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Ich bin die, die niemand sieht

Ich bin die, die niemand sieht

Titel: Ich bin die, die niemand sieht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Berry
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Ich winde mich aus deiner Umarmung und sehe dich streng an. »Du hast ja eine schöne Art, das zu zeigen.«
    Du lachst und hältst mich fester.
    »Wusstest du, dass ich dich und deinen Vater hier beim Singen beobachtet habe? Bestimmt hast du mich gesehen!«
    Ich richte mich auf. »Niemals!«
    Du zeigst auf eine Ulme in der Nähe. »Da drüben habe ich mich versteckt und zugehört. Ich habe dich bestimmt Dutzende Male beobachtet.«
    Ich schaue zu dem Baum hinüber. Wie kann es sein, dass ich dich nie bemerkt habe? »Wie sseltsam.«
    Du ziehst die Augenbrauen hoch. Ich lächele dich an. Als hätte gerade ich ein Recht, dich als seltsam zu bezeichnen, weil du mich heimlich beobachtet hast.
    »Kannst du mich noch ein bisschen länger lieben, Judith? So lange, bis ich mit deiner Mutter gesprochen habe?«
    Der Gedanke an Mutter bringt mich sofort zurück in die kalte Gegenwart.
    »Darf ich sie um Erlaubnis fragen, bei dir vorzusprechen?«
    Bei mir vorzusprechen. Ich stelle mir vor, wie wir steif mit Mutter am Tisch sitzen, und lache laut auf.
    Ich betrachte dein Gesicht. Darin sehe ich dein Versprechen, dein Herz, nach dem ich mich so sehnte. Das alles ist so neu. Ist das Liebe? Und willst du mir wirklich den Hof machen? Das alles ist wirklich und ich weiß es – warum weine ich dann schon wieder?
    »Sie wird dir nicht glauben.«
    Du lächelst. »Überlass das mir.«
    Lachend bedeckst du mich mit Küssen und hältst mich ganz fest. Meine Tränen benetzen deine Jacke. Du hebst mich hoch und wirbelst mich im Kreis umher, bis ich dir Einhalt gebiete.
    Inzwischen ist die Sonne aufgegangen. Der herbstliche Wald strahlt. Die Schatten kahler Bäume tanzen auf deinem Gesicht.
    Du nimmst meine Hände. »Mein Vater hat dich mir einmal genommen. Ein zweites Mal werde ich das nicht zulassen.«
    Selbst in der Sonne ist es schrecklich kalt. Meine Nase wird taub. Ich ziehe dich zu mir heran und küsse dich auf den Mund. Du erwiderst den Kuss.
    Ich spüre die Kälte nicht mehr. Nur das hier. Nur dich.
    Nach dem Kuss vergrabe ich mein Gesicht an deinem Hals. Du hältst mich noch fester. Wie kann ich dich je wieder loslassen?
    »Mach dir keine Ssorgen wegen der Männer«, flüstere ich dir ins Ohr. »Ich bezweifle, dass sie die Hütte deines Vathers finden. Und wenn, dann ist dort nichts, was dir schaden könnte.«
    Das überzeugt dich nicht.
    »Sag mir, wo die Hütte ist. Dann kann ich zuerst hingehen und sicher sein.«
    Das scheint mir nicht unvernünftig. »Fee kann dich hinbringen. Sie kennt den Weg.« Ich beschreibe ihm die Route und die Klamm, die in das Tal des Colonels führt.
    »Ich gehe noch heute. Nachdem ich dich zur Schule gebracht habe. Erzähl niemandem etwas davon.«
    Diesmal küsst du mich und diesmal muss ich mich danach nicht verstecken. Du lächelst.
    »Kümmerst du dich um Jip, während ich fort bin? Ich werde ihn in der Scheune anbinden.«
    XLIII
    Nur widerwillig trennen wir uns. Später kommst du mit dem Karren zu uns, gerade als ich Fee aus der Scheune führe. Auf dem Weg zur Schule können wir sie zu dir in den Stall bringen.
    Es ist unmöglich, so zu tun, als habe es diesen Morgen nicht gegeben. Nur die Jahre des Schweigens ermöglichen mir, nichts Dummes zu sagen.
    Jip wuselt neben dir auf dem Sitz herum. Darrel klettert hinten auf den Wagen. Du springst vom Bock, bindest Fee hinten am Karren fest und steigst wieder auf. Jetzt fahren wir los und erreichen schon bald dein Haus. Ich warte auf dem Karren, während du Fee in den Stall bringst.
    »Fee wird es hier guth gehen, glaube ich«, sage ich zu Darrel, als hätte ich mir Sorgen gemacht.
    Er zuckt die Schultern. »Wenn du meinst.«
    Du schwingst dich wieder auf den Bock und wir fahren weiter. Den Rest des Weges unterhältst du dich mit Darrel über die Schule, das Wetter und die Jagdsaison. Ahnt Darrel etwas? Im Vorbeifahren winke ich Goody Pruett, die auch auf dem Weg ins Dorf ist. Dein Angebot mitzufahren, lehnt sie ab. »Goody Pruetts alte Beine tragen sie immer noch, vielen Dank.«
    Gott schütze uns vor ihrem neugierigen Blick! Was weiß sie? Bei ihr würde mich gar nichts überraschen.
    Ich wünschte, du würdest heute nicht fortgehen.
    Hast du meine Gedanken gelesen? »Es tut mir leid, dass ich dich heute nicht von der Schule abholen kann.«
    »Das macht nichths. Die Straßen sind ja wieder frei.«
    Auf dem Dorfplatz, wo sich auch die Schule und die Kirche befinden, haben sich einige Männer versammelt. Reverend Frye steht in seinem Priestergewand auf der

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