Ich bin die Nacht
kann es nicht schaden, wenn Sie es wissen. Sie kennen sie. Es handelt sich um Maggie, die Tochter des Sheriffs. Sie arbeitet für mich, in meinem Immobilienbüro. Das Büro ist nur Tarnung.«
Marcus nickte nachdenklich. Er hatte diese Antwort befürchtet. In vieler Hinsicht wünschte er sich, er könnte Maggie so weit auf Abstand halten wie möglich. Mit zunehmender Lebhaftigkeit musste er immer wieder an seinen Traum denken. In diesem Traum hatte er sie nicht halten können und im Stich gelassen wie alle anderen.
Ein Schild erschien und verriet, dass es noch dreizehn Meilen bis Asherton waren.
Marcus hatte gehört, dass Tiere spüren können, wenn eine Naturkatastrophe bevorstand, sei es ein Erdbeben, ein Tornado oder ein Tsunami. Genau diesen Eindruck hatte er im Augenblick. Ihm war, als braue sich am Horizont ein Unwetter zusammen und als wäre alles, was er bisher erlebt hatte, nur ein Vorgeschmack auf das, was kam. Der Kuss, ehe das Licht erlosch.
Er blickte aufs Tachometer. Eine unerklärliche Ungeduld hatte ihn befallen. Er wusste nicht wieso, aber er hatte das Gefühl, sie kämen bereits zu spät.
39.
Maggie schritt über die kalten Fliesen in der winzigen Küche ihres Apartments. Die Kühle unter ihren Füßen kroch ihr die Beine hinauf und breitete sich im Körper aus. Als sie in die kleine Wohnung gezogen war, war der Fliesenboden ihr zuwider gewesen, doch mittlerweile hatte sie sich daran gewöhnt, mochte sogar seine kühle, beruhigende Berührung, immer wenn sie die Küche betrat.
In dieser Nacht jedoch hatte der kalte Kuss der Fliesen nichts Beruhigendes, das sie hätte ablenken können von dem, was um sie her vorging. Alle ihre Vorbereitungen und ihre Arbeit würden bald Früchte tragen. Die Würfel waren gefallen, und es gab kein Zurück.
Mondlicht fiel durch das Fenster über der Spüle und warf einen matten Glanz auf die Arbeitsplatte und den Küchentisch, erhellte aber nicht die dunklen Ecken. Maggie öffnete die Kühlschranktür. Im Mondschein wirkte die Innenbeleuchtung gleißend hell und tauchte ihr Gesicht in eine engelsgleiche Aura. Ihre glatte Haut schimmerte, ihre Augen funkelten. Ihr weites T-Shirt und die weiße Jogginghose verbargen ihre schlanke Gestalt. Ihr Haar, das noch feucht war vom Duschen, hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Nur ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht.
Aus dem Kühlschrank nahm sie die Zutaten, die sie brauchte, um sich ein perfektes Sandwich zu machen. Maggie strebte bei allem, was sie tat, diese Perfektion an. Nichts wurde dem Zufall überlassen.
Das Verhältnis der Zutaten war es, was Maggies Rezept so außergewöhnlich machte. Sie bereitete ihr Sandwich jedes Mal auf die gleiche Weise mit exakt den gleichen Mengen Truthahn, Käse, Salat und Brot zu. Der Sheriff hatte ihr viel beigebracht, vor allem, stets auf Einzelheiten zu achten. »Der Teufel steckt im Detail«, lautete sein Wahlspruch.
Maggie nahm einen Teller aus dem Schrank und legte die Zutaten für das Sandwich vor sich hin: dünn geschnittene Truthahnbrust, zwei Scheiben Provolone und ein Blatt Salat, alles umschlossen von dem Wichtigsten, dem selbstgebackenen italienischen Kräuter-Käse-Brot. Sie wickelte den Brotlaib aus der Folie. Er roch wunderbar. Sie kannte kein besseres Brot. Es kam aus der Magnolia Bakery unten im Haus und war eine Spezialität von Alexei, dem Bäcker.
Maggie legte den Brotlaib auf die Arbeitsplatte und wollte das Brotmesser aus dem Messerblock ziehen, als ihr etwas auffiel.
Das Tranchiermesser fehlte.
Wie konnte das sein? Sie vergaß niemals, ihre Sachen an ihren Platz zu tun.
Maggie ließ den Blick über die Küchentheke schweifen und schaute ins Spülbecken. Keine Spur vom Tranchiermesser.
Sie öffnete gerade den Geschirrspüler, um darin nachzusehen, als sie den dumpfen Schlag aus dem Wohnzimmer hörte.
Die Angst, die Maggie erfasst hatte, seit ihr das Fehlen des Messers aufgefallen war, stieg sprunghaft an. Hatte sich ein Eindringling das Messer geschnappt? Jemand, der im Dunkeln auf sie lauerte?
Ihr Atem wurde flach und unregelmäßig, ihre Gedanken rasten.
Ist jemand in der Wohnung?
Dann rief sie sich resolut zur Ordnung. Sie durfte sich nicht verrückt machen lassen. Sie hatte das Messer verlegt, so etwas kam alle Tage vor. Und das Geräusch hatte wahrscheinlich Alexei verursacht, der im Erdgeschoss in seiner Bäckerei hantierte.
Dennoch holte Maggie eine kompakte Pistole aus dem Nachttisch, eine Glock 19. Der Sheriff hatte darauf
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