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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
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dass ich mir vorgenommen hatte, nie mehr chaotische Zettel rumliegen zu lassen – mit namenlosen Telefonnummern. Was daraus geworden ist? Immerhin ein Familien-Kalender! Ja, ja, ich weiß, was du sagst: Dass ich darauf jetzt nicht nur namenlose Nummern notiere, sondern auch noch kommentarlos Uhrzeiten ankringle, sodass keiner mehr weiß, was eigentlich los ist: Claras Klavierstunde, Jettes Lehrersprechstunde, mein Arzttermin oder was???
»Und« , frotzelst du weiter, »wolltest du nicht auch den Klamottenberg auf dem Stuhl im Schlafzimmer einmal am Tag aufräumen, damit du nicht immer das schwarze T-Shirt suchst, die blauen Strümpfe oder deine Jeansjacke, in der irgendwo die Sonnenbrille ist? Statt einem Stuhl hast du jetzt eine Bank mit Klamottenberg. Toll!«
    Und natürlich hast du auch die vier Elternabende nicht vergessen, auf denen ich mich engagieren wollte. Aber du hast es hingekriegt, dass ich viermal betreten zu Boden geguckt habe, als es an die Beiratswahl ging! »Siehst du, alles nix geworden mit deinen guten Vorsätzen!« , bellst du heiser.
    »Du blöder Hund, sei endlich ruhig«, möchte ich zurückbrüllen. Aber erstens wollte ich ja nicht mehr ausrasten. Und zweitens weiß ich von einschlägigen Erziehungserfahrungen, dass Brüllen gar nichts nützt.
    Deshalb habe ich jetzt für’s nächste Jahr beschlossen: Du wirst mich kennenlernen, Schweinehund. Und ich dich. Zu diesem Zweck habe ich mich bei den Schweinehundforschern schlaugemacht. Die Schweinehundforscher sagen, dass sich das Motivationszentrum für die guten Vorsätze im Kopf befindet, genauer im rechten frontalen Stirnlappen. Dort treffen jede Menge Erinnerungen, Gefühle, Nervenbahnen und Botenstoffe wie zum Beispiel Dopamine aufeinander. Arbeiten die alle nach Plan zusammen, ist der Inhaber des Stirnlappens wild entschlossen zum Joggen oder zum Karotten-Knabbern oder zum Kinder-Loben. Vielleicht
würde es also helfen, wenn ich einen hohen Zaun um mein Motivationszentrum ziehe und davor ein Schild stelle: Schweinehunde müssen draußen bleiben!
    Ich habe aber auch noch eine andere Idee: Wenn berufstätige Mütter wie ich sich regelmäßig von schokoladensüchtigen Schweinehunden wie dir ans Sofa fesseln lassen, dann liegt das möglicherweise auch daran, dass sie einfach erschöpft sind von den vielen Dingen, die sie Tag für Tag erledigen müssen: Hausaufgaben betreuen, Texte lesen, Texte schreiben, Buntwäsche aufhängen, 20 Kirschjoghurts in den zweiten Stock schleppen, Ehemänner an die Biotonne erinnern … Und daran, dass sie sich in den letzten Tagen des alten Jahres Dinge vornehmen, die vielleicht genauso gut und vernünftig sind wie regelmäßig rausgestellte Biotonnen. Aber nicht inspirierend und nicht schön! Und genau deshalb brauchen Mütter wie ich auch gar keine guten Vorsätze, die sie sowieso nicht halten können. Sondern nur noch schöne Vorsätze, bei denen sie überhaupt nichts müssen müssen. Sondern nur noch wollen dürfen.
    »Na, und was soll das sein?«, fragst du hinterlistig. Kann ich dir sagen! Einer meiner schönen Vorsätze ist: Ich will weniger jammern, dafür mehr lachen.
    Zum Beispiel über die Zehnerpackung Klopapier, die Jochen neulich mitbrachte mit der Bemerkung, er habe sie nur deshalb gekauft, weil sie so einen selten dämlichen Namen habe: Happy End! Oder über Jette, in deren Federmäppchen ich einen kleinen Zettel fand auf dem stand: »M ist eine blödhe Q.«

    Zweitens möchte ich mal wieder einen Städtetrip machen!
    Was, Schweinehund, du sagst, du liebst Vorsätze, die mit »Mal wieder«, oder »Öfter« anfangen? Die seien so schön unkonkret und für dich ein gefundenes Fressen. Okay, ich korrigiere: Ich möchte nach Stockholm. Mit Jochen. Und zwar am ersten Aprilwochenende. Ich hab schon geguckt: Das ist noch vor Ostern, und die Flugverbindungen sind noch günstig. Und die Schwiegereltern habe ich auch schon gefragt: Sie würden die Kinder nehmen.
    Reicht das zur Abschreckung? Dann wäre da noch mehr: Ich möchte ein Waffeleisen kaufen. Ich liebe nämlich Waffeln und die Kinder auch. Sie riechen so gut, sie passen zum Winter mit Zucker und Zimt und zum Sommer mit Kirschen. Und sie gehen schnell! Warum ich bisher keins hatte? Na, weil in unserer Winz-Küche kein Platz für solche Geräte war. Aber jetzt sind wir ja umgezogen …
    Und viertens? Möchte ich mehr mit den Kindern spielen! Nein, nicht Monopoly, das dauert ewig, und ich bin immer frustriert, wenn ich eine Drei würfele und damit

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