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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Wahrscheinlich versuchten sie die Endgültigkeit dessen zu begreifen, was sich gerade vor ihren Augen abgespielt hatte.
    Marcus schaute wieder auf den Sheriff und seine Leute, die aus der Deckung hinter ihren Fahrzeugen die Lage sondierten. Er musste sie weiterhin niederhalten, damit sie das Haus nicht umgehen konnten. Bisher hatten sie das Feuer nicht erwidert, doch dieser Umstand erfüllte Marcus keineswegs mit falscher Hoffnung.
    Er fluchte stumm in sich hinein. Er hätte den Dreckskerl auf der Stelle niederschießen sollen, doch damals in New York hatte er sich geschworen, so etwas nie wieder zu tun, und er hatte nicht die Absicht, seinen Schwur zu brechen – es sei denn, es ging um das Überleben Lorens und der Kinder. Aber er war sich nicht sicher, ob er jemals wieder auf einen Menschen schießen konnte. Also musste er verhindern, dass er überhaupt in eine solche Situation kam.
    Aus der Deckung eines Streifenwagens rief eine Stimme: »Kommen Sie raus, Junge! Machen Sie die Sache nicht schlimmer als nötig. Sie sind es, den wir wollen. Wenn Sie rauskommen und sich ergeben, lassen wir Loren und die Kinder leben. Dieses Angebot mache ich Ihnen nur einmal.«
    Als Antwort feuerte Marcus zwei Kugeln dicht vor dem Sheriff in die Motorhaube des Streifenwagens. Dann jagte er je zwei Kugeln in die Reifen, die von seiner Position aus sichtbar waren. Mit lautem Knall explodierten die Pneus.
    Diesmal bebte die Stimme des Sheriffs vor Zorn, als er brüllte: »Wenn Sie es so wollen, Junge, dann spielen wir es so!«
    Marcus warf das verschossene Magazin aus und schob ein neues in die Pistole. Während er durchlud, rief er: »Wenn Sie oder einer Ihrer Leute sich dem Haus nähern, werden Sie feststellen, dass ich hier keine Spielchen treibe.«
    Der Sheriff gab keine Antwort.
    Marcus hoffte, dass sein Verhalten die Männer ein paar Minuten zögern ließ, aber früher oder später würden sie etwas versuchen. Sie waren zu exponiert. Ihre Fahrzeuge boten ihnen kaum nennenswerte Deckung. Vermutlich warteten sie nur auf Verstärkung.
    Wenn er, Marcus, etwas unternehmen wollte, musste er es bald tun. Je länger er wartete, desto geringer wurden ihre Überlebenschancen. Er musste den Sheriff überraschen. Bekanntlich war Angriff die beste Verteidigung, also würde er genau das tun: in die Offensive gehen.
    »Loren«, sagte er, »ich weiß, es ist schwierig für Sie, aber ich brauche Ihre Hilfe, wenn wir hier lebend rauskommen wollen.«
    Sie wischte sich die Tränen ab und gab sich einen Ruck. »Mein Leben ist mir egal«, sagte sie, »aber ich muss an die Kinder denken. Sagen Sir mir, was ich tun soll.«
    Marcus bedachte sie mit einem bewundernden Blick. Die Frau war stark. »Wo ist Ihr Wagen geparkt?«, fragte er.
    »In der Scheune, gleich bei den Polizeiwagen.«
    Marcus blickte zur Scheune hinüber und schüttelte traurig den Kopf. Das war unmöglich zu schaffen.
    »Mein Wagen steht hinter dem Haus«, sagte Charlie.
    »Können wir es bis dorthin schaffen, ohne ins Blickfeld des Sheriffs zu geraten?«, fragte Marcus.
    Charlie nickte.
    Marcus schöpfte neue Hoffnung. Wenn sie es zu Charlies Wagen schafften, konnte der Sheriff sie mit den zerschossenen Reifen nicht verfolgen. Aber der Mann war nicht dumm, ganz im Gegenteil. Möglicherweise hatten die Streifenwagen einen Posten abgesetzt, ehe sie sich dem Haus genähert hatten. Wie auch immer, sie mussten mit den Karten spielen, die sie in der Hand hielten. Und aus irgendeinem Grund schien der Sheriff sie lebendig fassen zu wollen. Andernfalls hätte er das Haus längst niederbrennen können.
    »Haben Sie noch mehr Waffen im Haus, Loren?«, fragte Marcus.
    Loren überlegte kurz. »Mein Mann hat eine alte doppelläufige Schrotflinte. Er ging früher auf die Jagd. Seit ein paar Jahren war er nicht mehr jagen, aber ich glaube, es sind noch Patronen übrig.«
    Marcus blickte aus dem Fenster und sah nach dem Sheriff. »Dann muss es reichen. Wir müssen uns beeilen. Ich brauche die Schrotflinte, ein altes Hemd oder T-Shirt, eine Dose Haarspray, eine Kaffeebüchse, ein Feuerzeug, ein paar Streichhölzer und sämtliche Patronen, die Sie auftreiben können.«
    »In Ordnung«, sagte Loren, von neuer Entschlossenheit erfüllt. »Ich bin schon unterwegs.«

29.
    Alice stand kurz davor, den Verstand zu verlieren. Wenn es nach dem Willen dieses Verrückten ging, sollte sie mit der geladenen Waffe auf ihre eigenen Kinder zielen.
    Und zwei Kammern der Trommel waren leer gewesen. Das bedeutete, das

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