Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern
eine Zimtzicke und eine Zimtziege mit dem Zusatz: Schimpfwort!
»Jungs, die rumrumpeln und Streit suchen, sind wilde Kerle«, erklärt mir mein Mann. »Klingt viel besser!« Soll ich Ihnen was sagen: Genau das finde ich ungerecht!
Und deshalb werde ich mich bei den Leuten von der Sprachforschung beschweren: Ab sofort sollen die das Schimpfwort hinter der Zimtzicke streichen. Oder sich ein gleichberechtigtes männliches Gegenstück ausdenken – meinetwegen Basilikumbock.
Und unsere Jette? Die nenne ich jetzt wildes Huhn!
Verhalten im Angriffsfall
Mal ganz unabhängig von solchen sprachlichen Spitzfindigkeiten, es bleibt die Frage, wie man als Mutter oder Vater reagiert, wenn der Nachwuchs mal wieder übellaunig und widerspenstig ist: flüchten, standhalten? Pädagogische Vorträge halten? Im Netz gibt es medikamentöse Hilfe: Ein Präparat namens Zickosan verspricht Hilfe bei Zickenbefall! Die Firma heißt Aha, und das Präparat kostet 9,95 Euro. Schon klar, hier handelt es sich um einen Jux, den sich vermutlich geschäftstüchtige Basilikumböcke ausgedacht haben. Trotzdem habe ich mich gefragt: Was würde eigentlich passieren, wenn die Behandlung erfolgreich wäre? Ich stelle mir das gerade vor: Meine Jette, die niemals mehr die Tür knallt, wenn ich verfügt habe, dass die Teufelskicker warten müssen, bis die Hausaufgaben mit den Ü-Wörtern erledigt sind.
Meine Clara, die nicht zwei Stunden beleidigt ist, weil ich gesagt habe, dass das Haarband, das es am Kiosk als Dreingabe zum Pferdeheft gab, aussieht wie
ein verfärbter Bratschlauch. Und ich, die ich nie mehr genüsslich »Blöde Zicke!« zischen könnte, wenn die Tussi aus dem Nachbarhaus mal wieder wartet, dass ich zuerst grüße – obwohl ich immer zuerst grüße.
Mal ganz ehrlich: Wäre es nicht ein freudloses Dasein – so ein Dasein ganz ohne entgleiste Emotionen, energische Widerworte und lästerliche Tuscheleien? Und wäre es nicht auch für unsere Männer sehr fad, wenn sie sich fortan nicht mehr als überlegene Sonderbotschafter in einer für sie völlig fremden Zickenwelt fühlen könnten?
Nein: Ein bisschen Gezicke muss sein, wenn man in einer Weiberwirtschaft lebt. Vielleicht sollte man es sogar ab und zu feiern. Zum Beispiel so: Man legt zu Hause die neue Lieblings-CD ein, spult vor bis Lied Nummer sechs und brüllt ganz laut in ein Zickenmikro (Puderquaste!) : Zickenalarm, Zicken-, Zicken-, Zickenalarm! Dabei dürfen alle mitmachen – auch wilde Hühner, Tussis, Topmodels, sollten sie gerade zu Besuch sein. Und danach: müssen alle lachen! Das ist super, denn Zicken, die lachen, sind eigentlich gar keine Zicken – weder mit Zimt noch mit Anis. Sie sind höchstens Zuckerzicken. Und nein, die stehen auch nicht im Duden. Sind aber ziemlich süß!
Mütternachtsgedanken
Seit Jahren bin ich nachtaktiv: Früher habe ich Schnuller gesucht – heute mache ich Mädchen-Mathe.
Es soll Menschen geben, die nachts um die Häuser ziehen. Die sind meistens unter 30 und ohne kleine Kinder. Es soll auch Menschen geben, die nachts schlafen. Die sind oft über 30 und ohne kleine Kinder. Sie haben stressige Jobs und deshalb keine Lust mehr, um die Häuser zu ziehen. Natürlich gibt es auch Menschen mit stressigen Jobs und kleinen Kindern, die nachts fest schlafen. Solche Menschen sind in der Regel männlich und am nächsten Morgen sehr erstaunt, wenn sie hören, dass die kleinen Kinder nachts dreimal geschrien haben und auch sonst einiges los war in der Wohnung.
Dieser Tatbestand wird ihnen meist von weiblichen Menschen mitgeteilt. Weibliche Menschen mit kleinen Kindern schlafen nur selten fest. Stattdessen wachen sie beim kleinsten Pieps auf. Sie machen Fläschchen, Lotsendienst zum Klo und Monstervertreibung. Danach
können sie nicht wieder einschlafen. Meine Kinder sind gar nicht mehr so klein. Sie verlieren keine Schnuller mehr und halten auch Monster unterm Bett für Babykram – theoretisch könnte ich also wieder wunderbar schlafen. Praktisch tue ich es aber nicht. Gern wache ich so gegen drei Uhr auf und liege ein Stündchen wach. Lange vermutete ich eine Schlafstörung, die sich nach den unruhigen Nächten der Kleinkindzeit entwickelt hatte. Ich trank Kräutertee und las unaufgeregte Bücher. Richtig geholfen hat es nicht. Dann dachte ich, es handele sich um die Vorboten früher Wechseljahre oder gar bereits um eine Art seniler Bettflucht.
Inzwischen habe ich eine andere Theorie. Ich glaube, es ist so: Ich brauche die Nacht, denn ich tue
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