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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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wohlbekannte Tatsache, dass er ein widerwärtiger Pizzahasser und Nudist ist.
    Auch Polly Quattlebaum und die anderen Arschkriecher haben ihren schleimigen Weg in die erste Reihe gefunden. Alle, und ich meine wirklich alle, sind ganz wild darauf, zu hören, was der große Mann zu sagen hat.
    »Also erteile ich hiermit …«
    Donnernder Applaus brandet auf, als Sheldrake sich aus der Phalanx von Bodyguards löst. Es ist merkwürdig, ihn aus dieser Perspektive zu betrachten, ihn fast so zu erleben wie alle anderen auch: als Respekt einflößende, machtvolle Persönlichkeit. In seiner zerknitterten Tweedjacke steht er am Rednerpult, und während seine Haare im Wind flattern und dabei an die seidigen Fäden eines Maiskolbens erinnern, sieht er tatsächlich nicht wie ein Industrieboss, sondern eher wie ein weiser Professor aus.
    »Es hat viele Spekulationen gegeben, warum ich den Wunsch geäußert habe, an einer Middle School über die Bedeutung von Schülerwahlen zu sprechen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich keine unlauteren Absichten hege …«
    Außer dafür zu sorgen, dass dein Boss die Wahl gewinnt.
    »Ich hege einzig und allein ein tiefes Vertrauen in die Kraft der repräsentativen Demokratie, und als ich davon
hörte, dass zur Zeit die Schülerwahlen auf der Tagesordnung stehen, habe ich Mr. Pinckney gebeten, aus diesem Anlass ein paar Worte an Sie richten zu dürfen, an die zukünftigen Führer unserer großen Nation. Es ist ein kostbares Geschenk, das Sie nun erstmals erproben dürfen. Sie stehen vor einer wichtigen Entscheidung …«
    Das alles ist natürlich bloß das übliche belanglose Blabla, bevor er zur Sache kommt. Gleich wird Sheldrake den Leuten erzählen, wie er auf dieser Schülerversammlung völlig unerwartet einen jungen Mann kennnenlernte, der alle Fähigkeiten in sich vereinte, die man sich von einem zukünftigen Klassensprecher nur wünschen könne.
    »Und so habe ich auf dieser Schülerversammlung völlig unerwartet einen jungen Mann kennengelernt, der alle Fähigkeiten in sich vereint, die man sich von einem zukünftigen Klassensprecher nur wünschen kann.«
    Sheldrake wird zugeben, dass die positiven Eigenschaften dieses Mannes womöglich nicht jedem sofort ins Auge springen, er jedoch ein äußerst gutes Gefühl habe, was seinen Charakter betreffe.
    »Womöglich springen seine positiven Eigenschaften nicht jedem sofort ins Auge, doch kann ich Ihnen versichern, dass ich ein äußerst gutes Gefühl habe, was seinen Charakter …«
    Er möchte natürlich keine direkte Wahlempfehlung aussprechen, doch allen zukünftigen Achtklässlern raten, einen sorgfältigen Blick auf Oliver Watson Junior zu werfen.
    »Natürlich möchte ich keine direkte Wahlempfehlung aussprechen, doch rate ich allen zukünftigen Achtklässlern, einen sorgfältigen Blick auf …«
    In diesem Moment explodiert die Bombe.

    Jedenfalls glaube ich, dass es sich um eine Bombe handelt. Ich bin kein Experte in solchen Sachen, aber der Teil der Bühne, auf dem Lionel Sheldrake stand, ist plötzlich verschwunden. Man hört ein so ohrenbetäubendes Dröhnen, als würde Gott die Toilettenspülung betätigen. Jemand ruft: »Die Rache ist unser, die Rache ist unser!«, und alle fangen an zu schreien.
    Dann bricht eine heillose Panik aus. Die Leute flüchten in verschiedene Richtungen, stoßen zusammen und rennen sich über den Haufen. Miss Broadway steht auf einem Stuhl und schreit wirres Zeug von »Terroristen« und »Außerirdischen«. Konrektor Hruska versucht sie durch eine sanfte Ohrfeige zur Besinnung zu bringen. Sie bricht mit ihrem Ellbogen seine Nase.
    Die ganze Bühne zittert wie Wackelpudding. Randy, der sich auf meinem Schoß wiederfindet 99 , flüstert: »Wahnsinn.« Mir fällt vor allem auf, dass die Zeitungsreporter vollkommene Ruhe bewahren. Sie schließen ihre Notebooks - als hätten sie nichts anderes erwartet - und ziehen hässlich aussehende Schlagstöcke hervor. Dann stürmen sie auf die Bühne und sehen auf einmal aus wie ein Sondereinsatzkommando. Sie sind es, die »Rache« rufen.
    Und sie hätten auch alles schnell unter Kontrolle gebracht, würde ihnen nicht plötzlich ein zweites Sonderkommando entgegentreten. Es besteht aus den Fernsehjournalisten und Kameraleuten, die ebenfalls Waffen hervorziehen und die Jungs von der Zeitung direkt vor der Bühne in einen Kampf verwickeln, während sich alle anderen in Sicherheit bringen.

    Meine Mutter starrt mich unentwegt an, als frage sie sich verzweifelt, wie sie

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