Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)
allesamt Republikaner. Dazu einige Zeitungsartikel über Lokalpolitik und ein Buch, das Nixons Chinareise überaus wohlwollend behandelte. Dass Dwight ein Erzkonservativer war, hatte sie bereits geahnt, aber Klara entdeckte nichts, was ihn konkret mit One Nation for America in Verbindung bringen konnte. Es schien, als trennte Marcus E. Dwight strikt zwischen dem Privatleben und seinem Beruf. Als Letztes machte sich Klara an der verschlossenen Schublade des Schreibtischs zu schaffen. Sie enthielt eine erstaunliche Menge wertloser Stifte und einige Kontoauszüge mit erstaunlich vielen Nullen vor dem Komma. Enttäuscht verschloss Klara die Schublade und überprüfte noch einmal, ob sie alles so hinterlassen würde, wie sie es vorgefunden hatte. Dann lief sie hinunter ins Wohnzimmer, um das Haus auf demselben Weg zu verlassen, auf dem sie es betreten hatte.
Sie wollte gerade ihre Schuhe auf der Veranda wieder anziehen, als ihr plötzlich etwas einfiel. Ihre Intuition riet ihr, noch einmal kehrtzumachen. Klara streifte den rechten Turnschuh wieder ab und knackte das Türschloss zum zweiten Mal an diesem Abend. Im Wohnzimmer lief sie zum Kamin, der in ein Bücherregal eingelassen war, und suchte: weitere Bücher über Wirtschaft, einige Bildbände über Gärten und Inneneinrichtung. Und mehrere Fotoalben. Klara zog das erste heraus. Es handelte sich um eine bunte Familienmischung mit Bildern seiner Kinder und seiner Frau, beim Angeln mit seinem Sohn, beim gemeinsamen Segeltörn. Beim ersten Band war der Sohn vielleicht fünf oder sechs Jahre alt, die Tochter ein Baby, beim zweiten war sie schon etwa zwei. Vermutlich hatten sie das Haus etwa vor zehn Jahren gekauft. Klara blätterte weiter. Klara fand eine kitschige Hochzeitsfeier, vermutlich in der näheren Verwandtschaft, Gartenpartys, das Übliche. Das dritte Album mochte, dem Alter der Kinder nach zu urteilen, vielleicht fünf oder sechs Jahre alt sein. Klara blätterte jetzt schneller durch die Fotos, die immer Wiederkehrendes zeigten. Bis auf das Bild mit dem Autoverkäufer. Darauf lächelten der Familienvater und sein Sohn mit einem dritten Mann in die Kamera. Sie standen vor einem funkelnagelneuen Klinikbau, der offenbar gerade eröffnet worden war, zumindest der zerschnittenen Schleife und den Luftballons nach zu urteilen. Und den Mann, der aussah wie ein Autoverkäufer, hatte Klara schon des Öfteren am heutigen Abend bemerkt. Er schien ein guter Freund der Familie zu sein. Aber sein Konterfei kannte Klara nicht nur aus den Familienalben, sinnierte sie. Jetzt, wo sie ihn so exponiert vor sich hatte, in seinem Anzug mit Krawatte vor dem Krankenhaus, da erinnerte sich Klara noch an etwas anderes. Sie stellte das Album zurück und sprintete noch einmal ins Arbeitszimmer. Zwischen Nixon und Bush fand sie den Artikel, den er aus der Zeitung herausgerissen hatte: Er war vom 6. November vor vier Jahren: Awley wins 2nd term! Allistair Awley. Der Autoverkäufer. Der Gouverneur von Massachusetts. Und mit einer hohen Wahrscheinlichkeit der nächste Präsidentschaftskandidat der Republikaner. Ein enger Freund der Familie. Klara pfiff durch die Zähne. Das erklärte nicht nur den Secret Service.
Kapitel 51
Der elfte Brief
Lieber Sam,
wie ich der Presse entnehmen konnte, hast du dich endlich entschlossen, mich zu suchen. Die Hundertschaft, die du in Hyannis hast aufmarschieren lassen, schien mir allerdings doch etwas übertrieben. Ich muss zugeben, dass sie mich gleichzeitig beruhigt und beunruhigt hat. Und ich frage mich, wieso du dir ausgerechnet Hyannis Port ausgesucht hat. Vermutlich gab es in deinem Profil einen Zusammenhang, der in der Realität niemals existiert hat. Aber es spielt auch keine Rolle, nicht wahr? Für Tamara wäre ohnehin jede Hilfe zu spät gekommen, du konntest sie nicht retten. Aber vielleicht die Nächste?
In letzter Zeit habe ich viel über die Zukunft nachgedacht, und als ich dich in den Abendnachrichten am Fähranleger sah, habe ich festgestellt, dass ich mich möglicherweise verrechnet habe. Dies sind die Polizisten, die eines Tages auch vor meiner Tür stehen werden. Und es hat mir Angst gemacht. Seit vielen Jahren lebe ich mit einer vagen Vorstellung davon,
wie es sein wird, wenn sie bei mir klingeln. Nun, da es konkreter wird, muss ich feststellen, dass ich euch zwar eine faire Chance geben wollte – und das ist die Wahrheit –, aber die Konsequenz daraus ertrage ich dennoch nicht.
Auch auf die Gefahr hin, dich zu
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