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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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geschmückt. Der große Garten war erkennbar von einem Profi angelegt und äußerst gepflegt. Es war das Anwesen eines Ölbarons, nicht das eines Bezirkssheriffs.
    »Kommen Sie«, raunte Garrison. »Wir müssen weiter.«
    Vorsichtig bewegten beide Männer sich zum Schuppen. Garrison blickte um die Ecke des kleinen Gebäudes und wandte sich zu Marcus um. »Da vorn steht ein Posten und raucht eine Zigarette. Wir müssen an ihm vorbei und dann über den Hügel. Ich kümmere mich um den Mann. Warten Sie hier, bis ich Ihnen ein Zeichen gebe.«
    Marcus nickte und zeigte ihm den erhobenen Daumen. Dann beobachtete er, wie Garrison um die Ecke glitt und sich dem Posten näherte. Der Mann stand ungefähr zehn Schritte von dem Gebäude entfernt und blickte zur Grundstücksgrenze. Er rechnete sichtlich nicht mit einer Bedrohung von innen.
    Garrison schlich sich hinter den Wächter. Mit beunruhigender Präzision legte der angebliche Makler dem Mann den Arm um den Hals, entwaffnete ihn mit der anderen Hand und drückte ihm die Luft ab, bis er bewusstlos zu Boden sank. Dabei verursachte Garrison nicht das leiseste Geräusch.
    Marcus schüttelte verwundert den Kopf.
    Wer ist der Kerl?
    Nachdem Marcus zu ihm gehuscht war, überquerten beide Männer den Hügel und gelangten zu Garrisons Fahrzeug, einem großen schwarzen Geländewagen, der an einer ungepflasterten Straße unter mehreren Platanen stand.
    Sie stiegen ein, und Garrison ließ den Motor an. Augenblicke später jagten sie die Straße entlang. Marcus wusste nicht, wohin sie führte, aber im Moment war es ihm herzlich gleichgültig. Er ließ den sicheren Tod hinter sich – und die Rolle des Bauernopfers in einem verrückten Spiel, das ein größenwahnsinniger Provinzsheriff ausgebrütet hatte.
    Doch es blieb die Frage, wer der geheimnisvolle Mann neben ihm wirklich war und welche Rolle er spielte. Marcus fragte sich, ob seine Befreiung durch Garrison bloß ein Trick war und zum Plan des Sheriffs gehörte.
    Er würde es im Hinterkopf behalten. Im Augenblick traute er nichts und niemandem.
    Garrison brach das Schweigen als Erster. »Ich weiß, dass Sie Maureen Hills Leiche gefunden haben, daher nehme ich an, Sie haben am Tatort etwas entdeckt, von dem der Sheriff nicht wollte, dass jemand es erfährt. Habe ich recht?«
    Marcus erzählte ihm seine Geschichte. Als er fertig war, fragte Garrison: »Hat der Sheriff etwas Näheres zu seinen großen Plänen gesagt?«
    »Nein. Er sagte nur, dass Ackerman sehr wichtig sei. Und indem ich ihn entkommen ließ, hätte ich alles durcheinandergebracht. Aber statt Ackerman könne er auch mich benutzen. Wozu? Ich weiß es nicht. Er hat nur erwähnt, dass es jemanden gibt, den er töten will.«
    »Denken Sie nach, Marcus. Haben Sie nicht zufällig etwas von einem Ort oder einem Ziel gehört? Eine Uhrzeit vielleicht? Irgendetwas?«
    »Nein, tut mir leid.«
    Garrison schlug mit der Faust aufs Lenkrad. »Mir auch. Ich habe alles riskiert, um Sie dort rauszuholen, weil ich dachte, Sie könnten mir weiterhelfen. Aber Sie wissen offenbar noch weniger als ich.«
    Marcus blickte Garrison mit schmalen Augen an. Nach kurzem Zögern fragte er: »Wer sind Sie wirklich?«
    »Für wen halten Sie mich denn?«
    »Auf jeden Fall sind Sie jemand, der eine Frage mit einer Gegenfrage beantwortet, was ich zum Kotzen finde. Erinnert mich an einen verdammten Psychiater. Davon abgesehen, wenn ich Sherlock Holmes spielen sollte, würde ich damit anfangen, das auszuschließen, was Sie nicht sind. Sie sind kein Makler, das ist offensichtlich. Und Sie sind kein Killer. Andernfalls hätten Sie den Wachposten umgebracht, statt ihn nur schlafen zu legen. Damit scheiden Mafia, Auftragskiller und Söldner aus. Sie sind auch kein Polizist, weder von der State Police noch sonst woher. Und weil alles, was heute Nacht passiert ist, eine innere Angelegenheit ist, sind Sie wohl auch nicht von der CIA oder der NSA. Und Sie sind auf keinen Fall ein barmherziger Samariter, dazu sind Sie viel zu gut ausgebildet. Also, mein lieber Watson, würde ich aufs FBI wetten.«
    Garrison nahm den Blick kurz von der Straße und schaute Marcus von der Seite an. »Sie scheinen sich das ja gut überlegt zu haben. Aber wenn ich vom FBI wäre, warum hätte ich allein dort hineingehen und mein Leben aufs Spiel setzen sollen, um Sie zu retten? Warum rufe ich keine Verstärkung und mache der Sache ein für alle Mal ein Ende?«
    »Elementar, mein lieber Watson. Sie wissen gar nicht, wem Sie trauen können.

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