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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Deputy ablenkte, geschah im Schuppen hinter dem Haus etwas Unerwartetes.
    Francis Ackerman befreite sich von seinen Fesseln.
    Als der Mann, der vom Sheriff mit »Marcus« angesprochen worden war, die Regale umgetreten hatte, war das Regal neben Ackerman gegen den Tisch gefallen und hatte den Stuhl angebrochen. Er war zur Seite gekippt, wobei sich die Rücken- und Armlehnen gelöst hatten. Der Rest war für einen Mann wie Ackerman ein Kinderspiel gewesen. Mithilfe der Ketten und seiner brutalen Kraft zerlegte er den Stuhl in seine Einzelteile. Nach nicht einmal zehn Minuten hatte er sich von den Trümmern befreit.
    Ich darf nicht vergessen, mich bei dem guten Marcus für seine Hilfe zu bedanken, dachte er.
    Jetzt war er wieder mobil, allerdings waren Hand- und Fußgelenke noch immer zusammengekettet. Die Hände hatte er auf dem Rücken, doch mit einem geschickten gymnastischen Manöver brachte er sie unter seine Füße und nach vorn.
    Er ließ den Blick durch den Schuppen schweifen, hielt Ausschau nach einem Werkzeug, mit dem er die Ketten loswerden konnte.
    Das Schicksal meinte es gut mit ihm. An der Wand der Werkstatt entdeckte er seine Fahrkarte in die Freiheit.
    Einen Schneidbrenner.
    Ackerman stellte die Acetylen-Sauerstoff-Mischung ein und entfachte den Brenner mit einem Gaszünder, der an einem der Ventilräder hing. Er regelte die fauchende Flamme, bis sie in reinem Blau brannte, und durchtrennte die Ketten. Dass er sich dabei Brandwunden zufügte, störte ihn nicht weiter. Schmerz war ihm nicht unbekannt. Sein Körper war so narbig wie seine Seele.
    Er hatte beschlossen, noch ein bisschen länger in der freundlichen kleinen Stadt Asherton zu bleiben. Er hatte Bewusstlosigkeit vorgetäuscht und mitgehört, was der Sheriff plante. Das hatte sein Interesse geweckt. Das Spielchen dieses Trottels machte ihm allmählich Spaß.
    Aber vielleicht war es an der Zeit, die Regeln zu ändern.
    Er spielte ja selbst gern. Er hatte nur keinen Teamgeist.

12.
    Marcus rannte durch Kälte und Dunkelheit. Die Schwärze schien ihm durch die Haut bis ins Herz zu dringen. Der trübe Schein des Mondes war seine einzige Lichtquelle.
    Sein Leben lang hatte er die Dunkelheit gehasst, ja gefürchtet, obwohl er es niemals zugegeben hätte. Er wusste, dass es verrückt war, aber er hatte diese Angst aus Kindertagen niemals ablegen können.
    Es war nicht die Furcht, dass ganz in seiner Nähe, unsichtbar in den Schatten, etwas Ungreifbares, Bösartiges auf ihn lauern könnte. Es war vielmehr das Wissen, dass es wirklich und wahrhaftig Kreaturen gab, die abgrundtief grausam waren. Er hatte solche Bestien in Menschengestalt gesehen.
    Vor allem hatte er gesehen, wozu sie fähig waren.
    Und im Dunkeln war er verletzlich. Wenn er eine Gefahr sehen konnte, dann konnte er sie auch bekämpfen. Schließlich war das seine Gabe: kämpfen und töten.
    Marcus konzentrierte sich, dachte angestrengt nach.
    Wem konnte er trauen? Der State Police? Den Texas Rangers? Konnte er überhaupt jemandem trauen? Er konnte sich nicht einmal an Maggie wenden. Ihr zu sagen, dass ihr Vater ihn umbringen wollte, war wohl kaum ein Thema für das zweite Rendezvous.
    Nein, er musste bis zur State Police oder zum FBI durchkommen. Das war seine einzige Chance.
    Zu seinem Haus konnte er nicht zurück. Dort warteten sie vermutlich schon auf ihn. Außerdem gab es dort nichts, was ihm nützlich sein könnte, außer einem kalten Bier oder einem Glas Whisky.
    Er musste den Highway erreichen und sich zur nächsten Stadt durchschlagen. Dort würde er melden, was er gesehen hatte. Im schlimmsten Fall wurde Ackerman vom Sheriff ermordet, ehe die Cops eintrafen. Aber ohne diesen Psychopathen wäre die Welt ohnehin besser dran. Außerdem hatte Marcus sein Bestes gegeben, um Lynchjustiz zu verhindern, und konnte mit reinem Gewissen weiterziehen.
    Nachdem er scheinbar eine Ewigkeit durch die Dunkelheit gelaufen war, erreichte er den Highway. Die beiden parallelen Asphaltspuren erschienen seinen müden Augen wie eine Oase in der Wüste.
    Er blieb kurz stehen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Dann ging er mit neuer Entschlossenheit den südtexanischen Highway entlang.

13.
    Ackerman durchstreifte zwei Stunden lang die Dunkelheit. Er liebte die Finsternis. Sie gab ihm Ruhe und Sicherheit. Sie war sein Zuhause.
    Schließlich gelangte er an ein unscheinbares kleines Haus am Ende einer langen, ungepflasterten Straße. Das Gebäude war nicht so einladend wie das Haus von Maureen Hill,

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