladen. Kommst du mit?«
Noch eine Verabredung. War ich dazu bereit?
Ja, das war ich.
»Ich kann dich um fünf abholen – wir könnten vor der Aufführung zusammen zu Abend essen?«
Mit Nathaniel im Auto sitzen und mich von ihm bei meiner Wohnung abholen lassen? Es war ein Schritt in die richtige Richtung.
»In Ordnung. Um fünf.«
Samstag. Ich war nervös. Felicia kam vorbei, bevor sie zu Jackson fuhr, und ich war nie glücklicher, sie gehen zu sehen. Ihr verschlagenes kleines Lächeln und ihr selbstgefälliger Gesichtsausdruck waren mehr, als ich ertragen konnte. Sie war sehr mit sich zufrieden, so als hätte sie die ganze Sache eingefädelt.
Nathaniel kam pünktlich um fünf und wir brachen sofort auf. Ich lud ihn nicht in meine Wohnung ein – ich war noch nicht so weit.
Das Abendessen entsprach ganz meinen Erwartungen. Nathaniel war ein vollendeter Gentleman und wir unterhielten uns prächtig. Ich lud ihn zu der Dichterlesung in der Bibliothek ein und er nahm die Einladung an. Wir sprachen über Felicia und Jackson, Elaina und Todd, ja sogar über Lindas gemeinnütziges Unternehmen.
Ich genoss die Aufführung sehr. Kyle hatte keine große Rolle – er war Teil des Chors –, war aber mit Leib und Seele bei der Sache. Jedes Mal, wenn er die Bühne betrat, erhellte ein Lächeln Nathaniels Gesicht. Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlte, jemandem das Leben gerettet zu haben. Wie Nathaniel sich in dem Wissen fühlte, dass Kyle nur dank seines Geschenks auf der Bühne
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