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Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern

Titel: Ich bin ein Fundbüro - mein Alltag mit Kindern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Willers
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Wasserkocher, die nicht bereit sind, einer Mutter kraftspendende Tees zu kochen, sind für Familienhaushalte ebenso wenig geeignet wie Gefrierkombinationen, die Vätern kein kaltes Bier anbieten – womit ich schon beim nächsten Kapitel wäre:

Väter lieben Küchen, weil … ES DORT EINEN KÜHLSCHRANK GIBT
    Dass ausgewachsene Männer sich regelmäßig mit ihrem Kühlschrank verabreden, um ein wenig zu plaudern, habe ich von meinem Kollegen Axel Hacke gelernt. Seit ich sein Buch »Nächte mit Bosch« 5 gelesen habe, beäuge ich meinen eigenen Mann mit Argwohn. Ich frage mich, ob es einen Grund zur Eifersucht geben könnte. Oft gehe ich nämlich schon ins Bett, während Jochen noch am Küchentisch sitzt und Zeitung liest. Und wer weiß: Vielleicht vertraut er unserer Null-Grad-Zone Dinge an, von denen ich gar nichts ahne … Auch sonst zeigt mein Mann ein ausgeprägtes Interesse an unserem Kühlschrank: Er macht ihn täglich mehrfach auf
und guckt so ausführlich in sein Inneres, dass man meinen könnte, dort fänden regelmäßig Wechselausstellungen statt. Wenn er fertig geguckt hat, macht er die Tür wieder zu. Manchmal hat er dann ein Stück Südtiroler Speck in der Hand. Oder auch ein Weißbier. Oft aber auch gar nichts. Ich bin deshalb zu dem Schluss gekommen, dass In-Kühlschränke-Gucken für meinen Mann eine Art meditativer Akt ist. Möglicherweise hat der Anblick von gekühlten Freilandeiern und angebrochenen Spreewaldgurken- Gläsern eine ebenso beruhigende Wirkung auf Väterseelen wie neumodische Hol-dir-Kraft-Tees auf Mütterseelen.
    Eine große Stütze ist unser Kühlschrank für Jochen aber noch aus einem anderen Grund: Er übernimmt Sekretariatsfunktion für meinen mitunter etwas terminverwirrten Mann. Wir haben nämlich einen frei stehenden Kühlschrank aus Edelstahl. Edelstahl hat den Vorzug, dass Magnete sehr gut haften. Die westliche Seite unseres Kühlschranks ist deshalb vollgepinnt: Dort hängen Geburtstagseinladungen, die Krankenkassenkarten der Kinder, Rechnungen – und Hinweise für den Tag, die laufend aktualisiert werden. Ohne die westliche Seite unseres Kühlschranks, da bin ich ganz sicher, würde mein Mann vergessen, dass seine Mutter Geburtstag hat und ich einen Pressetermin im Münchner Süden und deshalb später komme. Er würde Clara bei Antonia abholen wollen, obwohl sie bei Luisa ist. Und Jette gar nicht vermissen, weil er glaubt, sie ist mit mir zum Einkaufen. Obwohl sie in Wahrheit bei Felix ist.
Und ich – wie gesagt – auf dem Pressetermin. Dies erklärt auch, warum Jochen beim spätabendlichen Zeitunglesen die östliche Seite des Küchentisches bevorzugt. Von dort hat er nämlich freien Blick auf die westliche Seite des Kühlschranks und kann sich mental schon mal auf den nächsten (All-)Tag mit zwei Kindern vorbereiten.

Kinder lieben Küchen, weil … SIE STÄTTEN DES ERFOLGS SIND
    Als meine Kinder noch klein waren, waren sie immer da, wo ich auch war – also meistens in der Küche. In der Küche haben sie sich mit meinen Töpfen auf ihre spätere Karriere als erste weibliche Drummerinnen bei den Stones vorbereitet. In der Küche haben sie auch ihren ersten ökologisch unbedenklichen Dinkelbrei gegessen und unsere Küchenwand mit einem hübschen Sprenkelmuster garniert. Auch heute noch ist unsere Küche ein wichtiges Feld für die Erprobung junger Talente. So stellte Clara kürzlich fest, dass sie bereits imstande ist, ein warmes Essen auf den Tisch zu bringen. Das warme Essen bestand aus einer Tomatensuppe mit Reis-Einlage. Die Suppe war aus der Tüte, aber immerhin so ordentlich gerührt, dass ich kein Klümpchen sichten konnte. Jette überraschte uns vorletzten Sonntag mit einem gedeckten Frühstückstisch. Es gab kalte Platten. Darauf befanden sich 14 Nutella-Brötchen-Hälften. Auch sehr schön!

    Geradezu heroische Küchenerfolge feierten meine Mädchen aber vergangenen Dezember. Damals fürchtete ich mich vor unserer Gewürzschublade. Ich hatte nämlich außen an der Schublade eine Mehlmotte entdeckt. Mehlmotten, die sich an Küchenschubladen rumtreiben, bedeuten nichts Gutes. Und so weigerte ich mich nun, die Schublade zu öffnen. Ich saß nur da und haderte mit meinem Schicksal. Und als ich so dasaß, erbarmten sich meine Töchter: Sie zogen die Schublade raus, inspizierten akribisch alle Schachteln und wurden schließlich fündig: Viecher in der Mandeltüte! Doch bevor ich hysterisch werden konnte, machten meine Mädels kurzen Prozess: Sie holten einen großen

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