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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Sie sind in der gleichen Lage wie ich. Schön herausgeputzt, aber niemand will mit Ihnen auf den Ball. Sie haben zumindest einige Beweise, aber Sie wissen nicht, was Sie damit anstellen sollen. Sie wissen nicht, an wen Sie sich wenden können. Bin ich nahe dran?«
    Garrison zögerte und stieß einen langen Seufzer aus. »Leider ja. Das FBI hat seit einiger Zeit einen Verdacht, was die Aktivitäten unseres Sheriffs betrifft, aber nie eindeutige Beweise. Mehrere Agenten haben hier ermittelt, aber jeder wurde geheimnisvollerweise abgezogen, sobald er die ersten Fortschritte gemacht hatte.«
    »Dann muss jemand vom FBI in der Sache mit drinhängen. Jemand mit genügend Einfluss, um solche Personalentscheidungen durchzusetzen.«
    »Deshalb bin ich hier – inoffiziell. Ich bin auf der Suche nach dem Maulwurf und sondiere gleichzeitig die Aktivitäten des Sheriffs. Mittlerweile glaube ich allerdings, dass die Sache viel größer ist, als wir bisher angenommen haben.«
    »Was meinen Sie damit?«
    Vor den Seitenfenstern huschte schemenhaft die Landschaft neben dem Highway vorüber. Garrison stellte die Lüftung eine Stufe höher. »Ich habe den Verdacht, dass der Sheriff sehr viel mehr tut, als die Welt von Serienmördern zu befreien. Erinnern Sie sich an den Kongressabgeordneten, der in Washington vor einem halben Jahr bei einem Autounfall ums Leben kam?«
    Marcus überlegte kurz. »Er wurde von einem Betrunkenen überfahren, nicht wahr? Der Kerl beging Fahrerflucht und wurde nie gefasst.«
    »Genau. Das ist zumindest die offizielle Version. Die meisten kennen einen anderen Teil der Geschichte nicht.«
    »Welchen anderen Teil?«
    »Der Abgeordnete stand in dem Verdacht, Verbindungen zur Mafia zu haben. Die Ermittlungen brachten ihn mit mehreren fragwürdigen Geschäften in Zusammenhang, bei denen zahlreiche Leute sehr viel Geld verdient hatten. Aber wenn man in dieses Spiel einsteigen will, muss man bereit sein, sich die Hände schmutzig zu machen. Irgendwann schafft man sich Feinde. Deshalb ist es wenig überraschend, dass die Umstände seines Todes ein bisschen verdächtig erschienen. Es könnte schließlich irgendeinen verärgerten Italiener gegeben haben, der einen versprochenen Bauauftrag nicht bekommen hat.
    Aber jetzt kommt es. Unser Freund, der Sheriff, und sein Kettenhund Lewis Foster waren zurzeit des Verkehrsunfalls in Washington. Sie trafen am Tag des Unfalls ein und flogen am nächsten Morgen wieder nach Hause. Welchen Anlass die Reise hatte, darüber konnte ich nichts in Erfahrung bringen.«
    »Sie halten den Sheriff und seinen Chief Deputy für verantwortlich?«, fragte Marcus verblüfft. »Aber er ist ein Kleinstadtsheriff. Weshalb sollte man ihn benutzen? Weshalb heuert man keinen Profikiller an?«
    »Er hat für das FBI gearbeitet, bis ein Serienmörder, dem er auf der Spur war, seine Frau getötet hat. Der Kerl wurde gefasst, kam aber wegen eines Formfehlers frei. Der Sheriff spürte ihn auf und schoss ihm zweimal in den Hinterkopf, während das Opfer schlief. Nach allem, was ich gehört habe, hat er weder versucht zu fliehen, noch hat er seine Tat vertuscht. Zwei Tage später ließ die Staatsanwaltschaft die Anklage fallen, und der Sheriff war ein freier Mann. Er kam hierher und richtete sich mit einer sehr dicken Brieftasche ein. Sie haben ja seine Prachtvilla gesehen. Wie geht so etwas?«
    »Sie glauben, dass irgendein Mächtiger aus Washington den Sheriff und seine Lakaien als eine Art Racheengel einsetzt? Als jemanden, der dunkle Flecke beseitigt und dabei als Sheriff legal unantastbar ist? Meinen Sie, deshalb werden der Sheriff und seine Leute geschützt und können ihren Privatkrieg führen? Weil die Befehle dazu von weit oben kommen?«
    Garrison nickte. »Genau. Deshalb kann ich keine Verstärkung anfordern. Selbst wenn ich mich an die richtigen Leute wenden würde, gingen die Informationen postwendend an die falschen. Wir sind auf uns allein gestellt. Der Sheriff hat einen großen Auftrag erhalten, und meiner Quelle zufolge soll er morgen durchgeführt werden.«
    »Morgen schon?«, stieß Marcus hervor.
    »Ja.« Garrison nickte.
    Marcus trommelte mit den Fingern auf das Armaturenbrett. »Wissen Sie, wer die Fäden zieht?«
    Diesmal schwieg Garrison.
    »Sie haben eine Idee, nicht wahr?«, hakte Marcus nach. »Das spüre ich.«
    Garrison rieb sich die Schläfe. »Ich habe zwei Jahre lang insgeheim die Spur von Geldern verfolgt, die zum Sheriff geflossen sind, und bin dabei sehr vorsichtig

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