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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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erschossen zu werden, oder das grausame Spiel, bei dem sie unfreiwillige Teilnehmerin war.
    Sie kämpfte die Tränen nieder und fragte: »Was wollen Sie von uns?«
    »Das sagte ich doch schon«, entgegnete Ackerman, »ich möchte ein Spiel mit Ihnen machen. Wenn Sie meine Regeln befolgen und nicht schummeln, sehen Sie und Ihre Kinder das Licht des nächsten Sonnenaufgangs. Wenn Sie jedoch gegen eine meiner Regeln verstoßen …« Ackerman hob die andere Hand, in der er ein großes Messer hielt. Er legte es neben den Revolver auf den Tisch. »Sind Sie mit meinen Bedingungen einverstanden?«
    »Welche Wahl bleibt mir denn«, erwiderte Alice leise und verzweifelt. Sie würde tun, was sie tun musste, um ihre Kinder zu retten.
    Ackerman nickte. »Sehr gut. Sie sind ein braves Mädchen. Also, das Spiel ist meine Version vom russischen Roulette. Sie haben sicher schon davon gehört. Die Regeln lauten wie folgt: Der Revolver wird mit nur einer einzigen Kugel geladen. Ich schiebe die Patrone in die Trommel und lass sie rotieren, bis sie einrastet. Dann geht das Spiel los. Wir richten die Waffe auf unseren Kopf und drücken ab. Dabei wechseln wir uns ab. Ist so weit alles klar?«
    »Und die Kinder?«, fragte Alice mit zittriger Stimme.
    »Oh, die sind natürlich mit dabei«, antwortete Ackerman und lächelte. »Wie könnte man Kindern ein so lustiges Spiel vorenthalten?«
    Alice schauderte vor dem Abgrund an Boshaftigkeit, der sich vor ihr auftat. »Wie soll das gehen? Die Kinder können keine Waffe halten.«
    »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Ackerman. »Das machen Sie, meine Liebe. Sie halten den Revolver und betätigen den Abzug, wenn die Kinder an der Reihe sind. Das setzen wir so lange fort, bis einer von uns tot ist. Die verbleibenden drei Spieler kommen mit dem Leben davon. Wenn Sie oder eines der Kinder der unglückliche Verlierer sein sollten, krümme ich den beiden Überlebenden kein Haar. Das bedeutet, wenn Sie die Regeln befolgen, überstehen wenigstens zwei von Ihnen den heutigen Abend. Außerdem besteht eine Chance von eins zu vier, dass mich die Kugel trifft, und dann sind Sie alle Sorgen los.«
    Alice stockte der Atem, als ihr die Bedeutung dieser Worte klar wurde: Ackerman hatte nicht vor, sie oder die Kinder zu töten. Er wollte, dass sie es selbst tat.
    »Sie sind wahnsinnig!«, stieß sie in wilder Verzweiflung hervor. »Eines Tages werden Sie bekommen, was Sie verdienen! Ich hoffe, Sie werden in der Hölle brennen!« Sie spuckte ihn an. Obwohl es eine Geste der Hilflosigkeit war, fühlte sie sich danach besser.
    Ackerman wischte sich den Speichel aus dem Gesicht. »Vielleicht haben Sie recht. Vielleicht brenne ich schon bald in der Hölle. Aber wie dem auch sei, Sie werden bei meinem Spiel mitmachen. Sind Sie mit den Regeln einverstanden?«
    »Ja!«, rief Alice verzweifelt.
    »Sehr gut. Also los.« Er nahm den Revolver. Obwohl er ihn unter der Tischkante hielt, wo sie ihn nicht sehen konnte, beobachtete sie, wie Ackerman eine Patrone aus der Tasche nahm und zur Waffe führte.
    Beim gespenstischen Laut der rotierenden Trommel lief ihr eine Gänsehaut über den Rücken. Vielleicht hatte Lucas recht gehabt, als er geglaubt hatte, der Schwarze Mann sei in sein Zimmer gekommen. Vielleicht war Ackerman nicht einfach nur verrückt. Vielleicht war er das fleischgewordene Böse, ein Geschöpf der Nacht.
    Er schob ihr die Waffe über den Tisch hinweg zu. Der Revolver blieb genau vor ihr liegen. »Sie zuerst.«
    Alice zitterte am ganzen Leib. Jetzt war ihre Chance gekommen, und sie wusste, dass sie keine zweite bekam. Sie musste handeln.
    Sie streckte die Hand aus. Einen Augenblick starrte sie auf den Revolver, ehe sie ihn nahm. Ihre Hand zitterte so heftig, dass sie Mühe hatte, die Waffe zu halten.
    Tu es, schrie eine Stimme in ihr. Tu es!
    Und sie tat es.
    Sie packte den Revolver und richtete ihn nicht gegen die eigene Schläfe, sondern auf den Mann, der in ihr Haus eingedrungen war, der ihren Mann ermordet hatte und der sie zu einem Mord an den eigenen Kindern zwingen wollte.
    Sie drückte ab.
    Klick.
    Hoffnungslosigkeit überfiel sie, als sie begriff, dass die Waffe nicht geladen war. Dieser Irre hatte gewusst, was sie tun würde.
    Und jetzt hatte sie gegen seine Regeln verstoßen.
    Ackerman stand vom Tisch auf und kam gemächlich auf die andere Seite, wo Alice sich zusammenduckte, schockiert und verzweifelt. Er streckte die Hand aus, nahm ihr die Waffe ab und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Der

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