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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Ackerman hatte ich große Pläne. Ihre Theorie traf voll ins Schwarze.«
    »Welche Theorie?«
    »Was Sie darüber gesagt haben, dass es der ideale Moment sei, jemanden zu töten. Ganz wie Sie sagten, haben wir hier den perfekten Sündenbock. Einen gesuchten Serienkiller. Absolut glaubhaft.« Der Sheriff hielt inne und schüttelte den Kopf. »Aber Sie mussten ja in den Schlamassel reinmarschieren und meine Pläne über den Haufen werfen«, fuhr er dann fort. »Da habe ich mir wohl zu viel Zeit gelassen. Manchmal sind die Wölfe nicht die einzige Bedrohung für die Herde. Manchmal erkrankt ein Tier und bringt alle anderen in Gefahr. Dann muss man dieses eine Tier opfern, um Schlimmeres abzuwenden. Manchmal müssen die Menschen vor sich selbst geschützt werden, und das tut mir aufrichtig leid.«
    »Sie sind wahnsinnig«, sagte Marcus und musterte den Sheriff fassungslos.
    »Im Gegenteil. Ich bin absolut zurechnungsfähig.« Der Sheriff lachte. »Ich wünschte, wir hätten uns unter anderen Umständen kennengelernt. Tja, tut mir leid, aber ich fürchte, das Schicksal hat Ihnen beschissene Karten in die Hand gegeben.«
    »Das wird sich noch zeigen«, entgegnete Marcus.
    »Mein lieber Junge«, sagte der Sheriff von oben herab, »seien wir doch ehrlich. Tief im Innern wissen Sie, dass ich das Richtige tue. Schauen Sie sich dieses … Tier an.« Er zeigte auf Ackerman. »Wahrscheinlich denkt er jetzt gerade über die Möglichkeiten nach, uns zu Tode zu foltern, und malt sich genüsslich unsere Qualen aus. Diese Bestie ist der kleine Junge in dem Video. Dieser Junge tut mir leid, aber er ist seit langer Zeit tot. Was Sie da sehen, ist ein Monstrum. Ich darf nicht zulassen, dass noch jemand von diesem Ungeheuer gefoltert und getötet wird. Ich werde es verhindern.« Voller Abscheu blickte er auf Ackerman. »Das ist kein Mensch. Das ist ein Dämon, der es nicht verdient hat, zu leben.«
    Marcus schüttelte fassungslos den Kopf. »Wer gibt Ihnen das Recht zu entscheiden, wer leben darf und wer sterben muss? Sie spielen Gott, Sheriff, und ich glaube kaum, dass Gott auf erbärmliche Nachahmer wie Sie gut zu sprechen ist.«
    Ihre Blicke trafen sich. Nach ein paar Sekunden angespannter Stille sagte der Sheriff: »Tut mir leid, Junge.«
    Bei diesen Worten hob er die Waffe.
    Ohne nachzudenken packte Marcus den Tisch neben ihm, riss ihn mit aller Kraft herum und traf den Sheriff gegen die Seite. Eine Kugel, die vermutlich auf Marcus’ Brust gezielt war, prallte von einem Werkzeugregal ab.
    Marcus nutzte den Sekundenbruchteil der Ablenkung, huschte zwischen die Regale und zur Tür. Als er sie erreichte, drehte er sich um und versetzte dem letzten Regal einen wuchtigen Tritt. Wie Dominosteine stürzten sämtliche Regale ineinander und kippten in die Mitte des Schuppens. Marcus hörte den Sheriff schmerzerfüllt aufschreien.
    Er huschte ins Freie. Dunkelheit umfing ihn. Die Nacht war hereingebrochen. Das einzige trübe Licht stammte von zwei Laternen.
    Marcus rannte zu der Stelle, wo er seinen Pick-up hatte stehen lassen. Er musste sich beeilen. Der Sheriff würde nicht lange brauchen, um sich aus den umgestürzten Regalen zu befreien und den Schuppen durch die Tür auf der anderen Seite zu verlassen.
    Fieberhaft fragte sich Marcus, was er jetzt tun sollte. Wohin sollte er? Zur hiesigen Polizei konnte er nicht, also blieb nur die State Police. Aber selbst wenn er lebend dort ankam – welche Beweise hätte er? Wie sollte er die Trooper überzeugen, dass ein Sheriff, den sie wahrscheinlich alle kannten, die Seiten gewechselt und versucht hatte, ihn zu töten?
    Er schob diese Gedanken beiseite. Solche Fragen waren vorerst bedeutungslos. Jetzt ging es erst einmal darum, mit dem Leben davonzukommen.

11.
    Marcus umging das Haus auf der Westseite und rannte los, so schnell er konnte. Er warf einen gehetzten Blick über die Schulter. Vom Sheriff war nichts zu sehen.
    Als er um die Ecke in den Vorgarten biegen wollte, hörte er ein Geräusch, das ihm in dieser Umgebung seltsam unpassend erschien. Sein Instinkt schrie auf und befahl ihm, stehen zu bleiben. Im nächsten Moment zerriss ein Schuss die Nachtluft. Die Kugel sirrte an der Stelle vorbei, wo Marcus’ Kopf eben noch gewesen war. Wieder peitschte ein Schuss. Marcus spähte um die Ecke und erhaschte einen Blick auf den Schützen, der fieberhaft an seiner Waffe hantierte. Es war Chief Deputy Foster, der ganz in Schwarz gekleidet neben dem Streifenwagen des Sheriffs kniete.
    Wütend und

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