Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
Vom Netzwerk:
schmerzlicher Ausdruck, und Maggie bereute die Frage sofort.
    »Meine Eltern sind gestorben, als ich ein kleiner Junge war«, antwortete er. »Aber ich habe viele schöne Erinnerungen an sie.«
    »Tut mir leid«, sagte Maggie, »ich wusste nicht …«
    »Schon gut. Sag mir lieber, woher dein Name eigentlich kommt.«
    Sie runzelte die Stirn. »Mein Name?«
    »Ja. Wofür steht Maggie? Für Marjorie? Margaret? Marigold?«
    Sie lief rot an. »Das möchte ich lieber für mich behalten.«
    »So schlimm?«
    »Noch viel schlimmer.«
    »Ich sag dir was. Ich verrate dir meinen zweiten Vornamen, wenn du mir deinen Namen verrätst. Glaub mir, bei dir kann’s nicht schlimmer sein als bei mir. Ich habe meinen vollen Namen noch nie jemandem gesagt, außer den Behörden.«
    Sie biss sich auf die Lippe. »Ich heiße Magdalania.«
    Er lachte.
    Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick.
    »So einen Namen hab ich noch nie gehört«, prustete er.
    »Ach, sei still! Hätte ich doch den Mund gehalten.«
    »Der Name ist hübsch, aber selten.«
    »Du sollst die Klappe halten.«
    »Also gut, jetzt hör dir meinen zweiten Vornamen an. Mal sehen, ob du dir ein Lachen verkneifen kannst. Soll ich ihn dir sagen?«
    »Na klar.«
    »Getauft bin ich auf den Namen Marcus Aurelius Williams.«
    Sie versuchte, ernst zu bleiben und presste die Lippen zusammen, konnte aber nicht an sich halten und prustete los.
    »Siehst du?«, sagte er.
    »Marcus Aurelius?«, brachte sie mühsam hervor.
    »Ja. Toll, nicht? Was habe ich dir gesagt? Der Name ist wirklich schwer zu toppen.«
    »Ganz schön übel, mein lieber Aurelius«, sagte Maggie und blickte kurz in seine seltsam gefärbten Augen. So wie in seiner Nähe hatte sie sich noch nie gefühlt, und das, obwohl sie sich unter ungünstigeren Umständen kaum hätten kennenlernen können.
    Sie richtete den Blick wieder nach vorn. »So, da wären wir«, sagte sie, bog in Maureen Hills Einfahrt und stellte den Motor ab. »Bist du bereit für deine Nachbarin, Aurelius?«
    »Aber immer, Magdalania.«

7.
    Als Marcus das zweistöckige Haus von Mrs. Hill zum ersten Mal sah, erschien es ihm irgendwie vertraut, doch er kam nicht darauf, woher diese Erinnerung rührte. Wahrscheinlich lag es daran, dass er im Laufe seines Lebens schon Hunderte solcher Häuser gesehen hatte.
    Er blickte Maggie an. Das schwindende Sonnenlicht schien durch ihr blondes Haar, umgab sie mit einer leuchtenden Aureole und ließ sie wie ein ätherisches Wesen erscheinen, das aus einem Reich des Lichts zur Erde gestiegen war.
    »Warte mal«, sagte er, als sie aus dem Wagen steigen wollte.
    »Was ist denn?«
    »Komm mal näher. Du hast da was im Haar.«
    Er streckte die Hand aus und strich eine goldene Strähne beiseite. Dann fuhr er ihr mit den Fingerspitzen an der Wange entlang bis zum Kinn und führte ihren Mund sanft zu seinem.
    Ihre Lippen berührten sich. Marcus’ Kuss war anfangs zurückhaltend und forschend, wurde aber intensiver, als er spürte, wie Maggie seine Zärtlichkeiten erwiderte. Seine Hand bewegte sich in ihren Nacken. Ihre Hände strichen ihm über die Brust.
    Schließlich lösten sie sich voneinander.
    »Ich hatte gar nichts im Haar, stimmt’s?«, sagte Maggie.
    »Ich fürchte, nein«, flüsterte er.
    »Versuchst du es mit solchen kleinen Tricks bei allen Frauen?«
    »Schon lange nicht mehr.«
    Maggie lächelte. »Schön, dass du wieder im Geschäft bist.« Dann räusperte sie sich und schaute ein wenig verlegen zum Haus. »Maureen beobachtet uns wahrscheinlich durchs Fenster. Meine Güte, sie muss den Eindruck haben, als wären die Figuren aus einem ihrer Liebesromane soeben dem Buch entstiegen.«
    Marcus lachte leise. »Ich glaube nicht, dass ich dem Helden aus einem Liebesroman das Wasser reichen kann.«
    Maggie tätschelte seine Schulter. »Mit ein bisschen Anleitung bekommen wir dich schon noch so weit.«
    Sie stiegen aus dem Wagen und gingen zu einer Treppe, die hinauf zu Maureens Veranda führte. Marcus wusste, dass die alte Dame seit dem Tod ihres Mannes alleine lebte, aber gelegentliche Besuche von ihren Kindern und Enkeln bekam. Er war gespannt auf die Begegnung. Maggie hatte Mrs. Hill als humorvoll und warmherzig geschildert.
    Maggie läutete an der Tür. Sie warteten, aber niemand öffnete. Noch einmal drückte sie auf den Klingelknopf. Nichts.
    »Merkwürdig«, murmelte sie. »Sie verlässt so gut wie nie das Haus. Wenn sie ihre Kinder sieht, kommen sie normalerweise zu ihr, nicht umgekehrt.«
    »Vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher