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Ich bin ein Genie und unsagbar böse

Titel: Ich bin ein Genie und unsagbar böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josh Lieb
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PRESIDENT-Kampagne von der Garage in die Küche um. Nach der Schule sitzt Mom nun Tag für Tag mit Logan und Liz an der Theke. Sie sind von einem Glitterregen umgeben und kichern um die Wette. Tati sitzt derweil am Küchentisch, lackiert ihre Nägel und schimpft, sie sollen »endlich mit dem schwachsinnigen Gegacker aufhören und wieder an die Arbeit gehen«. Wirklich süß.
    Doch habe ich sie im Verdacht, irgendwas im Schilde zu führen. Als ich gestern zum Kühlschrank unterwegs war, um mir ein Biskuittörtchen 92 zu genehmigen, fingen sie gleich alle an zu schreien, als ich meinen Fuß in die Küche setzte. Sie starrten mich an und lächelten seltsam, als hätte ich einen Popel an der Backe. 93 Liz’ Blick war besonders intensiv. Ihre Augen traten aus den Höhlen, als hielte sie die Luft an. Dann platzte
es plötzlich aus ihr heraus: »Wir haben eine Überraschung für dich, Ollie!«
    Logan trat gegen ihr Fußgelenk. »Halt die Klappe, Liz!«
    »Ich hab doch nicht gesagt, was es ist, Logan!«
    »Schluss damit!«, kommandierte Tati. »Liz, du machst zehn Liegestütze, weil du den Schnabel nicht halten kannst. Logan, zwanzig Liegestütze, weil du sie getreten hast. Für Bestrafungen bin immer noch ich zuständig.«
    Logan und Liz ließen sich sofort auf den Boden fallen und absolvierten stöhnend ihre schlampig ausgeführten Liegestütze.
    Wirklich faszinierend. Ich wandte mich an meine Mutter und riss die Augen sperrangelweit auf. »Was für eine Überraschung, Mom? Schokolade?«
    Sie öffnete lächelnd ihren Mund, um mir zu antworten, doch Tati hob warnend den Zeigefinger und sagte: »Willst du auch ein paar Liegestütze machen, Jumbos Mom?«
    Mom klappte den Mund wieder zu.
    Dann zog sich Tatianas Mund zu einem breiten Krokodilgrinsen auseinander. »Immer mit der Ruhe, Mopsi. Wir haben nur über die Kampagne gesprochen. Die einzige Überraschung besteht darin, dass mir unser Maulwurf keine SMS mehr aus der Sparks-Wahlkampfzentrale schickt. Also müssen wir noch härter für deinen Sieg arbeiten, das ist alles.«
    Irgendwie glaubte ich nicht, dass das wirklich die Überraschung sein sollte. Dennoch war ich überrascht. Verna schien sich auf die faule Haut zu legen. Ich beschloss, den nächsten Scheck für sie ein bisschen kleiner ausfallen zu lassen.

    Dann scheuchte mich Mom aus der Küche. Als ich schon halb durch den Flur getrottet war, begannen sie wieder zu kichern.
    Das ist wirklich das Tollste, was je passiert ist. Meine Mutter hat eine Clique.

Kapitel 30
    Extreme Veränderung auf dem Mega-Vollidiotensektor
    Moorhead sieht gut aus.
    Okay, gut ist vielleicht übertrieben. Ich meine, er ist immer noch Moorhead. Aber irgendwie hat er sich gemausert. Er ist ein wenig dünner geworden, sein Körpergeruch hat sich deutlich gemildert und seine Zähne sind nicht mehr ganz so gelb wie früher. Womöglich hat er die spannende Welt der Zahnpasta entdeckt 94 , die ebenso reinigt wie aufhellt.
    Die größte Wandlung hingegen betrifft seine Haltung. Die einst schlurfenden Schritte des alten Jungen sind einem wiegenden Gang gewichen, und in seinen Augen liegt ein Funkeln verborgen. Sein Grinsen ist noch breiter und selbstzufriedener als zuvor. 95
    »Und, hat jeder Spaß mit Die Outsider gehabt?«, fragt er rhetorisch, während er den Mittelgang entlangschlendert.
»Ich will’s hoffen, denn das ist eines meiner Lieblingsbücher.«
    Ich bin überrascht, denn 1) mag auch ich Die Outsider und 2) wusste ich nicht, dass wir dieses Buch gerade lesen. Ich lasse rasch meinen Blick durch den Raum schweifen und muss feststellen, dass ich der Einzige bin, der immer noch ein Exemplar von Fahrenheit 451 in der Hand hält. Vielleicht sollte ich doch besser im Unterricht aufpassen.
    Aber ich bin nicht der Einzige, der sich umsieht. Moorhead taucht hinter mir auf und nimmt mir das Buch aus den Händen. »Na, Oliver, bist du immer noch mit Bradburys Werk beschäftigt?« Er dreht seinen Kopf, sodass jeder in der Klasse sein strahlendes Gesicht sehen kann. »Vielleicht gibt es hier einen gewissen Jemand, der nicht zum Lesen kommt, weil er ständig Plakate kleben muss.«
    Er wartet, bis das erwartete Gelächter abebbt, bevor er mir das Exemplar von Fahrenheit 451 zurückgibt. Ich lächle ihn dankbar an und sage: »Ich mag den Teil, wo sie Bücher verbrennen.«
    Bei dieser Bemerkung verziehen sich seine leberfarbenen Lippen unmerklich, doch wie viel Wind ich ihm auch aus den Segeln genommen habe, so hat er sich doch längst davon erholt,

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