Ich bin die Nacht
seinen Sohn streng an. »Wir haben keine Zeit, darüber zu diskutieren, Charlie. Ich bin dein Vater, und wenn ich sage, wir müssen dies und das erledigen, und ich brauche deine Hilfe, dann erwarte ich, dass ich sie bekomme, zumindest, solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst.«
»Na schön.« Charlie verließ das Zimmer. »Wir machen, was du sagst, und wenn es noch so dämlich ist.«
Allen verdrehte die Augen. »Das wollte ich hören, mein Junge.« Er wandte sich Marcus zu. »Eines Tages wird er ein guter Mann sein – es sei denn, ich bringe ihn vorher um.«
Marcus grinste. »Der Junge ist in einem schwierigen Alter«, sagte er. »Ich war genauso. Und das nur, um aller Welt zu beweisen, dass ich ein Mann bin. Dabei war nichts von dem, was ich getan habe, besonders männlich.«
Allen tätschelte Marcus’ Arm. »Sie brauchen den Jungen nicht in Schutz zu nehmen. Er gefällt mir so, wie er ist, glauben Sie mir. Sagen Sie mir lieber, ob Sie einen Plan haben.«
Marcus schüttelte den Kopf. »Nein. Bis jetzt ging es mir nur darum, mit dem Leben davonzukommen. Allerdings kann sich der Sheriff hier unglaubliche Freiheiten nehmen. Möglicherweise hat er gute Beziehungen. Und es lässt sich nicht sagen, wie hoch sie reichen.«
Loren kam ins Zimmer. »Warum wenden wir uns nicht einfach an das FBI in San Antonio?«, fragte sie.
Marcus nickte. »Das habe ich mir auch schon überlegt. Hören Sie zu: Ich werde die FBI-Außenstelle aufsuchen, während Sie in ein Hotel einchecken und auf einen Anruf von mir warten, dass alles in Ordnung ist. Wenn Sie nach einer bestimmten Frist nichts von mir gehört haben, wenden Sie sich an die Presse. Okay?«
Allen nickte. »Okay. Aber ist Ihnen das Risiko nicht zu groß?«
Marcus schüttelte den Kopf. »Wenn ich am helllichten Tag das Gebäude betrete und dafür sorge, dass ich gesehen werde und möglichst viele Menschen meine Geschichte hören, wird es sehr schwer, das Ganze zu vertuschen. Selbst wenn jemand dort ist, der für die Gegenseite arbeitet.«
Allen atmete tief durch. »Sie haben recht. Eine andere Wahl bleibt Ihnen wohl nicht. Aber unterschätzen Sie niemals das Talent der Menschen zum Wegsehen. Wir leben in einem Land, das von der Kirche des Allmächtigen Dollars regiert wird, errichtet auf der Grundlage von Gier und unersättlichem Machthunger.«
»Fang nicht wieder an zu schwafeln«, schimpfte Loren. »Damit verschwendest du nur Zeit, und die haben wir nicht. Wir können es uns nicht leisten, hier herumzusitzen und deinem Sermon zuzuhören.«
Allen blickte sie vorwurfsvoll an. »Meinen Sermon? «
In diesem Moment stürzte Charlie ins Wohnzimmer. »Dad, da kommen zwei Autos den Weg rauf. Streifenwagen!«
27.
Alice wollte aufspringen, doch die Worte des Mannes bannten sie an ihren Platz.
»Wagen Sie es ja nicht, sich zu bewegen!«, fuhr Ackerman sie an.
Einen Moment lag starrte er in die Ferne, dann rammte er mit einer ruckartigen Bewegung das Messer in die Tischplatte. Alice sah, wie die schimmernde Klinge zitterte.
Ackerman trommelte mit den Fingern auf den Tisch und murmelte Unverständliches vor sich hin. Plötzlich schmetterte er die Hand auf die Tischplatte. Es krachte so laut, dass Alice zusammenzuckte.
»Vielleicht werde ich weich«, sagte Ackerman zu ihr, »aber ich gebe Ihnen eine zweite Chance. Doch wenn Sie diesmal nicht brav mitspielen, wird der Sinn für Disziplin, den mein Vater mir eingebläut hat, das Regiment übernehmen, und dann muss ich euch drei aus Prinzip umbringen. Und es wird kein schöner Tod, das kann ich euch versprechen. Sind Sie bereit, wie ein großes Mädchen zu spielen und sich an die Regeln zu halten, Alice?«
»Ja«, antwortete sie mit zittriger Stimme.
»Gut, dann auf ein Neues. Vielleicht habe ich die Spielregeln nicht ausreichend erklärt, deshalb fange ich diesmal an und zeige Ihnen, wie es gemacht wird.«
Er nahm die Waffe und klappte die Trommel auf. Beim letzten Mal hatte er nur so getan, als würde er eine Patrone in die Kammer schieben, aber nun war Alice sicher, dass ein Geschoss im Revolver steckte, als er die Trommel zuklappte und kreisen ließ.
Ohne zu zögern hob er die Waffe und setzte sich die Mündung an den Kopf. Fassungslos beobachtete Alice, dass er dabei grinste. Sie flehte innerlich, dass der Schuss sich löste, dann wäre dieser Albtraum endlich zu Ende.
Ackerman drückte ab.
Klick.
Kein Schuss. Verzweiflung packte Alice. Ihre Chancen auf ein Überleben hatten sich soeben um ein Sechstel
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