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Ich bin die Nacht

Ich bin die Nacht

Titel: Ich bin die Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Coss
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Anschein nach. Tatsächlich war er um die ganze Welt geleitet worden, um seinen wahren Herkunftsort zu verschleiern: Washington, D. C.
    Ein Bild aus ferner Vergangenheit blitzte vor seinen Augen auf, während er sich sammelte, ehe er das Gespräch annahm. Er erinnerte sich, wie er in seiner Zelle saß, als Wärter kamen und ihn in einen Verhörraum brachten. Dann trat ein Mann ein und stellte ihn vor eine Wahl. Im Rückblick war es keine großartige Auswahl gewesen: entweder das Angebot annehmen, oder den Rest des Lebens hinter Gittern verbringen. Der Weg war klar. Doch jedes Mal, wenn er daran zurückdachte, wusste er, dass er sich immer gleich entschieden hätte – auch wenn ihm eine Vielzahl anderer Möglichkeiten angeboten worden wären.
    Der Sheriff klappte das Handy auf und hielt es sich ans Ohr. »Hier ist … oh, Sie sind es, Sir.« Er lauschte eine Zeit lang. »Ja, Sir«, sagte er dann. »Alles verläuft genau im Zeitplan.«

38.
    Marcus konnte nicht fassen, was er soeben gehört hatte. Adam Jameson, der Präsident der Vereinigten Staaten und der mächtigste Mann der Welt.
    »Sie wollen mir erzählen, dass wir uns gegen den Präsidenten stellen? Gegen ihn und seine … Todesschwadron?«, fragte Marcus.
    Garrison zuckte mit den Schultern. »Es passt. Auf der anderen Seite ist es nur eine verrückte Spekulation. Ich habe keine Beweise, dass der Präsident wirklich in die Sache verwickelt ist. Die Verbindung ist bestenfalls sehr schwach.«
    »Aber es wäre möglich? Und ehe nicht das Gegenteil bewiesen ist, müssen wir davon ausgehen, dass der Präsident tatsächlich mit drinsteckt?«, fragte Marcus.
    Garrison nickte.
    Marcus war wie betäubt. Was war in den letzten Tagen alles auf ihn eingestürmt? Nichts erschien ihm mehr wirklich. Seine ganze Welt war auf den Kopf gestellt worden.
    »Eines begreife ich nicht«, sagte Garrison.
    »Und was?«
    »Wie der Sheriff und seine Leute Sie überall finden konnten, egal wo Sie gewesen sind.«
    Marcus hatte sich die gleiche Frage gestellt, sie aber als unsinnig abgetan.
    »Mir leuchtet ein, wie er Sie auf dem Highway finden konnte. Sie wussten ja nicht, welche Mittel er gegen Sie aufbieten würde, aber er brauchte nur jede Straße absperren zu lassen. Das ist nachvollziehbar. Das Funkgerät und das Handy des Troopers hatten Sie jedoch nach dem Crash zerstört, ehe Sie ihn an der Unfallstelle zurückließen, und der Mann hatte seine Position nicht durchgegeben. Sicher, vielleicht hatte er einen Peilsender an Bord, der geortet wurde, aber das ist reine Spekulation. Deshalb stellt sich mir die Frage, wie der Sheriff Sie so rasch finden konnte. Und noch etwas. Wieso hat er keinen Moment daran gezweifelt, dass Sie sich im Haus der Brubakers versteckt haben? Wie konnte er sich seiner Sache so sicher sein?«
    Marcus grübelte über Garrisons Worte nach und durchforschte sein Gedächtnis. »Moment mal … meine Schuhe! Der Sheriff hat sich im Haus von Maureen Hill meine Schuhe geben lassen, um Abdrücke zu machen.«
    Garrison trat auf die Bremse und lenkte den schweren Geländewagen an den Straßenrand. Marcus hörte es im Heck des Wagens rumpeln und scheppern. Irgendetwas prallte mit metallischem Klirren gegen die Wandung.
    »Ziehen Sie bitte die Schuhe aus«, sagte Garrison, »und geben Sie sie mir.«
    Marcus gehorchte. Garrison untersuchte die Schuhe eingehend. »Schauen Sie, hier.«
    Marcus sah genauer hin und entdeckte einen kleinen Fleck aus frischem Klebstoff am Absatz eines Schuhs. Garrison zog ein Taschenmesser heraus, werkelte damit am Absatz herum und bog ihn zur Seite. Eine kleine Aushöhlung enthielt ein winziges elektronisches Gerät.
    »Verdammt, daran hätte ich früher denken können!«, stieß Marcus hervor.
    Garrison schüttelte den Kopf. »Woher sollten Sie wissen, dass ein Kleinstadtsheriff solche Technik einsetzt?«
    »Was machen wir damit? Kleben wir es einem Kaninchen an und lassen den Sheriff bis nach New Mexico hinter ihm her rennen?«
    Garrison lachte leise. »Gute Idee. Aber leider klappt so was nur im Film.« Er stieg aus dem Wagen, zog den Peilsender ab und warf ihn in ein Gebüsch am Straßenrand.
    Ein paar Minuten fuhren sie schweigend weiter. Schließlich fragte Marcus: »Haben Sie einen bestimmten Plan, Garrison?«
    »Andrew.«
    »Was?«
    »Nennen Sie mich Andrew. Und um Ihre Frage zu beantworten: Als Erstes müssen wir meine Quelle innerhalb der Organisation in Sicherheit bringen.«
    »Und wer ist Ihre Quelle?«
    »Ich nehme an, mittlerweile

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