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Ich bin der Herr deiner Angst

Ich bin der Herr deiner Angst

Titel: Ich bin der Herr deiner Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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murmelte Albrecht in meine Richtung. «Leider kann ich Sie diesmal nicht …»
    Ein Nicken zum Anstaltsgebäude.
    «Oh?» Nur ganz kurz blitzte vor meinem geistigen Auge ein Schild auf, wie man es am Eingang zum Supermarkt findet. Ein traurig dreinblickendes Hannah-Friedrichs-Konterfei:
Wir müssen leider draußen bleiben.
    «Ich glaube, das halte ich aus», murmelte ich zurück.
    Er hob ganz kurz die Augenbrauen.
    «Drücken Sie uns die Daumen!» Düster. «Er wartet im Keller auf uns.»
    Keller?
    Plötzlich kam er einen halben Schritt auf mich zu. «Wir sind nicht allein!», zischte er. Noch leiser: «Kommissar Cornelius mit Kollegen aus Braunschweig. Gehen Sie in Richtung Dom! Er wartet auf Sie und erzählt Ihnen den Rest. Wir stoßen zu Ihnen, sobald …»
    Schon war er im Begriff, sich abzuwenden.
    «Halt!» Das kam lauter, als ich beabsichtigt hatte.
    Er drehte sich um, sichtbar ungeduldig. «Kommissarin?» –
Verdammt! Wir werden beobachtet!
, formten seine Lippen.
    Ich fuhr mir mit der Zunge über die Zähne.
    «Da stimmt was nicht!», flüsterte ich. «Neverding! Sie haben Neverding vergessen! Wenn jemand Rache nehmen will, wegen eines Fehlurteils – warum tötet er dann den Mann, der den angeblich unschuldigen Freiligrath all die Jahre unterstützt hat?»
    «Was?» Albrecht kniff die Lider zusammen.
    «Freiligrath hat Ihnen nicht die Wahrheit gesagt! Ich weiß nicht, was er vorhat, aber irgendwas stimmt nicht an seiner Geschichte!»
    Albrecht schüttelte sich wie ein nasser Hund.
    Horst Wolfram, auf seinen Arm gestützt, wurde unruhig.
    «Es ist nicht
seine
Geschichte», murmelte der Hauptkommissar und sah über die Schulter, zum Eingang der Abteilung.
    Ich holte Luft. Alles auf eine Karte. «Bitte!», sagte ich. «Bitte überlegen Sie, ob Sie das wirklich machen wollen! Ich habe kein gutes … Gefühl dabei.»
    Er hob eine Augenbraue, amüsiert beinahe.
    Ist Intuition nicht
meine
Spezialität?, schien er sagen zu wollen.
    Doch dann schüttelte er den Kopf.
    «Ich werde daran denken», sagte er leise. «Freiligrath wird mir Antworten liefern müssen. Schlüssige Antworten. Ich werde dieses Gebäude nicht wieder verlassen, bevor ich nicht meine Antworten habe!»
    Er sollte recht behalten.
    Niemand von uns konnte ahnen, unter welchen Umständen.
    Doch es kann keine Frage sein: Niemals hätte er das Gebäude betreten, wenn er geahnt hätte, was kommen sollte.
    Aber niemals wären wir auch nur an diesen Punkt gekommen, wenn wir nicht beide dermaßen blind …
    Die Dinge, so wie sie in Wahrheit sind.
    Vielleicht sind sie ja doch für jeden von uns anders, von unserem eigenen kleinen Punkt aus, unserem persönlichen Zentrum des Universums.
    Vielleicht ist ja das Universum das eigentliche Problem.
    Das Universum, das ums Verrecken keine Rücksicht darauf nimmt.
    «Drücken Sie uns die Daumen!», wiederholte Albrecht.
    Er hörte sich anders an als noch vor fünf Minuten.
    Ich nickte, öffnete dann aber den Mund …
    Joachim Merz.
    «Ich …»
    «Noch was?» Deutlich ungehalten jetzt.
    Joachim Merz ist
eine
Möglichkeit, dachte ich.
    Ein
Bindeglied zu Neverding.
    «Viel Glück», murmelte ich.
    Er nickte stumm. Die Andeutung einer Kopfbewegung. Die Andeutung einer Andeutung:
Cornelius.
    Dann drehte er sich um, und ich beobachtete, wie die beiden Männer mit langsamen Schritten auf den Eingang der geschlossenen Abteilung zugingen. Eine undeutliche Bewegung im Innern, und die gepanzerte Glastür öffnete sich, ließ sie ein.
    Und schloss sich wieder.
    Du solltest dabei sein.
    Die Stimme in meinem Kopf war deutlich.
    Doch was hätte ich tun sollen?
    Freiligrath war niemand, dem man mit der Pistole in der Hand beikommen konnte. Davon abgesehen, dass mein Exemplar im Waffenschrank auf dem Revier lag.
    Ganz langsam atmete ich ein und wieder aus.
    Sieh es ein: Dein Part ist vorbei.
    Nimm dir Zeit, leck deine Wunden …
    Denk schon mal nach, ob dir der Name von einem guten Scheidungsanwalt einfällt …
    Joachim Merz vielleicht?
    Ich biss mir auf die Zunge, drehte mich um und visierte den Dom an.
    Einen Schritt nach dem anderen, dachte ich.
    Irrsinnigerweise hatte ich plötzlich einen alten Hans-Albers-Titel im Kopf, den Dennis manchmal unter der Dusche sang:
Und über uns der Himmel
.
    Denn über uns der Himmel, dachte ich, lässt uns nicht untergeh’n.
    Dennis war schon geradezu unappetitlich verständnisvoll gewesen am Telefon. Hatte keine Erklärungen hören wollen, sondern lediglich angekündigt, dass wir

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