Ich bin die Nacht
vorgegangen. Die Spur ist sehr schwach, deshalb muss ich mich auf Annahmen stützen. Doch soweit es sich mir erschließt, kommt das Geld von einer Firma, in deren Vorstand einige sehr einflussreiche Personen sitzen.«
»Und wer zieht die Fäden?«
»Die Information, die ich habe, beweist gar nichts. Außerdem hört es sich verrückt an.«
»Wie meinen Sie das?«
»So wie ich es sage.«
»Sie können es mir trotzdem erzählen. Schließlich bin ich kein Geschworener. Wer?«
Garrison atmete aus. »Im Vorstand der Firma sitzt ein gewisser Matthew Jameson. Er ist der Bruder von …«
»Adam Jameson«, unterbrach Marcus ihn und schluckte schwer.
Schlimmer kann es nicht kommen.
37.
Der Sheriff saß an seinem Nussbaumschreibtisch und starrte nach draußen in die Dunkelheit. Der Schreibtisch stammte aus dem achtzehnten Jahrhundert und war ein Geschenk seiner verstorbenen Frau. Er stellte sich gern vor, wie die Gründerväter an ähnlichen Möbeln gesessen hatten, als sie die Verfassung der Vereinigten Staaten schmiedeten.
Er schloss die Augen. Was würden sie wohl von uns halten?
Alles fügte sich zusammen – mehr oder weniger. Er hatte einiges improvisieren müssen, aber seine Männer waren handverlesen und konnten sich an jede Situation anpassen. Er hatte keine Zweifel, dass Marcus Williams tun konnte, was er wollte – das Endergebnis würde er nicht beeinflussen. Der einzige Joker im Spiel war Ackerman.
Er blickte seinen Deputy an, Lewis Foster, der vor dem Schreibtisch saß: in einem Sessel, der ebenso alt und kostbar war wie der Schreibtisch des Sheriffs. Foster wartete auf seine Anweisungen.
»Lewis«, sagte der Sheriff, »ich habe ein übles Gefühl. Ich glaube, wir werden noch von Francis Ackerman hören.«
»Wir sind so nahe an der Grenze, Sir, dass jemand an Ackermans Stelle vollkommen wahnsinnig sein müsste, wenn er nicht nach Mexiko abhaut.«
Der Sheriff hätte beinahe aufgelacht und erwidert: Ackerman ist vollkommen wahnsinnig. Doch Foster entging der Widerspruch in seinen Worten.
»Bei den meisten Männern würde ich dir recht geben«, antwortete der Sheriff schließlich, »aber Ackerman ist ein ganz besonderes Kaliber. Er kennt keine Angst. Und wenn er jemanden ins Visier nimmt, ist der Betreffende hinterher tot oder wünscht sich, er wäre es. Jetzt hat er einen Grund, auf uns loszugehen.« Er holte tief Luft. »Okay, hör zu. Du fährst nach Asherton und bringst Maggie fort. Ich würde es ja selbst tun, aber ich muss mich auf den letzten Akt unseres kleinen Dramas vorbereiten.«
Foster nickte, gehorsam wie immer. »Verstehe, Sir. Nur keine Sorge. Ich bringe sie zu Ihnen.«
Der Sheriff bedachte Lewis mit einem väterlichen Lächeln und einem anerkennenden Blick. Er war mittlerweile wie ein Sohn für ihn. Lewis’ Familie war einem Mörder zum Opfer gefallen, als er noch ein Teenager gewesen war. Nach dieser Katastrophe hatte der Sheriff sich um den Jungen gekümmert.
»Okay. Aber versprich mir, dass du vorsichtig bist, Lewis«, sagte er. »Ich glaube nicht, dass ich heute Nacht noch einen Toten ertragen kann.« Er schüttelte den Kopf und fuhr leise fort: »Verdammt, ich frage mich immer mehr, ob es das alles wirklich wert ist. Ich hätte es besser wissen müssen, als ein Monster wie Ackerman aus den Augen zu lassen. Wie viele Menschen müssen noch sterben, ehe endlich alles vorbei ist? Wie hoch soll der Preis sein? So weit hätte es nicht kommen dürfen. Keinem Unschuldigen sollte ein Haar gekrümmt werden.«
»Die Dinge sind vielleicht nicht genau nach Plan verlaufen, Sir, aber wir finden Ackerman schon und halten ihn auf. Wir bringen alles in Ordnung. Aber wir müssen uns an den Plan halten. Sie haben es selbst am besten ausgedrückt, als Sie sagten: ›Manchmal muss man jemandem ins Gesicht schlagen, damit er die Augen aufmacht.‹ Sie hatten recht, Sir. Morgen werden wir jemandem die Augen öffnen, das garantiere ich Ihnen. Sie konnten nicht absehen, wie es kommt. Passiert ist passiert. Aber wollen wir zulassen, dass Menschen umsonst gestorben sind, oder soll ihr Tod einen Sinn haben?«
Der Sheriff nickte. »Mein gesunder Menschenverstand färbt wohl auf dich ab. Ja, passiert ist passiert. Wir dürfen uns jetzt nicht ablenken lassen. Wir müssen unseren Kurs beibehalten. Morgen wird ein langer Tag.«
Ein Summen ertönte, und das Display des Handys auf dem Schreibtisch leuchtete auf. Der Sheriff nahm es und schaute auf die Nummer. Der Anruf kam aus Südafrika, jedenfalls dem
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