Ich bin die Nacht
andere ergibt sich schon.«
Die beiden Streifenwagen hielten vor dem alten Farmhaus. Der Sheriff, Lewis Foster und drei weitere Deputys stiegen aus den Fahrzeugen, darunter auch der Mann, der den verunglückten Streifenwagen gefahren hatte. Auch er war offenbar mit dem Schrecken davongekommen.
Vielleicht hat er dem Sheriff den Tipp gegeben, in welche Richtung ich gegangen bin , überlegte Marcus.
Allen verließ die Sicherheit seines Hauses, stieg die Stufen hinunter und lächelte den Sheriff und seine Männer an. »Guten Abend, Sheriff. Gibt es ein Problem? Kann ich etwas für Sie tun?«
Der Sheriff gab sich ruhig und selbstbewusst, und er redete in einem Tonfall, der zwar freundlich war, aber dennoch Aufmerksamkeit verlangte. Der Mann war intelligent und auf eine Weise präsent, die Marcus Unbehagen einflößte. »Guten Abend, Allen. Wir klappern gerade die Häuser in dieser Gegend ab. Ist Ihnen etwas Ungewöhnliches aufgefallen?«
Allen schüttelte den Kopf »Nein. Was ist denn passiert?«
»Ein flüchtiger Verbrecher treibt sich in dieser Gegend herum. Wir möchten sichergehen, dass hier nichts vorgefallen ist. Sie haben wirklich nichts gesehen oder gehört?«
Allen schürzte die Lippen. »Nun ja, über dem Maisfeld unseres Nachbarn schwebte eine glänzende Metallscheibe, die mit einem Lichtstrahl eine Kuh in ihren Bauch gesogen hat. Aber davon abgesehen war der Abend ruhig.«
Der Sheriff lachte auf. »Für so was bin ich nicht zuständig. Okay, wenn Sie etwas Ungewöhnliches sehen, das eher meine Kragenweite ist, lassen Sie es mich wissen. Inzwischen sollten Sie die Tür verriegeln und keinem Fremden öffnen. Haben Sie eine Waffe im Haus?«
»Nein, ich halte nichts von Waffen.«
Der Sheriff nickte. »Wenn Sie etwas sehen, verbarrikadieren Sie sich im Haus und rufen uns. Spielen Sie nicht den Helden. Ich weiß, dass Sie ein vernünftiger Mann sind, aber ich sage allen das Gleiche, nur für alle Fälle. Es gibt Leute, die glauben, sie könnten der große Retter sein wie in einer Filmszene, aber sie erreichen dadurch nur, dass sie selbst oder andere getötet werden.«
»Schon in Ordnung, Sheriff. Wenn uns irgendetwas auffällt, sind Sie der Erste, der davon erfährt. Viel Glück bei der Jagd nach Ihrem flüchtigen Verdächtigen.« Allen winkte zum Abschied und ging zurück auf die Veranda.
»Danke. Wir brauchen alles Glück, das wir bekommen können. Der Kerl ist ein gewiefter Hund. Gute Nacht, Allen.« Der Sheriff und seine Leute machten sich in einer Reihe auf den Rückweg zu ihren Wagen.
Marcus traute seinen Augen nicht. Sie hatten es tatsächlich geschafft. Hätte es in seiner Macht gelegen, Allen für seine Darbietung einen Oscar zu verleihen, er hätte es ohne zu zögern getan. Endlich habe ich zur Abwechslung mal Glück.
Der Sheriff wollte schon in den Streifenwagen steigen, als er eine Hand auf die offene Wagentür legte und sagte: »Ach ja, noch etwas, Allen.«
Allen wandte sich wieder dem Sheriff zu.
»Es tut mir schrecklich leid.«
»Was?«
»Das.«
Der Sheriff hob seine Waffe und feuerte rasch hintereinander. Marcus zählte vier Schüsse. Die Kugeln drangen Allen Brubaker in die Brust. Mit einem dumpfen Aufprall fiel sein lebloser Körper auf die Verandastufen.
Marcus wurde starr vor Entsetzen. Er konnte es nicht fassen. Ausgerechnet der Sheriff, der für Recht und Ordnung sorgen sollte, erwies sich als kaltblütiger Mörder.
Doch er musste sich beherrschen. Er war nun für Allens Familie verantwortlich.
Loren wollte zur Tür rennen, aber Marcus hinderte sie daran.
Er richtete die Waffe durch das Fenster auf den Sheriff. Mit einem einzigen Krümmen des Fingers konnte er das Leben dieses Mistkerls beenden. Ein roter Schleier legte sich vor seine Augen, und eine Stimme in seinem Innern drängte ihn abzudrücken. Dieser Mistkerl hatte gerade Allen ermordet. Aber Marcus schoss nicht. Er wollte sich nicht auf eine Stufe mit diesem Mörder stellen.
Er ging davon aus, dass der Sheriff und seine Leute losfuhren, und wollte sich schon vom Fenster abwenden, als er abrupt innehielt.
Der Sheriff und seine Leute kamen zum Haus.
***
Marcus senkte den Arm und feuerte dem Sheriff zwei Kugeln vor die Füße. Dann schwang er die Waffe zu den Deputys herum und ließ nahe bei jedem eine Kugel einschlagen. Die Beinahetreffer trieben sie in Deckung und beendeten ihren weiteren Vormarsch.
Loren war zu Boden gesunken und schrie vor Schmerz um ihren Mann. Die Kinder starrten schockiert aus dem Fenster.
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