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Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition)

Titel: Ich bin dein Mörder: Thriller (Sam Burke und Klara Swell) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Berkeley
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ihrem kurzen Leben. Dann tastete ich nach ihrem Puls, wie ich es aus dem Fernsehen kannte. Ihre Lippen waren dunkler, ihr Körper kälter, ihre Augen stumpfer. Und meine Finger konnten kein Lebenszeichen finden, weder an den Venen ihres Handgelenks noch am Hals. Ich habe später gelernt, dass viele Menschen beim Anblick von Toten einen Ekel empfinden, sich übergeben müssen. Ich hatte keinerlei solche Gefühle, im Gegenteil. Betty war wunderschön. Ich streichelte ihre Wange und weinte, weil ich sie verloren hatte. Und weil ich doch wusste, dass wir beide kurz vor unserem Tod ein paar der glücklichsten Sekunden unseres Lebens geschenkt bekommen hatten. Dann legte ich mich neben sie in den Uferschlamm des Sees und nahm sie in die Arme, hielt sie fest umschlungen, bis ich eingeschlafen war.
    Am nächsten Morgen wurde ich mir über die Konsequenzen klar. Ich würde für den Rest meines Lebens in den Knast wandern, wenn herauskam, was ich getan hatte. Selbst wenn man die Drogen als mildernde Umstände wertete. Wenn ich in Mexiko in den Knast ging, würde ich als Amerikaner keine fünf Jahre überleben. Zu Hause hätte ich wenigstens einen fairen Prozess zu erwarten und bekäme vielleicht nach vierzig Jahren noch einmal eine zweite Chance. Also musste ich über die Grenze. Ich musste das Land verlassen, bevor sie die Leiche fanden. Und vielleicht hatte ich sogar eine Chance, wenn es mir gelang, Betty zu verstecken. Niemand wusste, dass wir zusammen in Mexiko waren, wir hatten ein riesiges Geheimnis daraus gemacht. Was, wenn die Leiche gar nicht gefunden wurde? Oder erst in ein paar Monaten, wenn sich keiner mehr an das amerikanische Pärchen erinnerte. Vermutlich waren die Behörden in Mexiko auch nicht gerade scharf darauf, eine tote Amerikanerin in ihre Zuständigkeit fallen zu sehen. Glücklicherweise hatten wir kein Crack mehr, sonst hätte ich es bestimmt aufgeraucht, und all diese Gedanken wären mir niemals gekommen. Möglicherweise denken Sie jetzt, dass es besser gewesen wäre, wenn es so gekommen wäre. Und ich kann Ihnen das nicht verübeln. Aber für mich persönlich war es ein Glücksfall. Ironischerweise ist die Tatsache, dass es die letzte Pfeife Crack war, die ich mit Betty geraucht habe, ebenso für ihren Tod wie auch für meinen weiteren Lebensweg verantwortlich.
    Ich brauchte einen halben Tag, um sie weit genug vom Lager wegzukriegen. Ich zerrte sie an den Achseln über das dichte Unterholz, was wahnsinnig anstrengend war, weil sich ihre Muskeln versteift hatten, andauernd blieb ich irgendwo hängen. Aber mit der Zeit wurde es einfacher. Vermutlich wurde ich geübter darin, ein totes Mädchen durch den Wald zu schleppen. In der Mittagshitze rann mir der Schweiß über die Stirn und tropfte auf ihr Gesicht, das immer blasser wurde. Und fleckig. Allein die Verzweiflung über die Konsequenzen ließ mich die Strapazen aushalten. Dann begann ich mit dem Ausheben eines Grabs, tief genug, dass kein Tier sie ausgrub. Zum Glück hatte ich an Wasser, etwas Essen und einen Spaten gedacht, den ich tatsächlich noch im Kofferraum hatte. Es war früher Abend, als ich fertig war. Ich hob sie hinunter und legte sie auf den nassen Waldboden. Aus zwei Ästen und langen Grashalmen hatte ich ein Kreuz gebaut, sehr provisorisch natürlich. Ich wollte das richtig machen. Ich legte es ihr auf die Brust, obwohl ich keine Ahnung hatte, ob sie gläubig gewesen war. Ihr Körper war mittlerweile mit roten und blauen Flecken übersät, aber sie sah immer noch schön aus. Und friedlich. Wenn sie nicht tot gewesen wäre, hätte ich schwören können, dass sie glücklich aussah. Dann schüttete ich das Grab zu.
    Ich kam erst gegen Mitternacht zu unserem Lagerplatz zurück, aber entgegen meinen schlimmsten Befürchtungen fand ich alles unverändert vor. Niemand hatte sich an unseren Sachen zu schaffen gemacht, kein Polizist hatte Absperrbänder zwischen die Bäume am See gespannt. Ich sammelte alles ein, auch die kleine Crackpfeife, und versuchte, die Feuerstelle mit Blättern abzudecken, was sich aber als unzureichend erweisen sollte. Nachdem klar war, dass sie nicht zu verbergen war, warf ich die Zweige zurück in den Wald und ließ einfach alles, wie es war. Es würde reichen müssen. Dann fuhr ich zurück nach Hause.
    Tom
    —
    Als Tom am nächsten Abend durch den kleinen Ort lief, den er seit Jahren sein Zuhause nannte, dachte er noch einmal an Betty. Er vermisste sie, und er fragte sich, ob sie dort, wo sie war, auch an ihn

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