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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
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großzukriegen. Sagt ihnen, wie man »Portmonee« schreibt. Erzählt ihnen Märchen, aber richtig! Hext ihnen Spaß an den Hals und steht ruhig nachts auf, wenn sie Bauchweh haben. Für mich ist noch genug zu tun. Und eines bleibt mir zukünftig erspart: Ich muss nicht mehr aufpassen, dass ich vom Sockel falle. Denn ich stehe jetzt fest: auf dem Boden der Tatsachen!

Hilfe, Wochenende!
    Am Wochenende kann man schön relaxen? Am Wochenende kann man machen, was man will? Nicht unbedingt! Ich fürchte mich jedenfalls immer etwas vor der Zeit, in der alle zusammenkommen.

    Von Montagfrüh bis Freitagmittag bin ich sehr beschäftigt: Ich sitze mindestens 1000 Minuten vor dem Computer und suche nach schönen Worten. Ich räume sicher 50 Teller in die Spülmaschine und wieder raus. Ich rufe mindestens 23-mal: »Mädels, habt ihr ordentlich die Zähne geputzt?«, gucke zehnmal in Kindermünder und stelle siebenmal fest, dass die beiden wieder ihren Drei-Sekunden-Trick versucht haben: Zahnpasta in den Mund und wieder ausspucken. Ich rase viermal morgens durch die Wohnung und suche Jettes Brille, um sie beim fünften Durchgang in der Cornflakesschachtel zu finden. Und ich fülle dreimal auf den letzten Drücker Zettel aus, die meine Kinder vor der Schule aus dem Ranzen fischen und auf denen ich unterschreiben soll – zum
Beispiel, dass die Klassenkasse schon wieder leer ist und ich meinem Kind bitte zehn Euro zur Sanierung mitgeben möge. Oder die Mitteilung, dass die großen Mädels in Claras Schule mitunter zu offenherzig dekolletiert herumlaufen würden und die Schulleitung sich deshalb vorbehalte, züchtige Schul-T-Shirts zu verteilen, die man – im Fall der Fälle – dann doch bitte gewaschen und gebügelt am nächsten Tag wieder zurückgeben solle. Danach ist Freitag, und ich bin ziemlich groggy.
    »Ach«, sagen Sie jetzt vielleicht, »das passt ja gut – freitags steht ja immer das Wochenende vor der Tür …« Sie haben recht, und früher, als ich noch keine Kinder hatte, war das bei mir auch so. Aber das ist lange her. Wenn ich jetzt am Freitag gegen 14 Uhr vor meine Tür gucke, sehe ich da weit und breit kein entspanntes Wochenende – höchstens fünf Paar dreckige Schuhe. Wenn ich Glück habe, stehen sie ordentlich auf der Fußmatte und flüstern: »Hol uns rein.« Wenn ich Pech habe, liegen die Schuhe kreuz und quer im Eingang und rufen: »Putz uns!« Oder: »Hallo, wir sind schon wieder zu klein!« Meistens mache ich die Tür dann ganz schnell wieder zu.
    Fakt ist: Die Organisation eines Familienlebens mit zwei Schulkindern, zwei Jobs und einer Viereinhalbzimmer-Wohnung ist von Montag bis Freitag eine gewisse Herausforderung. Die Organisation eines Familienlebens von Freitagmittag bis Sonntagabend aber auch. Ich würde sogar behaupten, die Zeit von Freitag bis Sonntag ist für mich der härtere Job, denn:

Montags muss ich nichts planen und habe trotzdem eine Menge vor – am Wochenende ist das anders
    Im Gegensatz zu Bob Geldof mag ich Montage. Denn montags muss ich einfach nur machen: Ordnung, Essen, Einkäufe, Kinderkutschierdienste … Ich spule mein Programm ab und denke nicht viel darüber nach. Am Wochenende ist das anders. Wenn Wochenenden vor der Tür herumlungern, haben sie meistens keinen Plan. Der Plan muss erst noch gefunden werden. Und genau das ist das Problem: »Es wird schön, lass uns in die Berge gehen«, sagt Jochen. »Auja«, sage ich, »wir laufen 800 Höhenmeter und trinken oben auf der Hütte ein Weißbier.« »Iiiih, Weißbier«, sagt Clara. »Iiiih, wandern«, sagt Jette, »ich will in die Seifenblasenausstellung.« »Da waren wir schon mit der Schule«, sagt Clara. »Du bist doof«, sagt Jette. »Ich will mich mit Hanna treffen«, sagt Clara. »Wir könnten Hanna mit zum Wandern nehmen«, sagt Jochen. »Ich bleibe hier«, sagt Jette. »Das geht nicht, du bist zu klein«, sage ich und fühle mich plötzlich sehr erschöpft, obwohl doch Samstagvormittag ist.
    Und genau da liegt der große Unterschied: Montage sind anstrengende Pflicht, das ist normal. Wochenenden sollen erholsame Kür sein – und wenn sie es nicht sind, ist das anstrengender als jeder Montag. Kurz: An Montagen wird man nur selten enttäuscht, an Samstagen sehr schnell.

Dienstags ist Ali am Ast – und ich muss nicht mit. Am Wochenende schon
    Stellen Sie sich vor, Sie kennen bloß fünf Buchstaben und müssen daraus Sätze machen. Geht nicht? Muss gehen, meinen die Macher der Erstklasslesebücher und dichten

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